Archiv für

Aus einem Guss

Veröffentlicht in 14. April 2014

Und wie fasten Sie? Martin Buber erzählt von einem Chassid, der einmal von Sabbat zu Sabbat fastet. Am Freitagnachmittag überkam ihn ein so grausamer Durst, dass er meinte sterben zu müssen. Da erblickte er einen Brunnen, ging hin und wollte trinken. Aber sogleich besann er sich, um einer kleinen Stunde willen, die er noch zu ertragen hätte, würde er das ganze Werk dieser Woche vernichten. Er trank nicht und entfernte sich vom Brunnen. Stolz flog ihn an, dass er die schwere Probe bestanden habe. Wie er dessen inneward, sprach er zu sich »Besser, ich gehe hin und trinke, als dass mein Herz dem Hochmut verfällt.« Er kehrte um und trat an den Brunnen. Schon wollte er sich darüber neigen, um Wasser zu schöpfen, da…

89 unverdient

Veröffentlicht in 13. April 2014

»Ich denke aber, dass die Punkteteilung am Ende verdient ist.« Lucien Favre, Borussia Mönchengladbach

Gesagt. Verdient? Großes Fragezeichen. Als Fußballfan muss man vieles ertragen können. Interviews. Krampf. Versiebte Torchancen. Planloses Gekicke. Verschossene Elfer. Lattenknaller. Klägliche Bemühungen des eigenen Teams überhaupt so etwas was-nach-Fußball-aussieht zu spielen. Das schlimmste überhaupt: Gegentore in den Schlußminuten eines Spiels. Haare raufen. Darf das wahr sein? Zum x-ten mal in dieser Saison den vielgepriesenen Sack nicht zugemacht. Gut gespielt. Vorbildlich gekämpft. Der Mensch sich nicht selber belohnt. Ein großartiges Rennen fährt. Mit Vorsprung auf die Zielgerade einbiegt. Die Kette reißt, die Gabel bricht oder ein anderes Malheur ihn einholt. Der Ball im Netz zappelt. Die schlechtere Mannschaft doch noch was reißt. Die vermeintlich Abgehängten aufschließen. Alles dahin, außer des Gegners Lobeshymne. Toller Typ. Tolles Team. Und bestimmt irgendwann ein Rennen gewinnen wird. »Im Sturz durch Raum und Zeit, Richtung, Unendlichkeit. Fliegen Motten in das Licht…« Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Und Morgen erwacht ein neuer Tag. Platte Satzbausteine. Gesungen oder gesprochen. Aus Höflichkeit. Der platte Reifen, der den Sieg zunichte macht, hat wenig höfliches an sich.

KVALITET eine Gute

Veröffentlicht in 12. April 2014

Fährste Öffentlich. Haste Augen offen. Kannste was entdecken. Iste ja nicht so, dass ich mich darüber lächerlich machen will. Dickes Schmunzeln. Foto gezückt. Iste auch nicht ganz so einfach mit der Sprachen. Dem Schreiben. Mit dem Genitiv und so. Im Deutschen im ganz besonderen. So heißt es. Immer wieder eine Herausforderung. Für den Einen mehr – für den Anderen etwas weniger. Und das meine ich geschlechterneutral. Hätte statt »den die«, »Einen Eine«, »den die« und »Anderen Andere« schreiben können. Bin mir nicht mal ganz sicher ob das mit dem GROSS SCHREIBEN so korrekt ist. Könnte googeln. Arbeite nicht mit WORD oder einem Rechtschreibprogramm. Lieber frei Schnauze. Auf mich selber angewiesen. Im Zweifelsfall ist es falsch oder nur halb richtig. Der Kollege Handwerker ist dem…

Fahrt aufnehmen

Veröffentlicht in 9. April 2014

Aufwachen. Aufstehen. Den Eingang zum Tag finden. Fensterblick. Sonne scheint. Laufen gehen. Nein es ist nicht 6 Uhr oder früher. Nenne es liebevoll 7 plus x. Sehr angenehm. Morgenluft. Vögelgezwitscher. Dieser Luxus ist mir durchaus bewusst. Die Garagen und Stellplätze der Nachbarn sind leer. Das vertraute Rauschen in der Ferne. Nicht Natur. Nicht Wasserfall. Die Autobahn. Wirtschaftsregion Mittlerer Neckar. Der Tag nimmt Fahrt auf. Meine Morgenrunde. 36 Minuten. Knapp 6 Kilometer. Es ist kein Training. Ich werde und will keine Rennen gewinnen. Es ist den Tag anderes zu beginnen. Fahrt aufnehmen. Den Moment zu nutzen. Die Langsamkeit entdecken. Beeindruckend ein Freund, der in seiner Mittagspause hin und wieder die Stadt seiner Arbeit erkundet. Unterschiedliche Stadtteile. Immerwieder eine andere Ecke. Zu Fuß. Mit öffentlichen Verkehrsmittel.…

Ob es mir schwer fällt?

Veröffentlicht in 6. April 2014

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Ob es mir schwer fällt? 7 Wochen ohne. Ich bin das Vitamalz. Was für eine Frage? Nein. Weit weg vom Heldentum. Nein. Fasten ist nichts besonderes. Gehört nicht viel dazu. Außer es geht ans Eingemachte.  Zucker? Schwierig. TV? Langweilig. SocialMedia? Ausgeschlossen. Fußball? Niemals. So viel die Wahl auf kein Alkohol. Ich bin nicht als Schluckspecht bekannt. Von daher recht easy. Die 7 Wochen vor Ostern mal anders angehen. Nicht anklagend. Muss man nicht. Ist jedermanns/fraus Sache, ob oder ob nicht. Ob es mir schwer fällt? Ganz ehrlich – mir wurde diese Frage nie gestellt.

Sommerzeit

Veröffentlicht in 3. April 2014

Uhrumstellung. Gefällt mir. Länger hell. Im Frühjahr blöder – wegen einer Stunde weniger Schlaf. Aber was macht das schon. Die Kühe haben es da schwieriger sagt der Bauer. Gefährliches Halbwissen – am Kuhschlaf wird es nicht liegen. Weiß nicht einmal ob Kühe überhaupt schlafen. Sind Wiederkäuer. Das weiß ich noch aus Grundschulzeiten. Mehr weiß ich nicht mehr. Sommerzeit bedeutet auch die Uhr in meinem Mercedes Vito umzustellen. Auf die neuen Zeitbedingungen. Was bei der Küchenuhr ein Kinderspiel ist – ist beim Auto ein kleines Drama in drei Akten. Wie jedes halbe Jahr. Zum Verrücktwerden. Wie geht das wieder? Alle möglichen Schalter gedrückt. Mein Vito hat so ein modernes Lenkrad mit Knöpfen für die Menüführung. Lautstärke, Tageskilometer, Verbrauch und so. Immer beide Hände am Lenkrad. Sicherheit geht vor.…

Das Paradox unserer Zeit II

Veröffentlicht in 30. März 2014

Das Paradox unserer Zeit ist: Wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten. Wir verbrauchen mehr, aber haben weniger, machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude. Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit, mehr Ausbildung, aber weniger Vernunft, mehr Kenntnisse, aber weniger Hausverstand, mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger Gesundheit. Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen, stehen zu müde auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten. Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Wir sprechen zu viel, wir lieben zu…

Das Paradox unserer Zeit

Veröffentlicht in 29. März 2014

Es gibt so etwas wie moderne Propheten. Propheten sind keine Wahrsager die die Zukunft voraussagen. Nein, Propheten im biblischen Sinn sagen die Wahrheit ihrer Zeit, unverblümt, direkt und offen. Einer dieser modernen Propheten ist Bob Moorehead, ein amerikanischer Geistlicher. Er hat seine Wahrheiten ins Internet gestellt und seither gehen sie um die Welt. Seinen Blick auf die inneren Widersprüche unserer westlichen Gesellschaft finde ich so bedenkenswert, dass ich einen Teil seiner Worte weitergeben will. Er nennt sie das Paradox unserer Zeit und schreibt: »Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht wie man lebt. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr zur Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht…

Kutscher II

Veröffentlicht in 27. März 2014

Die Glubberer hört man lange singen, während unsereins gen Busparkplatz trabt. Leer. Vor wenigen Minuten Abpfiff. Die Spieler mit leeren Blicken vor den Fans. Vereinzelt Pfiffe. Das Kollektiv trägt Trauer. Der Torwart dreht sich als erster weg. Der Kapitän bleibt am längsten. Wie in der Schifffahrt. Außer Costa Concordia. Wir sind am kippen. Niemand wird zu Schaden kommen. »Hurra Hurra die Schwaben waren da.« »Und die Punkte bleiben wo sie hingehören. Hier im Frankenland«, frohlockt der Stadionsprecher. Klang- und Sanglos unsere Weiß-Roten. Traurige Lieder wurden gespielt. Wahrheit. Gesangverein Concordia . Bis auf die Kurve – die ggf. auch nach Aue fährt – scheint es für die Bundesliga nicht zu reichen. Heuer. Elf Spieler. Teuer. Kein Team. Kein Speed. Kein Spirit. Kein Feuer. Wahrheit. Der…

Kutscher

Veröffentlicht in 26. März 2014

Im Vorfeld gibt es noch einige Verhaltensregeln. Wie das mit dem Rauchen angedacht ist. Wie der Umgang untereinander. Alkohol und Müll. Eigentliche die normalen Dinge die gewöhnlich als geklärt gelten. Und dass der Busfahrer mit Respekt zu behandeln ist. Dass der Begriff des Kutschers nicht angemessen erscheint. Wohl war. Mit gewissem Respekt habe ich mich für die Fanbus-Fahrt gen Lebkuchenstadt angemeldet. Englische Woche. 200k von Stadion zu Stadion. Ist überschaubar. Sitzplatz gefunden. Der Bus rattert über die Autobahn. Redseligkeit. Zeit vergeht. Kurzweilig. Zuhören was andere zu sagen haben. Es geht wen wunderts um Fußball. Das Übliche. Wer alles keine Ahnung hat. Und dass… Die Arbeit. Gewerkschaften. Den Bischof von Limburg und Helene Fischer. Rollender Stammtisch. Herrlich. Halte mich zurück. Kein Bedürfnis mich mitzuteilen. Bierseligkeit.…

Francesco

Veröffentlicht in 25. März 2014

Was für ein Szenario. Eine Gruppe Männer. Zweiundzwanzig an der Zahl. Vielleicht weniger. Mehr oder ungerade. Nicht gezählt. Nicht entscheidend. Ein Fußballspiel. Miteinander gegeneinander. Kein offizielles Spiel. Keine Trikots. Die Einen zur Unterscheidung und Einteilung der Teams mit grünen Leibchen gekennzeichnet. Sie scheinen sich also regelmäßig zu treffen, so meine Vermutung. Das war’s dann aber bezüglich der Teamkleidung. Diese so bunt – wie die Nationen, die auf dem Platz stehen. Eine Augenweide. Freizeitkicker. Das geht es um nicht’s – außer um die Ehre. Sprich – um alles. Jeden Sonntag. Selbe Stelle. Selbe Uhrzeit. Lederball. 2 Tore. Wetter egal. Gut ist. Erinnerungen. Jeden Mittwoch. Höhepunkt der Woche. Kicken mit Freunden. Gleicher Stil. Vielleicht hätte ich deshalb als Zuschauer gerne länger verweilen und beobachten mögen. Es…

Glück ist…

Veröffentlicht in 20. März 2014

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Heute ist der internationale Welttag des Glücks. Unsicher ob man den nicht das wirklich braucht. Um glücklich zu sein vermutlich nicht. Der franzöische Philisoph Jean-Jacques Rousseau dazu: »Glück besteht aus einem schönen Bankkonto, einer guten Köchin und einer tadellosen Verdauung.« Mhhh.
Unlängst in den Bergen. Skipiste. Nebel. Die Hand vor den Augen nicht gesehn. Und dann riss der Himmel auf. Durchatmen. Sonne. Genießen. Wenn auch nur für kurz. Es sind die kleinen Momente. Es ist das kleine Glück. Und so individuell wie das Leben.
Apropos Glück. Samstag 15:30 wünsche ich meinen Weiß-Roten endlich das Quentchen Glück. Das wunderbare Gefühl des Siegens nach langer Durststrecke. Die Sonne sehen. Die Hamburger sehen das anderes. Das ist legitim. So ist es nun auch wieder.

Ein wunderbarer Text von Liv Kortina:
Glück ist, dass das Leben dir vieles schenkt. Und wenig erspart.

Glück ist nicht käuflich. Aber vieles, was zum Glücklichsein beiträgt, kostet Geld.

Glück ist nicht jedes Unglück auf den lieben Gott abschieben müssen. Ab und zu kann er wirklich nichts dafür.

Glück ist an den Falschen geraten und trotzdem das Richtige tun.

Glück ist ja sagen können zu dir selbst, wenn alles gegen dich spricht.

Glück ist kein Held sein zu müssen.

Glück ist nicht hier auf Erden Gott ähnlich sein, sondern sein fragendes Gegenüber.

Glück ist nicht konkurrieren müssen mit anderen. Aber etwas leisten dürfen, worin du ganz du selber bist.