Archiv für

Bruchsal

Veröffentlicht in 12. Dezember 2017

Zwei Frauen. Nachtzug. Nur im Halbschlaf bekomme ich Veränderung mit. Aussteigen. Einsteigen. Der Schaffner ist mit Security-Leuten unterwegs. Kleines Gepäck haben sie dabei. Keine Ahnung wo eingestiegen. In Köln wie ich später erfahren werde. Schlafe weiter. Habe ja noch Zeit bis Frankfurt-Flughafen. Muss dort umsteigen. Gibt keinen Direkt. Leider. Stelle mir Wecker. Döse und düse weiter gen Süden. Heimfahrt. Gestern war ein langer Tag. Bis jetzt – 6 Uhr am Morgen. »Ist der nächste Halt Frankfurt-Flughafen«, fragt mich eine der Frauen in gebrochenem Englisch. Es beginnen vierzig außergewöhnliche Minuten. Vom Döse-Modus auf Hellwach. »Ja«, erwidere ich in fließendem Englisch und erkläre in stockendem deren weiteren Reiseweg, den eine mir in einem DB-Ausdruck vorlegt. Will ein Foto machen. Traue mich nicht. Die beiden Frauen wollen…

Der Segen des kritischen Rationalismus

Veröffentlicht in 27. Oktober 2017

SB1710_achimseiter_1200Versuche wieder mehr zu lesen. Hin und wieder gibt es Momente des Glücks, dass ich an etwas hängen bleibe. Das kann ein Buch, eine Geschichte sein. Etwas dass mir in Erinnerung bleibt. Für kurz oder lang. Das ist nicht entscheidend. Allein der Moment. Das gute Gefühl ist ausreichend. Ausreichend gut. Kleiner Widerspruch in sich. Gut und ausreichend. Klingt so nach geradeso das Ziel erreicht. Die Sache mit den guten Pferden, der Höhe und dem Springen.  Ist nicht gemeint. Ausreichend wie – es genügt mir für diesen Moment. Aber schon Lust auf mehr.

Oder ich stolpere über einen Text. Eine Formulierung die zu einer Erklärung wird. Nicht unbedingt für etwas nach dem ich suche. Nein, einfach plopp. Stolpern. Da war es. Say Yeah. Glücksmoment.

»Aber von allen politischen Idealen ist der Wunsch, die Menschen glücklich zu machen, vielleicht der gefährlichste. Ein solcher Wunsch führt unvermeidlich zu dem Versuch, anderen Menschen unsere Ordnung und Werte aufzuzwingen, um ihnen so die Einsicht in Dinge zu verschaffen, die uns für ihr Glück am wichtigsten zu sein scheinen; also gleichsam zu dem Versuch ihre Seelen zu retten. Der Versuch, den Himmel auf Erden einzurichten, produziert stets die Hölle.«

Karl Popper

Genau das ist es. Es ist eine Definition von Hölle, wenn ich eines Anderen, einer Anderen Bestes will. Ohne zu wissen was das ist. Nur aus dem heraus, was meine eigene Deutung zum Beispiel des Glücksbegriffes ist.

Klingt kompliziert. Nicht auf alles übertragbar. Auch klar. Leben ist ein einfaches Ding. Meistens. Manchmal. Nie und immer.

Zum kurz oder lang, zum vergessen. Die ganz wichtigen Dinge bleiben in Erinnerung.  Und noch ein Popper: »Man kann nicht mehr wissen, als man weiß«.

 

Aufstehen #1

Veröffentlicht in 17. Oktober 2017

Heute früh bevor ich mich auf den Weg begab, bin ich aufgestanden (wie eigentlich jeden Morgen) um danach aufzustehen gegen Rassismus. Besser abgekniet. Wie die Hertha. Keine Dame (vielleicht doch), sondern ein Fußballverein vor dem Heimspiel gegen Schalke. Die Hertha, die laut »taz« bisher eher nicht als politischer Verein, sondern eher als Kämpfer für mehr Parkraum in den Berliner Nobelbezirken aufgefallen ist. Böse Zungen behaupten ein cleverer Markenbildungs-Schachzug. Weltweite Presse. Lassen wir mal so stehen. Ich kann mit der Hertha eh nicht. Von daher… Hintergrund des Protestes ist, dass in den Vereinigten Staaten zunächst schwarze Sportler beim Abspielen der Nationalhymne niederknieten, um gegen Diskriminierung und Polizeigewalt gegen Schwarze zu protestieren. Hertha steht für Vielfalt, Toleranz, Verantwortung und Weltoffenheit heißt es in einer Erklärung des…

Anleitung zum gelegentlichen Anderssein

Veröffentlicht in 16. Oktober 2017

Morgengedanken Bottwartal Marathon 2017 Jesus von Nazareth war ein Meister des Überraschungseffekts. Aber nicht weil er eine Show machen oder die Menschen überrumpeln wollte. Nein, dadurch, dass er die Menschen überrascht hat, hat er sie das Leben tiefer verstehen lassen und sie etwas von Gott spüren lassen. Sei es dass er die üblichen Rangordnungen auf den Kopf gestellt hat – durch Sätze wie »die Ersten werden die Letzten sein« oder dass er die Erwartungen der Leute unterlaufen hat. Wenn er sich zum Beispiel von einer Frau von schlechtem Ruf die Füße salben ließ. Immer ging es ihm darum den Menschen gut zu sein, ihnen gut zu tun, ihnen zu helfen zu sich selbst gut zu sein. Weil so und nur so das spürbar wurde…

Plusquamperfekt

Veröffentlicht in 2. Oktober 2017

Ab sofort lächle ich dich an. Wochenlanges überlegen. Europaweite Ausschreibung. Brainstorming. Flip-Charts. Ein Hin-und-Her. Abwägen. Erste Entwürfe. Bohnenkaffee aus großen Tassen. Festlegen. Anonyme Feldversuche und Beratungen. Waldspaziergänge – um einen klaren Kopf zu bekommen. Zweifel. Ist die richtige Zeit für den Wechsel? Doch lieber noch Warten. QUATSCH! War alles nicht notwendig! Idee: Brille, Ohren und Käppi. Umsetzung einfach. 1000 Dank an twistdesign. Tage des Wartens,  die sich gelohnt haben. Herrlich. Habe wirklich getestet. Vergelts an die Zwei. Einfach so. Ohne Vorwarnung. »…ich schmeiss mich weg……das ist gut!!«, war eine der Reaktionen. Mein erster Eindruck: bin GEFLASHT WOW…… YEAHHHHHH love it es sieht so »unfertig« aus…. wie ich und krumm…. Bin gerade glaube ich in mich selbst verliebt ;-) Krumm und unfertig. Was ist schon perfekt,…

Gestrandet

Veröffentlicht in 19. September 2017

Raucherkneipe. Eintritt ab 18 Jahre. Kioske Kühlschränke mit Flaschenbier. Zapfanlage und fortlaufender LED-Lichterkette hinter der Theke. In grün und lila. In gelb und orange übergehend. Wiederholend. Verschafft Atmosphäre. Barhocker an der Theke. Zwei junge Männer im gehen. Im Gastbereich leuchten die LED’s in rot und sind in Bewegung. Nicht hektisch. Die Wanduhr steht auf 23:30. Die Spielautomaten mit wechselnden Bildern. Wartend auf Gäste. Kommt wohl keiner mehr. Am kleinen Tisch links eine Frau mittleren Alters und ein Mann. Sie scheinen über Belangloses zu reden, während ich diese Zeilen schreibe. Hin und wieder eine Zigarette ansteckend. Und dass das mit einer Frau für ihn schon passen müsste, höre ich beiläufig. Große Ansprüche habe er keine. Ich würde jetzt für mein Leben gerne ein Buch lesen.…

untersommert

Veröffentlicht in 18. September 2017

DIE ZEIT macht seit Monaten eine Umfrage »Wie geht es uns?«. Mögliche Antworten: Gut/Schlecht. Und es wird nach einem Eigenschaftswort (Adjektiv – muss auch googeln) gefragt. In der Grundschule wird auch von einem Wie-Wort gesprochen. Was den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft. Über eine Million Menschen antworteten und antworten auf ihr Wohlbefinden. Und geben einen Einblick wie sich ihr Zustand beschreiben lässt. Über 6.000 Wörter wurden genannt. Über 4.500 Wörter wurden bisher neu erfunden. Mein Lieblingswort »untersommert«. Auf die mir gestellte Frage »Wie geht’s?« antworte ich in den letzten Tagen mit »untersommert«. Und erkläre. Ist immer ein schmaler Grad zwischen, willst-du-mich-auf-die-Schippe-nehmen, Fragezeichen im Blick und einem Lächeln. Da mein Wesen und Denken nicht ganz unbekannt ist – ich bei Fremden eher freundlich vorsichtig agiere…