Zwei Frauen. Nachtzug. Nur im Halbschlaf bekomme ich Veränderung mit. Aussteigen. Einsteigen. Der Schaffner ist mit Security-Leuten unterwegs.
Kleines Gepäck haben sie dabei. Keine Ahnung wo eingestiegen. In Köln wie ich später erfahren werde.
Schlafe weiter. Habe ja noch Zeit bis Frankfurt-Flughafen. Muss dort umsteigen. Gibt keinen Direkt. Leider.
Stelle mir Wecker. Döse und düse weiter gen Süden. Heimfahrt. Gestern war ein langer Tag. Bis jetzt – 6 Uhr am Morgen.
»Ist der nächste Halt Frankfurt-Flughafen«, fragt mich eine der Frauen in gebrochenem Englisch.
Es beginnen vierzig außergewöhnliche Minuten. Vom Döse-Modus auf Hellwach.
»Ja«, erwidere ich in fließendem Englisch und erkläre in stockendem deren weiteren Reiseweg, den eine mir in einem DB-Ausdruck vorlegt. Will ein Foto machen. Traue mich nicht.
Die beiden Frauen wollen nach Bruchsal. Gleicher Zug wie ich. Zumindest bis Mannheim. Dann Regionalzug nach Bruchsal.
Bruchsal. Kurios. Wer will da hin?
Beltschämm?, meine ich zu hören. »Belgium?« Kopfnicken. OK… j e t z t l ä u f t was schief. Aber gehörig.
»You’are on the way to Bruchsal (Baden), not Bruxelles (Belgium). The Ticketsalesman misunderstand you.«
Pause. »But its also nice there«.
Sie verstehen nicht. Vier fragende Frauenaugen schauen mich an. Und sich gegenseitig. Aus dem Ostblock? Auch ein seltsam nostalgisches Wort. Habe nicht gefragt. Baut Vertrauen, Bewunderung und Verständnis auf, denke ich mir. Nicht dran gedacht. Um die Dreißig. Verunsichert, was ich nachvollziehen kann. Im nächtlichen Nirgendwo eines fremdes Landes. Die Tastatur ihres Smartphones hat Zeichen die ich nicht kenne.
Vor Jahren wurden wir mitten in der Nacht an der Autobahnausfahrt Pleidelsheim von zwei Schweizerinnen gefragt, wo es hier nach Schaffhausen gehen würde. War ähnlich dämlich. Oder einfach nur pures Pech.
Brüssel. Bruchsal. Bruxelles… hat eine gewisse Ähnlichkeit was die Aussprache angeht. War noch nie in Brüssel. Bin bisher nur bis Bruchsal gekommen.
Wir sitzen bereits im ICE Richtung Mannheim. Per Bahn-Mobil-App (auch Navigator genannt) notiere ich den neuen Reiseweg auf Papier. Alle Zeiten. Alle Umstiege, Gleise und Zugnummern.
Er- und kläre alles mit der Schaffnerin, damit die beiden nach Köln zurückkommen. Kostenfrei. Danke. Sehr unkompliziert. Nicht selbstverständlich.
Einmal Köln und zurück mitten in der Nacht.
Besser dreimal. Startpunkt war ursprünglich Frankfurt-Flughafen. Naja… wenigstens haben sie was zu erzählen, wenn sie irgendwann mal in Brüssel ankommen sollten. Und was zu lachen, falls noch möglich…. was ich wünsche.
Bruxelles. Bruchsal. Muss mal nach Brüssel. Geht über Köln.
Oder mit dem Rad? Bruchsal – Bruxelles. Bin schon mitten in der Planung. 482 Kilometer. Nur.