»Liebe Freiburger.« Eigentlich – was schon gelogen ist – ein blöder Beginn für eine Art offener Brief. Weiß nicht ob sie lieb sind. Nicht alle. Muss auch nicht. Vor dem Spiel jedenfalls nicht so gut auf Schwaben zu sprechen. Voll Inbrunst und vor Stolz schier platzend intonieren sie ein Lied. Kurz vor Anpfiff. Ihres? Ehrlich. Find ich blöd. Gestrig. In der Masse vereint gegen. Gegen was eigentlich (weder noch). Oder einfach nur so. Dann die Hand von der Brust weg. Es reimt sich Militär und Ehr. Eben gestrig. Seis drum. Wenns fürs Ego taugt. Ist wenigstens friedlich.
Also kein »Liebe Freiburger.« Einfach nur »Freiburger!« Mhhh noch gestriger als gestrig. Nicht gut!
Dann eben ohne. Ganz ehrlich. Ich mag das Freiburger Stadion. Die Menschen und die Umgebung. An der Dreisam gelegen. Mein ersten Auftritt als Zuschauer ist Tage her. Dreckhaufen statt schmucker Osttribüne mit Solardach. Zweite Liga. Menschen standen auf Bierkisten (sind nicht so wackelig wie Sprudelkisten und Inhalt authentischer) oder mehreren um freien Blick auf das Spielfeld zu haben. Mitten im Wohngebiet. Heute äußerst selten. Meist Konzeptstadien. An den Stadtrand aufs Industriefeld gedrängt. Wie der Fußball. Aus Herzblut werden Kapitalgesellschaften. Wegen Wettbewerbsfähigkeit. Baulich optimiert. Der Komfort wird größer. Für mehr Business-Seats und Logen. Eigentlich (Wahrheit!) für mehr Kohle. Das sagte schon der Hoeneß, dass der Fußball von einer Spezies Mensch nicht leben kann. Eigentlich (Wahrheit 2) reicht ein Dach über dem Kopf und ein Bierstand mit verrauchter Wurstbraterei und Kühlschrank. Mit viel Liebe. Es soll – so hört man – Geschichte werden. Planen. Nicht leben. Feiner Unterschied. Ein Neubau wird‘s. Na toll. Eine weitere herzlose »Coface Arena« im Anmarsch. Profitieren tun die Großen, die die Enge und Nähe zu den Menschen nicht mehr gewohnt sind. Ihren System-Fußballspiel ob der Bedingungen nicht abrufen können. Kampfspiele. Dass vermeintlich Kleine über sich hinauswachsen und gewinnen. Heimstark. Die große Fußball-Lobby will das nicht. Ein netter Trick dem entgegenzuwirken ist unter dem Wort »Auflagen« bekannt. Super DFL. Einknicken statt Veto einzulegen. Aber die Masche funktioniert. Irgendwann haben dann auch die Nachbarn keinen Grund mehr zu klaren. Obgleich diese Sorte Mensch sicherlich immer einen finden wird.
Vergangenen Freitag. Flutlichtspiel. Was für eine Atmosphäre. Enge. Ungünstig gestanden. Letzte Reihe. Was soll‘s. Ich muss den Ball nicht über die Linie rollen sehen. Es reicht der Torjubel der Werners, Harniks und Gruezos. Vier an der Zahl. Einer traf doppelt. Mitten ins Badener Herz. Entschuldigung. Schön wars. Basta.
Danke »Liebe Freiburger«. Bitte bleibt standhaft für das Dreisamstadion. Es ist eure Heimat und ein Schmuckstück. Fußball pur. Mitten im Leben. Dort wo die Menschen sind.
Und bei all der Euphorie ein kleiner Nachdenker: »Jets, das ist ein Win. Win, das sind die New York Jets. Ihr habt euch beide so selten in letzter Zeit gesehen, da dachte ich, ich stelle euch nochmals gegenseitig vor. Denn wer weiß, wann ihr euch das nächste Mal seht.« Ja wer weiß das schon.