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Kleider machen Leute ist eine Novelle des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Erstmals 1874 erschienen.
Die Geschichte handelt von dem Schneidergesellen Wenzel Strapinski, der sich trotz Armut gut kleidet. Er gelangt in eine fremde Stadt und wird dort wegen seines Äußeren für einen polnischen Grafen gehalten. Nachdem er aus Schüchternheit versäumt hat, die Verwechslung aufzuklären, versucht er zu fliehen. Doch da betritt eine junge Dame, Tochter eines angesehenen Bürgers, den Schauplatz. Die beiden verlieben sich ineinander, worauf der Schneider die ihm aufgedrängte Grafenrolle weiterspielt. Ein verschmähter Nebenbuhler sorgt dafür, dass der vermeintliche Hochstapler entlarvt wird. Auf der Verlobungsfeier kommt es zum Skandal. Strapinski flieht, seine Braut aber findet ihn, rettet ihn vor dem Erfrieren und stellt ihn zur Rede. Als sie sich davon überzeugt hat, dass seine Liebe echt ist, bekennt sie sich zu ihm und setzt die Heirat durch. Der Schneider gründet mit ihrem Vermögen ein Atelier und bringt es zu Wohlstand und Ansehen. Die Novelle gilt als Musterbeispiel für die Stilrichtung des poetischen Realismus.

Der fußballerische Realismus sieht anders aus. Tore zählen. Auch sonst hat die es mit der Novelle nicht viel gemein. Keine Braut. Schneider ja – aber anders. Keinen Nebenbuhler. Keine Hochstapelei. Keine Verlobung. Einzig der Versuch mit Kleidung etwas zu verändern. Den Schein? Scheinbar sind es die kleinen Dinge die manchmal den Erfolg bringen oder sollen. Trainer Veh – eigentlich schick und legere gekleidet – wechselt im Vorspiel extra in den Huub-Stevens-Trainingsoverall mit garstigen aussehenden weißen Sportschuhschlappen des Teamsponsors. Im Heimspiel gegen Hannover ebenfalls. Aberglaube? Irre Gedankengänge der Veränderung oder einfach nur die kurzfristige Lösung nachdem schrotten der Jeans mit dem Nachmittagskaffee?
Den wahren Grund kennt nur der Veh. Tendenz Aberglaube. Die sportpsychologische Auswirkung auf den Erfolg fragwürdig. Pullover und Bärte können ein Lied davon singen. Im übrigen ist die Entscheidung auf dem Platz um eine alte Phrase herauszukramen. Und diese ist durchaus positiv zu bewerten. Ein Tor mehr – sprich Heimsieg. Wenn schon Veränderung, dann wähle ich spielerische Klasse, Mut und Engagement um Erfolge herbeizuführen. Besser als mit Geplänkel. Das ist nur die Hoffnung auf was undefiniertes und kurzzeitiges. Jeans, Hemd und Sneaker – so mag ich den Veh sehen, wie er mit den Weiss-Roten Erfolge feiert. Um mit Keller’s Novelle zu sprechen: Ruhm und Ehre. Happy End. Basta.

Fotoquelle: unbekannt