Wenig schmackhaft, aber nahrhaft…
Über den Verein an der Autobahn gen Norden kann man denken was man will. Sie haben sich etabliert. Punkt. Dazu Respekt. Mehr aber auch nicht. Was sie uns voraushaben ist eine gewisse Ruhe. Sie wissen was sie sind. Wir wissen nur was wir wollen und träumen davon. Selbst jetzt. Und sie haben mit dem Akademikerfanclub einen wortgewaltigen mit viel Sprachgefühl und Vokabularwitz geschriebenen Blog – der zu lesen Freude bereitet. Einzigartig. Intelligent – was man auch erwarten darf. Hier ein Auszug….
Wenn hierzulande wer was erklären will, bedient er sich gerne der Fußlümmelei. Fußball ist die uneingeschränkte Nr. 1 der Analogien. Eines von zahlreichen Beispielen, wie sie besonders im Bereich »Wirtschaft« immer wieder vorkommen: Analogie-Fußball
Besonders interessant ist dann natürlich die Frage, wessen man sich bedient, um im Fußball etwas zu erklären. Hin und wieder bedient man sich anderer Sportarten zur Bezeichnung singulärer Ereignisse, so wie beispielsweise »Stockfehler« für Defizite bei der Ballannahme und »Check« für das zumindest von einem Spieler bewusst herbeigeführte Aufeinandertreffen auf den Körper des Gegenspielers aus dem Eishockey.
Wenn es jedoch um eine ganzheitlichere Betrachtung bzw. Erklärung eines Spiels geht, reicht das nicht aus. Hier weicht der Fußball, der ja als die schönste Nebensache der Welt gilt, auf eine der Hauptsachen des Lebens aus: das Essen.
Im positiven Fall wird dann meist von einem »Leckerbissen« gesprochen. Wenn es aber darum geht, ein schlechtes, weniger attraktives Spiel zu bewerten, ist die Meinung schon weniger einheitlich. Hier kämpfen meist die Begriffe »Schonkost«, »Magerkost« bzw. «schwere Kost« um die Deutungshoheit.
Termini wie »auf den Geschmack kommen«, »Appetit auf mehr«, »Heißhunger« sind ebenfalls üblich. Hinzu liegen gewisse Schiedsrichter-Entscheidungen und/oder Ergebnisse »schwer im Magen« und ein erfreuliches Ereignis gegen Ende eines erfreulichen Spiels wird auch gerne als »Nachtisch« bezeichnet.
Den gab es auch – und der wurde von Elyounoussi serviert, auch wenn das Erfreulichste an dem Spiel das Ergebnis war. Sein 2:0 in der 84. Minute »machte den Deckel« drauf (OK, zum Bild »Nachtisch« passt das nicht so wirklich, aber auch das ist eine Phrase aus der Nahrungszubereitung).
Ansonsten liegt aber auch noch einiges im Argen, denn überzeugend war das Spiel nicht. Weit von einem »Leckerbissen« entfernt, auch wenn es aus unserer Sicht mit einem verspäteten »amuse gueule« begann.
Die erste Viertelstunde gehörte deutlich den Gastgebern und das lag nur zum Teil an ihnen selbst. Zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle machten bei uns einige Umstellungen in der Mannschaftsaufstellung aka Rezeptur nötig.
Die Führung aus dem, was der Wettergott präsentierte: heiterem Himmel. Davor war unserer Mannschaft deutlich anzumerken, dass sie so noch nie zusammenspielte. Es gab wenig gelungene Aktionen, dafür Fehlpässe en masse beim Spielaufbau und entsprechend im Spiel nach vorn.
Ohnehin zeigte ja die Aufstellung, dass es unseren Verantwortlichen nicht darum ging, ein Offensiv-Spektakel zu initiieren und womöglich ein ähnliches Debakel wie in der Vorsaison zu erleben. Lieber solide, siegreich und satt Punkte als furios, virtuos und ohne Punkte.
Letztlich ging das Rezept auf und das macht es wieder wett, dass man während des Spiels insgesamt schwer zu schlucken hatte an dem, was da aufgetischt wurde, was aber durchaus an den eigenen Erwartungen liegen könnte.
Wer beispielsweise des Englischen nur bedingt mächtig ist und/oder keine Ahnung davon hat, wie Fleisch sein muss, damit es bekömmlich ist und in einem Restaurant in Schwarzafrika eine »Game Plate« bestellt, wird auch wenig Freude daran haben, es sei denn, man liebt es, sich mit aller Kraft durchzubeißen.
Denn »game« heißt neben »Spiel«, auch »Großwild« und das heißt, man hat eine Auswahl an Löwe, Zebra, Antilope etc. bestellt, also Fleisch von Tieren, deren Muskulatur wenig fettdurchzogen ist – und dementsprechend zäh.
Mahlzeit!
»Erlauben mir« (frei nach Giovanni Trapattoni) einen Nachsatz. Ich war bedient – auch ohne Garçon. Garçon ist übrigens der Spitzname für den deutschen Fußballnationalspieler Toni Kross. Das aber nur aus der Kategorie Wissen plus x.
Bildquelle: b4development
Mit Tag(s) versehen: BL-Saison #52, geKlaut