Beiträge aus der Kategorie “Weihnachten

Ich bin da

Veröffentlicht in 25. Dezember 2024

Eröffnung Heilig Abend bei Schiller Es ist dunkel.Die Welt schweigt.Kälte kriecht durch die Straßen,als hätte sie das Recht gepachtet, alles zu ersticken,was einmal warm war. Stille Nacht.Heilige Nacht.Nicht auf einem Thron,nicht mit einer Krone aus Gold,sondern auf Stroh, in einer Krippe,zwischen Atemzügen von Tieren und Menschen,die nichts hatten –außer Hoffnung. Christ ist geboren.Ein Satz, so klein,»Ich bin da.« Weihnachten.Nicht perfekt,nicht glänzend wie die Kugeln am Baum,sondern echt.Eine Umarmung, die bleibt.Ein Stern, der führt.Ein Versprechen:»Ich bin da.« Wie Schiller einst schrieb:»Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,und würd‘ er in Ketten geboren.«Das Licht der Weihnacht ist kein Besitz,es ist ein Ruf und flüstert uns zu:»Ich bin da.« Seit mittlerweile vier Jahren feiert wir, die Evangelisch-methodistische-Kirche in der Schillerstadt Marbach, das Christvesper auf dem Parkplatz des…

Wunderkerze

Veröffentlicht in 15. Dezember 2024

Gottesdienst, 15.12.2024 Wunderkerze in der Hand,kleines Feuer, großes Land. Es ist Advent,Die Zeit, wo Dunkelheit sich brennt.Wunderkerzen sprühen Funken wie Sterne,als hätten wir die Hoffnung in greifbarer Ferne. Kleines Licht, große Kraft,Glaube, der in Dunkelheit schafft.Ein Leuchten am Himmel, ein feuriges Spiel,doch es ist nicht der Lärm, der zählt, sondern das Ziel.Die Wunderkerze knistert, ein kleiner Moment,doch sie zeigt, dass das Große im Kleinen brennt.Ein Funke genügt, ein Glaube, ein Wort,und plötzlich wird’s heller, an jedem Ort.Leuchtende Herzen, der Himmel laut,wir zünden die Welt, die Nacht erleuchtet,Hoffnung – die in uns glüht,Hoffnung – die leuchtet. Es ist Advent,Wunderkerze in der Hand,kleines Feuer, großes Land.Wunderkerzen sprühen Funken wie Sterne,wir haben die Hoffnung in greifbarer Ferne. Es ist AdventWunderkerze in der HandEin Gott, ein Ziel, ein…

Brief von Maria

Veröffentlicht in 11. Dezember 2024

Gedanken Offenes Adventsfenster Marbach/Neckar Ein Brief von Maria an Joseph.  Lieber Joseph, ich weiß, Worte waren nie dein Ding. Mein Groß-Ding auch nicht, lieber bewegte Worte im Herzen. Du weißt es. Du kennst mich. Ich will ehrlich sein: Ich war wütend auf dich. Als ich dir von meiner Schwangerschaft erzählt habe, hast du gezweifelt. Du hast mich allein gelassen – wenn auch nur für einen Moment. Weißt du, wie sich das angefühlt hat? Ich war voller Angst und Sorgen, und du, der Mann, dem ich vertraut habe, wolltest mich verlassen. Heimlich, ja, ich weiß. Du wolltest mich schützen, aber dennoch: Du bist weggegangen. Wie hätte ich das allein schaffen sollen? Und dann, plötzlich, kommst du zurück. Nicht, weil du mir geglaubt hast. Nicht, weil…

Tore, Maria und Josef _ VI

Veröffentlicht in 28. Dezember 2020

Eine Weihnachtsgeschichte in sechs Teilen „Zähne putzen, Salve Gente!“Wenn eine Geschichte fertig erzählt ist. Ein Buch gelesen. Der letzte Ton gespielt und der Abspann im Film beginnt, ist oft eine Leere. Die Kunst des Träumens hinter sich zu lassen. Sich sammeln und wieder ins Jetzt zurückkommen. Ein Griff in die Keksdose. Eine frische Tasse wärmenden Kräutertee. Oder der Appell „Hallo Leute, Zähne putzen“, was Opa Tore dann gerne für sich unter der Rubrik Opa-To- res-Lebensweisheiten teilen, verbucht. Opa Tore ist ein Künstler darin, eine ver- träumte Zeit zu beenden und die Romantik auszubremsen. Was Oma Geli immer ein wenig an ihm bedauerte. Der Ruf „F a h r k a r t e n k o n t r o l l e“, beendet…

Tore, Maria und Josef _ V

Veröffentlicht in 26. Dezember 2020

Eine Weihnachtsgeschichte in sechs Teilen „Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war“.Mucksmäuschenstill verfolgten Lilli, Finn und Opa Tore Wort für Wort. Es war ruhig im Wohnzimmer als Oma Geli die Bibel zu Seite legte. Oma Geli hatte auf Wunsch von Lilli nochmals mit dem Lesen der Weihnachtsgeschichte begonnen. Um die Stille und die dicke Träne zu überwinden.„Ja, ich wolle nach Bethlehem. Sagte das zumindest“, sagte Oma Geli die Geschichte mit fester Stimme weitererzählend. „Eigentlich wusste ich nicht was ich wollte.…

Tore, Maria und Josef _ III

Veröffentlicht in 19. Dezember 2020

Eine Weihnachtsgeschichte in sechs Teilen // Teil 3 Der Bahnhofsvorplatz in Crailsheim ist um diese Uhrzeit erstaunlich menschenleer. Die wenigen Menschen hetzen dick eingepackt in Richtung der Bahnsteige und zu den Bussen. Ein kühler Dezembermorgen. Die große runde beleuchtete Bahnhofsuhr ist Tempogeberin für die Menschen. Ein kleiner Blick und der Gang wird schneller oder langsamer, hektischer oder gemütlicher.Tore blickte abwechselnd auf die Bahnhofsuhr und auf seine Armbanduhr an seinem linken Handgelenk. Ein Geschenk seines Vaters. Eine alte Gewohnheit.Und sah immer wieder fasziniert, wie der Sekundenzeiger der großen Bahnhofsuhr zur vollen Minute kurz innehält.„Dies bringt Ruhe in die letzte Minute und erleichtert die pünktliche Zugabfertigung“, sagte Opa Tore zu Finn und Lilli. „Der Sekundenzeiger läuft etwas zu schnell, so dass er zu jeder vollen Minute…

Tore, Maria und Josef _ II

Veröffentlicht in 15. Dezember 2020

Eine Weihnachtsgeschichte in sechs Teilen // Teil 2 Opa Tore schnäuzte sich die Nase. Es war kein einfaches Schnäuzen. Opa Tore zelebriert es. Sehr zum Ärger von Oma Geli. Es klingt wie wenn die Tuba im Posaunenchor neben dem üblichen Brum-Brum-Basston zu einem Solo ansetzt und im Gesang der Trompeten endet. In der Lautstärke, dass die Vasen aus Keramik auf der Fensterbank zu vibrieren beginnen. „Josef“ stand plötzlich vor der Bürotür von Opa Tore. Die Beine haben nicht mehr mitgemacht, deshalb war Opa Tore nach vielen Jahren als Schaffner in den Innendienst versetzt worden.  „Ich möchte Schaffner werden“, sagte er zu Opa Tore – mit einem Strahlen im Gesicht, das an ein Kind erinnert, das auf den Kuchen noch einen Löffel frisch geschlagene Sahne…

Tore, Maria und Josef _ I

Veröffentlicht in 13. Dezember 2020

Eine Weihnachtsgeschichte in sechs Teilen // Teil 1 „Und Maria wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe. Denn sie hatten sonst keinen Platz in der Unterkunft gefunden“ äfft Finn seine Oma Geli nach. Omas Stimme kann Finn so gut nachmachen, dass selbst seine Mutter einmal hereingefallen ist. „Ist doch immer die gleiche Leier, Oma“. „Ja“, meint selbst Lilli. Und Lilli ist Oma-Fan. Lilli liebt es wenn Oma Geli Geschichten vorliest. Mit ihren fünf Jahren klar. Vermutlich sind alle Fünfjährigen Oma-Fans. Und natürlich auch Opa-Fans. Doch Opa Tore ist kein Vorleser. Er bringt es nicht übers Herz, immer dieselben Geschichten zigmal vorzulesen: eben das, was Finn bemängelt. Inkonsequent, weil Finn das Buch der Maulwürfe mehr als auswendig konnte und Opa trotzdem immer…