Tagesgedanken Murr x Bordeaux (Mittwoch 2)

Ein weich gekochtes Ei. Natürlich keine Hexerei, aber auch ganz schön tricky. So in einem Wasserbad. Beim Skifahren im Montafon vor Jahren war es ein Schlammassel. Beachte Meereshöhe. Siedepunkt des Wassers und so. Heute, das perfekte Frühstückei. Kleine Pfannkuchen und Quark mit Früchten. Die Canelés Bordelais, süße Minikuchen und eine Spezialität, blieben unversucht. Nen Bordeaux habe ich ja auch nicht getrunken. Touristen besuchen hier Weingüter. Prima.
Nach einem Regentag heute wieder Sonnenschein. Meine »Tour de France« sind Erinnerungen an wunderbare, teils harte Tage. Erinnerungen schaffen und davon zehren. Es geht mit dem TGV heimwärts. Quer durch Frankreich in fünfeinhalb Stunden. Die Hügel links und rechts der Schienen wirken sanfter.


Die Organisation am Bordeaux Saint-Jean, allein der Name klingt heilig, perfekt. Viele Menschen. Treppen und Rampen. Zugang zum Bahnsteig nur über ein Ticket. Ich mag das. Entschleunigung. Neu für mich, der Transport eines Rades unmontiert, d.h. nicht eingepackt auf eine Maximalgröße. Wenn du ein Fahrradticket buchst, hast du automatisch einen Sitzplatz in direkter Nähe. Herr Weselsky, dafür lohnt es sich zu kämpfen. Service.
Und gestern so? Nichts. Hotellobby. Getränkepreise: Cola 6€, alkoholfreies Bier (Fastenzeit) 8€. Durstlos oder boben, wie wir es in jungen Jahren definiert haben. Es gibt kein deutsches Wort für satt in Bezug auf durstig. Es reimt sich im deutschen nichts auf Mensch, wie Grönemeyer singt. Die Sofas bequem und umsonst. Lesen. In der Kathedrale von Bordeaux gewesen. Ruhe genießen. Dankgebet und gut. Bin nicht so für City-Tourismus zu haben. Immer weniger. Wenn Auswärtsspiel ist, das ist aber was anderes. Zu dem habe ich mir Bordeaux nicht ausgesucht. Es ist so geworden. Madrid wäre ähnlich.
Der TGV fährt über das Disneyland in Paris. Nicht quer sondern einen Bogen. Die Ankunftszeit bleibt gleich.Mit bis zu 313 KM/h. Hola. Der TGV vibriert und wackelt wie ein Flieger, der durch ne Wolkenwand donnert. Bin reichlich mit Grapefruitsaft ausgestattet. Ungesüßt und leicht säuerlich hat dieser in den Pausen meinen Gaumen beglückt. Geschmack. Hatte als Notreserve Ingwer eingepackt. Mit Gepäck unterwegs halte ich gerne kurz inne um zu trinken. Zeit haben und nehmen.

Rafah wird bombardiert. Wenn Menschen Menschen jagen. Was eine Scheisse.

Ich schau nach links. Rechts. Alles dran. Aber irgendwie auch cooler Service. 15 Uhr. Es geht über den Rhein. Zurück in Deutschland. Ich war schon lange nicht mehr so lange weg. Polizisten mit Maschinengewehr im Anschlag steigen in den Zug. Diskussionen. Ruhig. Habe in den ganzen Tagen in Frankreich keinerlei Gendarmerie gesehen. Einzig jede auch noch so kleine Häuseransammlung hat ihre Mairie. Die Bürgermeisterei. Geht wohl auf Napoleon zurück. An einer längeren Rampe überlegte ich mir zum Zeitvertreib die Namen von französischen Präsidenten. Drei waren klar – einen konnte ich nur aussprechen. De Gaulle, Mitterand, Macron und Est‘aing oder so.

Toni Kroos verlängert bis 2025 bei Real Madrid. Im Jackpot sind 17 Millionen.

Durchsage: Nächster Halt Bietigheim-Bissingen. Bin froh wenn ich dem IRE entsteigen kann – ein Mann redet (leise) seine Frau und seine Umgebung müde. Dazu ne Flasche Becks trinkend. Dann bringt er es weg. Ruhe nur ein Kind schreit sich die Seele aus dem Leib. Alles gut. Wie fahren über das Viadukt. Eine Regenfahrt steht an. Ausgerechnet. LED-Blinker an. Die letzten Kilometer bis Murr.