Tagesgedanken Murr x Die Stadt (Montag 2)

5:30 Uhr. 2°. Die Vögel beginnen ihr Morgenkonzert. Die Nachtruhe ist vorbei und erinnert mich an meine durchradelte Osternacht. Vor paar Jahren.
Die heutige Nacht war ok. Wenn du dein Zelt irgendwo aufbaust, mit allen Unwägbarkeit, ist es eh mehr ein ruhen als ein schlafen. Du planst quasi jede Bewegung. Schiebst deinen Schlafsack und dich in Position. Träume sind Zeichen des Schlafens. Dazu die Außengeräusche. Autos, die einen schneller (lauter) die anderen langsamer (leiser) über Wellenbrecher fahrend. LKWs. Ich meine am Klang einen Bus erkennen zu können. Wetten-Dass gibt es nicht mehr. Unsere Idee dorthin eingeladen zu werden war eh eine andere. Die Idee ist – wie sovieles – in fröhlicher Runde hängen geblieben.

Erster Blick auf die Wetter App. Das Regengebiet wird auf Montagabend erwartet. Kompletten Dienstag ebenfalls Schlechtwetter angesagt. Hmmm.

Übrigens: dieses Vögelgezwitscher ist keine Störung der Nachtruhe. Es ist ein absolutes Luxus aufwachen. Dazu frische Luft. Hat eine komplett andere Qualität, als sich unter der Bettdecke, noch einmal zu drehen und weiter zu dösen. Ich bin schlecht im ranken. Als was eins oder zwei, A oder B sein soll. Bin eh schlecht in Entscheidungen. Außer bei wichtigen, in Veranstaltungen beispielsweise, da bin ich voll da.

Morgen döse ich.

Jetzt: ich genieße jedes, wirklich jedes Geräusch. Lege das Handy zur Seite und genieße. Mein Gott, habe ich es gut. Aber saukalt ist halt schon. 5°.

Die Landschaft hat sich komplett verändert. Jetzt Weinberge. Flacher als bei uns. Aber die haben halt auch eine andere Sonne. Die steht steiler, daher flacher. Kann auch einen anderen Grund haben.

»Den wahren Charakter von Menschen erkennst du daran, wie sie Dinge behandeln, die sie nicht mehr haben wollen.« Der Hocker bleibt. Zumindest vorübergehend.

Wunderbarer Radweg. Es ist die ehemalige Bahnstrecke von Le Sauve nach Bordeaux. Für Eisenbahn-Liebhaber natürlich ein Ärgernis. Stillgelegt. Jetzt zum Radfahren ein absoluter Traum. Jep – manche politische Entscheidungen stehen (leider) und es gilt das Beste daraus zu machen. Blick voraus: Der ÖPNV hat ja viele Fürsprecher:innen, hope nicht nur auf dem Papier.

Fahre einen Umweg, ich will das Stadion sehen, dabei komme ich am Darwin-Camp vorbei. Was ich bisher vermisst habe: kommen an keinem Café vorbei. Trödlertag. Das Darwin ist ein alternatives Zentrum. Gastronomie und alte Sofas laden zum verweilen. Großartige Atmosphäre. Als Turnschuhverkäufer schaue ich den Menschen auf die Füße. Berufskrankheit. Genauso großartig. Alle Marken dabei, die man kennt, und die man nicht kennt. In allen Farben. Menschen, die solche tragen, führen keine Kriege (These).

Mehrfach habe ich mir den letzten Anstieg herbeigesehnt. Es soll die höchste Brücke der Stadt werden. Vier Fahrbahnen. Eine Radspur. Über den Dächern der Stadt. War froh als ich wieder unten war.

Das architektonisch Fußballstadion von Bordeaux (die Stadt!). Nen kleinen Blick in den Innenraum darf ich nicht. Ist ok. Neben hochmodernen Bauten, liebevoll restaurierten Häusern, bewohnten Bruchbuden, in direkter Nachbarschaft zerfallene Anwesen. Auch auf dem Land. Typisch Frankreich? Hier: Die Vergessenen einer Stadt. Nachdenklich.

Also Bordeaux. Zielort. Nicht geplant. So
gekommen. Frankreich 1x quer. YEAH. Alles gut. Madrid muss warten. Toni Kroos auch. Das Meer? Folgt. Etappe 1 done. Das TGV-Ticket? Schlau wie ich bin – bereits gekauft. Tage her. C’est tout.