Tagesgedanken Murr x Madrid (Samstag 2)

Wann und wie erwacht eine Stadt. In meinen Ohren erklingt ganz sanft der Song Big City Nights von den Scorpions. Wenn das Sonnenlicht in meinen Augen aufsteigt. Samstag. Meine Hoffnung ist, dass der Pendler-Verkehr wenig ist, aber keine Ahnung wie die, wie sie in Frankreich so ticken. Ich werde sehen. Heute Abend ist Fußball. Dazu ist es merklich kühler geworden. Lange Hose und Merinofleece ist angesagt. Vorteil: Ich muss deutlich weniger verstauen. Ich mache mir ohnehin die ganze Zeit Gedanken, was an Gepäck unnütz ist. Viel fällt mir nicht ein. Ja, ok der kleine Sitzhocker. Allein mir fehlt der Wille des Wegwurfes. Finde ich irgendwie schäbig. Zuhause kann ich mit diesem auch nichts anfangen. Hirn einschalten beim Konsum. Mache ich ab sofort. HaHaHa.
Ich könnte etwas Gewicht sparen, wenn ich meine Wasserflasche ausleere. Nimmt mir Freiheit. Also schleppe ich wieder alles mit.
Weiterer Vorteil von Systemhotels. Schlafen, Duschen, Akkus aufladen und gut. Dich hält nichts und kommst daher schnell wieder raus und weiter.
Ich bin kein Freund von portioniertem Toilettenpapier. Alles andere außer Rollenware macht einfach keinen Sinn. Und Reißfestigkeit. Nur kein Papier ist scheißer.
Verrückt: bereits Tag acht steht vor der Tür. Ich nehme mein Rad und schließe die Hotelzimmertür hinter mir. Bringe noch die beiden Lichtschalter in Gleichstellung.
Schnell einen Kaffee aus dem Automaten. Eins Fünfzig in Münzen umständlich reinwerfen. Mit so einem Schieber nach oben. Taste drücken. Kein Zucker. Es dampft und rattert. Klappe hoch. Der Pappbecher bleibt hängen. Kippt. Ich schütte mir den Kaffee über den Arm. Prima. Keine Lust mehr auf einen zweiten Versuch. Ich bin ja in einer großen Stadt. Irgendein Kaffee wird schon geöffnet haben. Mitnichten. Selbst McDonalds. Die Stadt schläft. Dafür wenig Verkehr. Ich finde den Radweg und es geht eine Rampe hoch und eine Abfahrt. War klar. Haute Vienne. Dabei ist die Vienne ein Fluss. Ich sehe die nächste Brutalo-Rampe. Es geht links ab tatsächlich dem Fluss entlang. Thanks God. Jetzt noch das CAFE GRANDE finden. Es heißt LE PARVIS. Thanks God Two.
Kurzes Strohfeuer. Ich meine, das mit der Ebene. Hügel hoch. Hügel runter. Aber ich musste ja mitten durch. Irgendwie werde ich es schaffen, das Gebiet später mal zu lieben. Ihr wisst schon. Erlebniswert versus Erzählwert. Aber aktuell: Arrivederci Haute Vienne. Hier komme ich nicht wieder zurück. Zumindest nicht mit dem Rad. Diese radikale Auf und Ab zermürbt mich. Und ich bin weiter davon weg etwas schön zu reden. Am Abend. Im Hotel wenn du auf Strava dich an den Höhenmetern erfreuen kannst. Es werden wieder über 1600 Höhenmeter sein. Das Gute ist, ich weis es noch nicht.
Verlasse die geliebten Radwege und mich komplett auf das Navi. Komoot, Beeline … Mischmasch. Bissle chaotisch.
Ein kühler böiger Winde fegt übers Land. Klamotten-Wahl schwierig. Durch den Wind, die Wolken es ist warm und kalt zugleich und schwitzen auf dem Fahrrad ist blöd. An und Aus. Ein Reinhold Helge.
Es rollt nicht. Jeder Meter ist gefühlt Kampf. Dazu eine gesperrte Straße. Natürlich fahre ich hin. Mit dem Rad kommt man oftmals durch. Nicht in Frankreich.
Ich brülle zwei Hunde an.
Könnte den kleinen Hocker verschenken. Allein mir fällt nicht ein an wen. Du bekommst ihn weil ich in Unnütz finde. Mhhhh. Versuche so wenig wie möglich zu denken. Treten. Treten. Kilometerfressen. Mal gelingt es. Mal nicht. Schleiche zwischen knapp 6 und 12 km/h über den rauen Asphalt. Rechne wann ich da sein könnte. Trete. Strecke wird besser – immer noch wellig aber besser zu fahren. Die Landschaft ist zweitrangig. Ankommen ist alles. Ich vollbringe keine Wunderdinge. Fühle mich nicht als Held oder so. Bin keiner. Nur: Planen am Rechner und Reality sind zwei paar Stiefel. Wieder lerne ich – und trotzdem … machen statt träumen. Bin dabei.


Im Hotel – zelten zu ungemütlich – plane ich den morgigen Tag. Sollte wohl überlegt sein.
Trinke ein Bier blond sans Alcohol (Fastenzeit) und schaue Fußball. Deutschland führt nach 8 Sekunden. Toni Kroos hat sich nicht bei mir gemeldet. Warum auch…
Es wird Regen geben. Ich habe ein Zugticket gekauft und will das Meer sehn.