Tagesgedanken Murr x Madrid (Donnerstag)

Recap zu gestern. Meinen Geldbeutel gesucht. Es sind Horror Momente. Oder halt: wenn du zu viele Taschen hast. Minuten später: Geldbeutel wieder da. Aprikosen auch.
Früh aufgewacht, trotz Hotel. Ich wähle gerne Hotelketten mit dem großen Vorteil, das Rad auf das Zimmer mitzunehmen, in der Regel kein Problem ist. Macht vieles einfacher, weil du musst nicht alle Taschen abbauen, deutlich weniger Gerödel. Es sind die kleinen Dinge, die letztlich nerven oder halt nicht. Und dass mein Rad irgendwo steht …. puuuuh.
Sitze im Hotel in der Lobby mit dem Charme von Gelsenkirchen. Kein Frühstück gebucht. Eine Tasse Kaffee geholt. Irgendwie habe ich das Gefühl, man weiß nicht, ob es Kaba ist oder tatsächlich Kaffee. Tut trotzdem gut.
Die heutige Etappe kündigt Höhenmeter an.

Punkt 12:00 Uhr, zur Mittagszeit komme ich in einem kleinen Dorf in einer kleinen Bar an, so wie man sich das vorstellt, wenn man eine italienische oder französische Provinzbar denkt. Gegenüber der Kirche. Menschen sitzen trinken einen Kaffee spielen irgendwelche Glücksspiele und hinter der Bar dampft die Kaffeemaschine. Eine älter Frau, ein älterer Mann trinken ein Glas Sekt. Ich habe sie vorhin rubbeln sehen. Vielleicht verprassen sie ihren Gewinn oder sie feiern ihre Niederlage.
Ein Anderer sitzt in einem an einem der runden Tische vor der Bar und raucht. Trinkt einen Kaffee. »Bonjour Monsieur.« »Bonjour.« Man grüßt sich. Ich mag das. Die Probleme der Welt mögen hier etwas kleiner sein. Das Ortsschild steht auf dem Kopf.
Paar Kilometer weiter nächstes Dorf. An der Weg Kreuzung, vor der Kirche, ein Mahnmal. Geschmückt mit den Farben der Trikolore. 46 Frauen und Männer allein aus diesem Dorf sind beim ersten Weltkrieg zu Tode gekommen. Was für eine Sinnlosigkeit. Ich werde es nie verstehen können, warum eine Nation eine andere Nation angreift. Und dazu braucht es keinen Festakt, à la deutsch-französischen Freundschaft, die gut ist aber unnötig, wenn Menschen Menschen achten. Man sollte einen Mahnmal für den Frieden bauen, denn irgendwann sind die Toten tot und irgendwann auch vergessen. wenn sich selbst Angehörige nicht mehr erinnern.
Nachdem gestern die Dichtmilch (gibt es wirklich, ist zu 100% kuhlos), ich fahre tubeless, bestens funktionierte, macht es heute wieder PFFTT. Scharfe kleine Steine, Dornen, Glassplitter, keine Ahnung. Also heraus mit dem Werkzeug, YouTube Film angucken und genau wie beschrieben das Loch stopfen. It works. Aufpumpen und weiterfahren – ein Traum.
Die Hügel habe ich zwischenzeitlich schätzen gelernt, nicht lieben. Das schätzen mal mehr oder weniger je nachdem wie es mir geht, aber auch wie die äußeren Umstände sind. Ich gebe mir mehr Zeit mache kleine Pausen zum erholen. Vielleicht war es heute die schönste Route auf der bisherigen Tour. Bin nicht so gut im Ranken. Radwege, die in Erinnerung bringen, warum das Radfahren so viel Freude macht. Auf schmalen Straßen ist der gegenseitige Respekt größer.
Letztendlich muss ich durch. Die Reiseroute nach Madrid steht. Ach ja Madrid, da war ja noch was.