Angereist ohne grosse Erwartungen. Marburg. Einzig den Körper mit dem Bike auf dem Kopfsteinpflaster hochschinden. Finale? Nicht mal im Traum daran gedacht. Einzig – um dieses Wort ein weiteres mal zu benutzen – nicht blamieren. Vergnügen? Red Bull Hill Chasers. Sprich ein Verfolgungsrennen den Berg hoch. Gut dass die Quali ein Einzelzeitfahren war. Gut für mich. Gut für mein Ego. Zwar raus, nicht aber abgeschlagen. Einfach unbemerkt raus. Auch das gut so. Zu den Besten dieses Genres gehöre ich nicht. Muss auch nicht. 200 Meter. Schmale Gasse. Doch nicht so steil wie befürchtet. Wenig Zuschauer. Hohe Luftfeuchtigkeit. Etwas Anfeuerung trotzdem. Mitbekommen. Hat gut getan. 28.72 Sekunden (Die 28 und die 72 übrigens mir zwei sehr vertraute Hausnummern). Freude. Geschafft und Spaß dabei.
Dann die Finals. Ohne mich natürlich. Dafür Olympioniken, ambitionierte Amateure, Weltmeister, Medaillengewinner. Wäre ne Nummer zu groß. Rampe. Vier gleichzeitig. Was für eine Show. Was für eine Kulisse. Vom Lahntor in die Oberstadt. Enge Gassen. Gut zum sehen und mitfiebern. Die Rennen – Heats genannt – im engen Zeitplan. Kurzweilig für die Zuschauer. Hart für die Fahrer. Die Sieger dürfen wieder runterfahren und den Jubel genießen – den sie beim Uphill nicht bekommen. Die Nicht-Sieger sind raus – jedoch niemals Verlierer.
Ein Fahrer der Kategorie Amateur ist am Schluss der Beste. Respekt. Das Finale von vorne gefahren. Große Zufriedenheit in vielen Gesichertern. Ein goldlackiertes Bike ist der wohlverdiente Lohn. Soviel zum Thema Siegprämien. Dass wir den Sieger anschließend nach unten begleiten – ist nur eine Randbemerkung am Ende eines gelungenen Abends in Hessen. Die Welt ist halt doch klein.
Erich Fromm unterscheidet zwischen »Vergnügen« als kurzzeitigem Hochgefühl und «Freude« als dem Gefühl, das man auf dem Weg hin zur menschlichen Selbstverwirklichung verspüre. Freude als Lebensprinzip steht für Fromm somit im Gegensatz zu Vergnügen als Lebensprinzip, wobei letzteres nach Fromm ein Kennzeichen der Konsumgesellschaft ist. Passt so – auch heute. War mir ein Vergnügen.
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