Beiträge von Achim Seiter

Der Mann im weißen T-Shirt

Veröffentlicht in 21. August 2025

Keine Ahnung, was ihn geritten hat. Was und Wen ihn reitet. Und Warum?In Untertürkheim steigt er ein. Weißes T-Shirt, normaler Typ. Der Mann im weißen T-Shirt. Kaum eingestiegen füllt er die S-Bahn mit seiner Stimme.»HALTS MAUL. ICH KOMME AUS ZWICKAU. INGOLSTADT ÄHH REGENSBURG. SCHEISS STUTTGART. KOMM NÄHER UND ICH HAUE DIR EINE, DASS DU DEIN WUNDER ERLEBST.«So in etwa, und in Dauerschleife. Aufgeregt, der Mann in weiß. Eine stille Gelassenheit über den Fahrgästen. Er wirkt nicht wirklich aggressiv, mehr wie einer, der sich selbst im Echo verliert. Vielleicht Alkohol. Vielleicht nichts außer sich selbst.Immer wieder stehen Leute auf, wollen unaufgeregt Ruhe reinbringen. Am Neckarpark Schluss: Türen auf, Türen zu, Stillstand. Polizeieinsatz. Jemand hat gepetzt. Alle raus. Mahlzeit.Ich habe Zeit. Wäre ich in Eile, Anschlusszug…

Für Leben, Freude und Frust

Veröffentlicht in 10. August 2025

Kurze Morgengedanken (Nordschwarzwald-Triathlon)nach 4. Mose 6,24–26 Es ist Sonntag. Das heutige Wort zum Sonntag lautet:»Der Herr segne dich und behüte dich …« steht so bei Mose. Ein Segen, der Gottesdienst beendet. Basics. Wir sind jetzt beim Start. Basics ist mehr als Sport.Es ist Freude am Körper.Es ist Frust, wenn’s nicht läuft.Es ist Leben pur – zwischen Endorphin und Muskelkater. Basics – das ist nicht nur Sport.Das ist ein Reset-Knopf.Puls hoch, Kopf frei, Körper an, Alltag aus. Du gehst an deine Grenzen.Und manchmal drüber.Lachst mit anderen.Oder schweigst mit dir selbst. Und Gott?Er ist dabei.Nicht nur auf dem Siegertreppchen,auch im Frust danach.Nicht nur in der Kraft,auch in der Erschöpfung.Vielleicht ist Gott näher,wenn du außer Atem bist,als wenn du den Atem anhältst. Der Herr segne dich –wenn…

Fall des Falles

Veröffentlicht in 8. August 2025

Ich sollte mich auf die Suche machen. Nicht nur, um endlich etwas Ordnung ins Chaos zu bringen – wobei Chaos ja so ein Wort ist, das für die einen wildes Durcheinander bedeutet und für die anderen… na ja, einfach: Alltag.Worum’s eigentlich geht: meinen Bescheid. Besser gesagt: meinen Ausmusterungs-Bescheid. Wie fast alle Jungs in meinem Alter (ein paar wurden einfach vergessen) durfte ich damals in Ludwigsburg antreten. Jägerhofallee. Musterung. Fester Termin. Eisentore. Lange Flure. Büros wie aus einem alten Schwarzweißfilm. Nervosität. Vieles ist verblasst, nur eins nicht: dass ich beim Sehtest durchgefallen bin.Ein paar Tage vorher zuvor – theoretische Führerscheinprüfung (Friedensstraße in Ludwigsburg), auch da: Augen-Test versemmelt. Räumliches Sehen? Fehlanzeige. Mit Brille geht’s, aber ich wäre selbst dann ein miserabler Schütze geworden. Beim Sommer-Biathlon habe…

Einer namens Mondschein.

Veröffentlicht in 4. August 2025

Es regnet. Und es ist Montag. Wie Tropfen, die zitternde Kreise in ’ne Pfütze zeichnen, tanze ich zwischen Fußball-Vorfreude und Fußball-Sommerschlaf.Das passt. Denn was da gerade im deutschen Fußball passiert, ist ein Pfützentheater ganz eigener Art: heiß verhandelt, kalt erwischt, jetzt Stimmung wie Nieselregen auf nassem Kunstrasen.Ein Spieler – nennen wir ihn Mondschein – verhandelt mit einem neuen Klub. Im Hintergrund. Ohne offizielle Freigabe. Ein kleiner Satz fehlt: „Der aktuelle Verein hat zugestimmt.«Hat er aber nicht. Dafür wurde schon alles andere geregelt. Geld, Laufzeit, Perspektive. Alles unter der Decke – bis sie verrutscht. Und dann?Dann ist die Empörung groß.Die Stimmung: mies.Der Spieler: wortkarg.Der Verein: verärgert.Die Presse: hungrig.Und der Fan? Weiß auch nicht so recht, ob er sauer sein darf – oder einfach nur müde.…

Dropbox, goodbye.

Veröffentlicht in 31. Juli 2025

Hallo Achim Seiter,wir wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß mit Dropbox Plus. Mit dieser E-Mail möchten wir Sie kurz darauf hinweisen, dass Ihr Abo am 22. August 2025 automatisch verlängert wird. Ein Abschied in mehreren Gedanken. Ich habe meine Dropbox gekündigt.Nicht spontan. Nicht wütend. Die Dropbox hat mir »den Arsch gerettet«, als alles weg war. Eher leise, aber entschieden.Nicht weil ich alles ablehne, was aus Übersee kommt. Ganz im Gegenteil. Ich nutze viele Tools, die dort entwickelt wurden. Ich schätze die Offenheit, den Erfindergeist, die Haltung vieler Projekte. Und ich werde sie auch weiterhin nutzen – aber mit einem wacheren Blick. Weil ich irgendwann gemerkt habe, dass mir nicht mehr wohl ist mit dem Gedanken, dass meine Texte, Ideen, Fotos – mein digitales Ich –…

Von der Dummheit und dem Sammeln

Veröffentlicht in 1. Juli 2025

Es mag sein, dass ich was dünnhäutiger geworden bin. Vielleicht, dass mir nicht mehr alles egal ist. Ist meine eigene Erklärung. Für mich, klingt positiver. Möglicherweise wirke ich belehrend, obwohl mir das Schulmeistersein fremd ist. Ich wäre ein schlechter Lehrer, ein noch schlechterer Trainer. Anweisungen geben fällt mir schwer. Träume von Einsicht und -en. Oft möchte ich einfach meine Ruhe. Ich sitze vor dem Hotel. Trinke einen Cappuccino. Genieße Ruhe und die sommerliche Morgenkühle. Ein kräftiger Wind lässt die Blätter und Zweige tanzen. Eine Hotelgast schreitet in Gedanken und mit Blick aufs Handy voran. Er navigiert vom Frühstücksraum auf die Terrasse, kommt mir in den Sinn. So muss es wohl sein. Kann sich nicht entscheiden, welchen der vielen freien Plätze er nutzen möchte. Diese…

Die Gegend mehr als ok

Veröffentlicht in 21. Juni 2025

Oberammergau x Durach (111k) Und am Ende der Fahrt: Sonnenbrand auf dem Fußrücken. Habe mir mal angewöhnt – nicht immer – mit Schlappen zu fahren. Also wenn BikePacking unterwegs. Ich möchte mich ja von den Durchgestylten etwas abheben. Kariertes Hemd wie die Holzfäller (heute nicht – sonst immer dabei), definitiv keine Radlerhose. Ich mag mich in denselben nicht sehen. Wo Mode endet, fängt sie an. Heute viel Strecke nur in Radlerhose gefahren. Es war geil. Ich sollte mein Verhalten überdenken. Zur Abkühlung bin ich in zwei Seen gehüpft. Zu faul meine Badeshort rauszukramen, zu feige wie Gott mich schuf. Einer hat es gewagt. Ich sah ihn von hinten. Mehr nicht. Habe es auch nicht darauf angelegt. Im Fahrtwind trocknet dann die Radhose, so meine…

Rosen der Liebe

Veröffentlicht in 20. Juni 2025

Ich sitze wieder auf dem Rad. Gepäck dabei. Handtuch und Seife. Lass am Abend gerne den Tag passieren. So als Erinnerung. Für mich. Ich werde in 15 bis 20 Jahren hoffentlich (Wo werden die Jahre gewesen sein?) auf meinem Sofa gesessen haben und mich an diesen Aufschrieben erfreut haben. #lovefutur2 Während der Tour keine großen Gedanken, die des erwähnt-werdens gerecht werden. Viele andere. Lenkt mich ab und verkürzt die Zeit. München gut verlassen. Zug pünktlich. An der Isar die Floße mit Stimmung und Sonnenbrand an Bord. Strecke gut. Rückenwind. Den letzten Anstieg nach Oberammergau gut gemeistert. Kloster Ettal beeindruckend.Einzig vielleicht der Cappuccino am Stuttgarter Hauptbahnhof. Heute früh. Der Start in die Reise. Teuer, lecker mit schönem An- und Ausblick. Kleine extra Runde durch Oberammergau.…

Riechen. Sehen. Singen.

Veröffentlicht in 19. Juni 2025

Ich sitze mit Freunden in gemütlicher Runde. Ein erster schöner Sommerabend. Lange ist es angenehm auf der Terrasse zu sitzen. Mit Weitblick. Nicht nur für die Augen. Schön ist es bei uns. Gespräch, Getränke und Essen genießen. Zuhören. Reden. Lachen. Das Besondere und doch nicht – wir machen das jeden Mittwoch. Morgen ist Feiertag. Weshalb, so unsere Vermutung, die Menschen länger sitzen. Länger genießen als vielleicht an anderen Tagen. Morgen ist frei. »Was ist eigentlich Fronleichnam?« Die Frage steht plötzlich im Raum, wie ein angetrunkenes Weinglas. Zugegebenermaßen ein seltsamer Name. Schnell kommt »Happy Kadaver«. Ich mag diese Bezeichnung nicht, zu wenig Geschmack. Leicht verabschiede ich mich aus der Diskussion mit der Begründung, dass ich nicht katholischen Glaubens bin. Ich mache es mir einfach. Meine…

schielen

Veröffentlicht in 18. Mai 2025

Morgenandacht mz3athlon 2025 Ich gebe euch einen kleinen Einblick in mein Seelenleben. Was eher selten vorkommt. Von den meisten Menschen möchte ich nicht, dass sie wissen wie ich ticke. Das hat nichts mit Arroganz und Menschenunfreundlichkeit zu tun. Alleine nicht durchschaubar zu sein. Es bringt überraschende Facetten – auch bei meinen Gegenübern. Und Stempel Depp:in und was ein Trottel fällt dann etwas schwerer. Ich habe eine neue Brille. Meine Augen und ich. Eine eigene Geschichte. Und die Mär von den Gelben Rüben, den Möhren – VERGESSE ICH EUCH NIEMALS.Neue Brille. Maximal nervös bei der Abholung. Möglicherweise ähnlich deinem seelische Zustand vor dem Wettkampf. Habt ihr schon mal geschielt? Also Kraft dafür aufgewendet gut zu sehen? Bei Müdigkeit mit einem Auge unterwegs zu sein? Alles…

Lanz

Veröffentlicht in 14. Mai 2025

Ja. Möglicherweise habe ich Vorurteile. Dazu stehe ich. Karlsruhe. Bahnhof. 21:15 Uhr. Heute ist Mittwoch. Ich bin auf dem Heimweg. Der Zug nach Stuttgart öffnet seine Türen. Ich bringe noch kurz meine Bäckertüte weg. Die Laugenware unterdurchschnittlich. Soll schwer sein die richtige Mischung zu erwischen. Die meisten Brezeln taugen zu nichts.Kurze Zeit vorher: Ein Mann, vorher schon schnaufend, versucht via Druckknopf die Türe des Zuges zu öffnen. Kein Druck. Kein Licht. Der Zug ist noch nicht bereit. Das kann man verstehen und nachvollziehen. Die Abfahrt ist nach noch hin. Gut, legere gekleidet. Wie so Menschen vom Typ Manager unterwegs sind. Ich nenne ihn Müller. Was wiederum nichts über die Müllers aussagen soll. Bunte Socken. Jeans. Weißes Hemd. Aufgeknöpft. Die Ärmel zweimal eingeschlagen. Auf seinem…

Underberg

Veröffentlicht in 6. Mai 2025

Ich muss jetzt erst einmal schlucken. In meiner Online-Tageszeitung ploppt eine Werbung von Underberg auf. Vier Männer mittleren Alters. Erfolgreich in der Musik unterwegs. Mit fantastischen Liedern. Die da, die ich mag. Die »4« werben dort für: Underberg. Genau: das Getränk, das seit meiner frühen Jugend mit dem fröhlichen Ohrwurm »Komm doch mit auf den Underberg …« signalisiert… was eigentlich? Über den Berg zu kommen? Über welchen? Oder was? Ich trinke seit über einem Jahr, normalerweise, keinen Alkohol. Es gibt eine Ausnahme und die bleibt. Mit dem ohne, fühle ich mich weder besser noch gesünder. Ich mache es halt. Punkt. Den Seiter kriegen wir. Bin mal gespannt welche Alkoholiken mich in naher Zukunft verführen wollen. Meine Geschichte mit Underberg ist eine Kurze. Wer meint…