Beiträge von Achim Seiter

Saal. Saat. Staat.

Veröffentlicht in 13. November 2025

»Was meinst du mit Melodie?« Ein leises Peep. Dann Stille. Meine Tastatur hatte sich mit einem kleinen Lied verabschiedet – eine Melodie, die ich im selben Moment vergesse. Danach geht nichts mehr. Kein Buchstabe, kein Wort, kein Satz. Nur Schweigen zwischen Finger und Maschine. Nur in meinem Kopf rattert es. Ein etwas anderes. Es ist seltsam, wie sehr sie zu mir gehört, diese Tastatur. Ich spüre jeden Anschlag, als wäre er ein Teil meines eigenen Körpers. Der Druck, der Klang, das kurze, trockene Klicken – all das ist mir so vertraut wie mein eigener Atem. Ein guter Tastendruck ist wie ein gutes Werkzeug: unscheinbar, unverzichtbar. Ich habe einmal gelesen, dass Pianistinnen und Pianisten sich im Gefühl unterscheiden. Die Noten eines Musikstückes bleiben gleich. Sind…

demütig.

Veröffentlicht in 4. November 2025

Abschluß-Gedanken Gaffenberglauf | 02. November 2025 Ich kenne viel die hier am Gaffenberg »gewirkt« haben. Eine Wirkung – Erinnerungen hinterlassen haben. Erinnerungen, die mit dem Ausstieg aus dem Shuttlebus zurück sind. Spätestens dann. Vielleicht prägend für das eigene Leben. Wer noch nie hier war – schön ist es hier.Ich bin kein Heilbronner. Ich kenn es von Erzählungen – hier auf der Bühne ist schon Gianna Nannini gestanden. Der von mir verehrte Gerhard Polt und die Well-Brüder.Und wenn alles vorbei ist – der Lauf – der Tag – dann gibt es wohl – so habe ich es mir sagen lassen – die guten Worte mit auf den Weg. Zurück – hinab gen Heilbronn. Der Wochenspruch.Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist:Gottes Wort halten, Liebe…

PLONG

Veröffentlicht in 28. Oktober 2025

…. und es hat PLONG gemacht. Ich schiebe mein Fahrrad durch die Nacht nach Hause. Es war wunderschön. Der Mond. Dunkelheit. Vereinzelt mondbeleuchtete Wolken in großer Geschwindigkeit ziehend. Ich wünschte ich könnte das öfters. Zu müde. Zu wenig Schwung. Einen Hund für dieses Erlebnis zu haben ist undenkbar. Ich sehe mich nicht mit einer Plastiktüte in der Hand um die Geschäfte meines Lieblings zu säubern. Das muss Liebe sein. Dem vermeintlich besten Freund des Menschen…. Vermutlich sehe ich es zu negativ. Lassen wir das. Ich habe den Snakebite erwartet. Ein Snakebite ist ein, bzw. zwei schlangenbiss-ähnliche Löcher im Fahrradschlauch. Der Reifen schlägt bei zu niedrigem Luftdruck oder harter Kante (z. B. Bordstein, Stein, Wurzel) auf die Felge durch. Der Schlauch wird zwischen Felge und…

S. D. G.

Veröffentlicht in 19. Oktober 2025

Morgengedanken 21. Bottwartal Marathon S. D. G.diese drei Buchstaben schrieb der berühmte Komponist Johann Sebastian Bach im 18. Jahrhundert unter viele seiner Werke. Sie stehen für Soli Deo Gloria, das bedeutet doppelt: allein Gott sei die Ehre. Soli Deo Gloria – eine Andacht für Bewegte. Marathonlauf würdig. Manchmal, bevor der Startschuss fällt, ist alles still.Nur das Herz schlägt – ruhig und wach,bereit, etwas Größeres durch sich hindurch fließen zu lassen.Wir atmen das Jetzt.Der Körper ist kein Tempel aus Stein,sondern ein klingendes Instrument. Wir messen Zeiten, zählen Schritte, den Herzschlag, V2OMax.Das Eigentliche entzieht sich jeder Uhr.Denn nicht der Sieg ist die Krone,sondern der Moment, in dem wir uns selbst vergessen.Gott sei Dank – unmessbar.Der Moment in dem alles Eins wird –Kraft, Atem, Erde, Puls. Soli…

New York

Veröffentlicht in 11. Oktober 2025

Wein. Brot. Musik.Die Harmonikafreunde laden ein – in meinem Heimatort, zu einem Abend, der nach Gemeinschaft klingt. Weinprobe, Brotprobe. Verkosten, genießen, zuhören. Keine Sensationen, keine großen Namen – nur bekannte Melodien, die man summen und singen kann. Vertrautes. Und genau das reicht manchmal schon für einen schönen Abend. Für das Gefühl: Wir gehören zusammen. Für einen Moment, der dem ganzen Dorf guttut.Einer der Titel des Abends: »Ich war noch niemals in New York«. Natürlich, Udo Jürgens. Für manche klingt dabei sofort seine Stimme im Ohr, für andere vielleicht die Version der Sportfreunde Stiller. So oder so – ein Lied, das Erinnerungen wachruft.Ich weiß noch genau, wie es war, als ich das erste Mal dort ankam. Gelandet in Newark, mit dem Zug zur Penn Station,…

Herrschaftszeiten!

Veröffentlicht in 2. Oktober 2025

Personen auf den Gleisen. Herrschaftszeiten, denke ich. Innerlich ruhig, wie der Zug, der still steht. Anders geplant. Dabei habe ich versucht, das Beste daraus zu machen. Schon die S-Bahn mit Verspätung bringt vieles durcheinander. Die Unpünktlichkeit der Bahn ist ein großer Feind der Demokratie, habe ich unlängst in einem Podcast gehört. Der Grund: fehlende Verlässlichkeit.Der Mensch möchte sich verlassen können, ein Grundvertrauen in eine Sache, in einen Menschen haben. Kann ich gut nachvollziehen. Ob deshalb die Demokratie ins Wanken kommt — das kann ich nicht allgemein beantworten. In meinem Denken: nein. Ein Nebenschauplatz — mehr nicht. Es ist der kleine Stein, der Schneeball, der die Lawine meist auslöst. Schon im Bus brüllt eine Frau den Busfahrer an, was ihm einfalle, mit Verspätung hier anzukommen.…

Die Kastanie

Veröffentlicht in 10. September 2025

Die erste Kastanie zwischen den Fingern – jedes Jahr ein kleines Wunder und Freudenfest. Ich war nicht darauf vorbereitet. Sie lag einfach da. Ich halte an und mache einen Umweg um den Baum. Ich schiebe mit dem Fuß das Laub zur Seite. Auf der Suche. Früher warfen wir Äste in den Baum, um mehr zu ernten.Sie, die Kastanie, rollt nun hin und her, glänzt wie frisch lackiert – ein Vorbote des Herbstes.Herbst ist, wenn die Sonne ihre Kraft verliert.Herbst ist, wenn die Schulkinder bei Nebel an der Bushaltestelle warten.Herbst ist, wenn das Freibad schließt.Herbst ist, wenn die Bäume Farbe verlieren.Herbst ist, wenn es merklich früher dunkel wird.Wenn das Jahr sich verneigt – und sich meine innere Uhr langsam auf Kerzenschein umstellt. Und trotzdem: ich…

Ja zur Schokolade

Veröffentlicht in 3. September 2025

Die Tage trieb sie mich um, die Schokolade. Von verschiedenen Seiten. Nicht weil ich sie gegessen hätte – vielmehr die Gedanken daran, die Gelüste, die Möglichkeit, in meiner Schublade eine Tafel zu finden. Ich habe eine Schublade in der sich Süßigkeiten befinden.Am Sonntag noch hatten wir über Preise gesprochen: Lindt, knapp sechs Euro. Wir beide: WHAT?Und trotzdem wurde gekauft. »Der Kakaopreis ist explodiert«, sagt mit die Bäckersfrau. Ahh. Wie viel davon bei den Menschen wohl ankommen wird. Also bei denen die die Bohnen pflücken? Offenen Fragen.Dann Schlagzeilen von null auf neunzig auf meiner Lokalzeitung. Reden auch andere drüber. Ist Thema. Eine Marke erhöht den Preis und schrumpft zugleich die Tafel von 100 auf 90 Gramm. Verbrauchertäuschung wird laut gerufen. Eine Verbraucherzentrale klagt. Und ich?Im…

bäppede Hend

Veröffentlicht in 28. August 2025

Ich sitze im ICE auf der der Fahrt nach Stuttgart. Hauptbahnhof Erfurt. Früh da. Gut so. Mega froh dass ich da bin. Einen Happen essen. Kaffee und Kuchen. 2 Kugeln Eis. Ein ganz spezieller Tag wie gefühlt alles auf dieser Reise. 87 km 5 Stunden Fahrzeit. Regentatsächlichkeit, 98%. Von diesen wiederum waren 50% starke Regen. 40% normaler Regen. 10% getröpfelt. Eigene Wahrnehmung. An das Brennen in den Augen gewöhnst du dich beziehungsweise ist mal da mal nicht da. Meine Finger, runzelig wie nach einem Dauerbad. Es ist nicht kalt. Es ist windstill. Yeah. Let‘s go. Setze mit ein Zwischenziel. Ab da fahre ich ggf. mit dem Zug. Was ich nicht machen werde. Ankommen zählt. Es fällt mir nicht leicht. Es ist ok. Kurz vor…

Brocken & Bali

Veröffentlicht in 27. August 2025

Erstens:Ich wollte immer unbedingt auf den Brocken. Nehme den Mund voll: Was will ich auf Bali, solange ich noch nicht dort oben war. Vielleicht hat gerade dieser Wunsch mich hinaufgetragen. 26,6 Kilometer am Stück bergauf, 24 davon über Schotter im Schnitt 9%-Steigung oder so– das ist irgendwann kein Spaß mehr, sondern ein Ringen von Achim, Mind und Material. Zwei Passagen habe ich geschoben, eine Schraube verloren, repariert, weitergefahren. Das Gehoppel geht an die Substanz, klingt dramatischer als es ist – wie so oft: Erzählwert und Erlebniswert gehen auseinander. Erschreckend sind die abgestorbenen Bäume am Brocken: sichtbarer Zusammenbruch der alten Fichtenwälder – und doch zugleich der Beginn eines neuen, widerstandsfähigeren Waldes. Klimawandel. Borkenkäfer. Viel Glück und Zukunft. Ich schaue nach vorn. Wenn dir das Kaputtsein…

Schwindelnde Höhe

Veröffentlicht in 26. August 2025

Als ich Celle verlasse, entdecke ich unterwegs gleich mehrere schöne Schlafplätze. Ein Zelt aufstellen, ausruhen, fertig – manchmal braucht es nicht mehr. Vielleicht ist es einfach die Müdigkeit, vielleicht liegt es daran, dass der erste Tag einer Reise noch nicht ganz das Loslassen zulässt, sondern man in vertrauten Sicherheitsstrukturen denkt. Vielleicht ist es auch immer so. Keine Ahnung. Jedenfalls fahre ich mit einem guten Gefühl aus Celle hinaus. Ich passiere die »Food Mafia« (fragt mich nicht) und die Firma Moeck – Musikinstrumente und Verlag. Zu wissen, dass meine Blockflöte aus Celle stammt, ist eine schöne kleine Erinnerung. Seit dem Verlassen der Lüneburger Heide prägt die Landwirtschaft stärker das Bild: mehr Ackerbau, mehr Weite. Viele Felder sind bereits abgeerntet, der Mais steht noch – teils…

Der Bürgermeister von

Veröffentlicht in 25. August 2025

Am Ende des Tages blieb das Gefühl: beschissen worden. Booking-Rate und Hoteltresen, zwei Welten, die nicht zueinander passten. Kein Platz fürs Zelt, keine sichere Ecke gefunden. Die Dunkelheit stand schon bereit. Der Thermometer zeigt nach unten. Alternativlos – gestehe ich mir ein. Nachtzug. Gestartet in Hamburg. Gelandet in Celle. Dazwischen: unglaublich Schönes. Nur die letzten fünfzig Kilometer einfach nur gefressen, stumpf auf dem Radweg entlang der B3. Zwischen Sahne und Finger in den Hals. Wer von A nach B will, muss auch Kilometer können. Nicht immer Sand, Stein, Wald und Ruhe. Kerzengerade. Arbeit für Beine und die Gedanken. Hat auch seinen Reiz, wenn du merkst wie Autoverkehr weniger wird. Wenn die Dörfer kleiner, zerfallener, weniger wichtig werden. Aus Hamburg heraus rollen – und dann:…