Momentum. Es gibt wohl keinen besseren Begriff für dieses Erlebnis. Köln. Zwischenstop. Wie so oft in den letzten Tagen. Hauptbahnhof. Domplatz. Dom. Was für ein Bauwerk. Was für eine Kirche. Zum grössten Teil ohne eigenes Zutun degradiert vom Gotteshaus zum Touristenobjekt. Angeblich das am meisten besichtigte Gebäude Deutschlands. Durchaus möglich. Menschenmassen quälen sich durch Drehtüren. Mensch rein. Alltagslärm ausgesperrt. Erstaunliche Ruhe. Trotz der Menschen, die sich in Position bringen fürs Erinnerungsbild. Führungen. Meditierende Menschen. Ausruhen. Innehalten. Ein buntes Sammelsurium unterschiedlichster Gründe im Kölner Dom zu verweilen.
Ich beobachte eine Horde von Jungen, die sich scheinbar gelangweilt in ihren kurzen Hosen, bunten Nike-Schuhen, kleine Beutel mit Vesper tragend durch die Kirche wühlen. Die zwar nicht uninteressiert und nach allen Seiten schauend, trotzdem an einem anderen Platz besser aufgehoben scheinen. Ich verliere die Gruppe aus den Augen. Sehe selber aus und schaue um mich – wie ein Tourist eben.
Andächtig. Kleines Gebet. Zurück in die Welt. Zurück zu dem was zu tun ist.
Plötzlich eine Stimme. Wohltuend. Singend. Leise und doch umfassend. Bis in jede Ritze von Kirchenschiff und Gehörgänge. Unaufdringlich. Raum einnehmend. Mich umschauend. Höre zwei, drei, viele Stimmen. Einstimmig. Ich sehe die scheinbar unscheinbare Jungengruppe. Ein Knabenchor. Einen Choral singend. Ehrlich. Rein. Wie vermutlich nur Knaben diese Gabe haben. Für eine gewisse Zeit. Sekunden? Eine Minute? Ich nehme Menschen war, die hektisch ihre technischen Geräte zücken. Im Drang festhalten zu wollen um doch alles zu verpassen. Ich sehe Menschen, die wie angewurzelt stehen bleiben. Hörend auf etwas das bleibt. So schnell wie es war und beginnt. So schnell ist es vorbei.
Auf der Fahrt kurz zuvor lese ich noch einen Artikel über Kirchengebäude. Darin steht:
Demnach ist die Begegnung Gottes mit einem Menschen an keinen besonderen Ort gebunden. Doch ergibt schon ein weiter religionsgeschichtlicher Befund, dass besondere Orte zumindest vielen Menschen helfen, in Kontakt zur Gottheit zu treten…. Auch heute spüren Menschen nicht selten die besondere Lage von Kirchengebäuden und erfahren in ihnen Besonderes. Folgender Eintrag aus einem Gästebuch in einer Kirche bringt dies eindrücklich zu Gehör: „Ich bin mit Sorgen gekommen und in Frieden gegangen.“
Ein Momentum.
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