Verwunderlich. Ärgerlich. Drecksack.
Manchmal frage ich mich: Wie kommen Verspätungen zustande? Habe mich als Bahnfan bereits geoutet. Von daher eher forschend. Nicht anklagend. Verspätungen. Es geht nicht um ein paar Minuten. Es geht um das Prinzip. Weit schlimmer. Mhh… Warten auf Anschlusszüge. Personenschäden. Gleisstörungen. Schlechtwetter. Oberleitungsschäden. Alles Argumente die hin und wieder als Erklärung genannt werden.
04:48 Uhr komme ich auf Gleis 13 im Frankfurter Hauptbahnhof an. Umstieg ist notwendig. Lässt sich nicht immer vermeiden. 05:20 Uhr geht es weiter. IC 2099 gen Stuttgart. Steht schon da. Yeah. Gleich rein in den Wagen. Bequem machen. Ist ja Herrgottsfrühe. Mütze Schlaf nachholen. Verschlossen. Ungewöhnlich. Ärgerlich. Drecksack. Die Zugmaschine läuft. Ein Mr.-Ganz-Genau-Lokführer? Macht ausübend – oder was. Ein vollmenschenstehender Bahnsteig als innere Satisfaction. Überlege meinen abgekauten und entzuckerten Kaugummi aus Trotz irgendwie – für mich befreiend – anzukleben. Was ich schließlich nach reiflicher Überlegung doch lassen werde.
05:05 Uhr. Die Schaffner kommen mit ihren Trollis. Aussehend wie Flugkapitäne. Stolz. Auch für sie: Türe verschlossen. Den Griff schwer nach unten drückend. Nichts passiert. Nach links und rechts schauend. Fragend. Die beiden schauen sich an. Verwundert. Ärgerlich. Drecksack. Der Gang zur Zugmaschine. Anklopfen. Türe öffnen. Wohl keiner drin.
05:16 Uhr kommt ein Mann mit Rucksack und einem Kaffeebecher aus Stahl daher geschlappt. Warum schleppen Menschen ihren Kaffeebecher mit sich rum. Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Müll vermeidend? Ein Stück Heimat in der Ferne? Erschliesst sich mir nicht wirklich. Muss ich nicht haben. Fragen bleiben. Der Mann mit dem Mug. Sagt man umgangssprachlich so? Klingt besser. Auf jeden Fall dieser jener eher nicht so stolz. Von hinten quasimodoähnlich wirkend. Der Lokführer wie sich rausstellt.
05:32 Uhr zockelt der IC 2099 schließlich los. Die erste Tagesfahrt fängt prima an. Verzögerung in den Betriebsabläufen wird als Grund genannt. Aha. Nett formuliert. Mit Auswirkungen auf andere Züge. Außerplanmäßige Stopps inklusive. Logisch. Der Tanker Bahn nimmt Fahrt auf. Verspätungen sind nicht zu vermeiden. Widerspruch.
06:08 Uhr. Die Sonne geht über der Bergstraße auf. Ein schöner Tag kündigt sich an. Alles wird gut.
Nachtrag I: wegen Notarzteinsatz wird der Zugverkehr der Deutschen Bahn AG im Bereich Zuffenhausen vorübergehend eingestellt. Der IC 2099 daher über Untertürkheim und Esslingen umgeleitet. Dafür kann der Mug-Mann nun wirklich nichts. 07:45 Uhr ist die erwartete Ankunftszeit. Dafür übers Viadukt S-Münster gefahren. Premiere und Respekt ob des Umleitungsmanagements.
07:31 Uhr. In Esslingen wird die Lok gewechselt. Warum dies jetzt sein muss ist rätselhaft. Vermutlich ist des Lokführers Mug leer.
07:48 Uhr. In S1 gewechselt. Der IC 2099 steht lok- und menschenlos auf Gleis 6 im Esslinger Bahnhof. Die beiden Schaffner rauchen in Ruhe eine auf dem Bahnsteig und empfehlen den Verbliebenen dies auch zu tun.
08:08 Uhr. Eigentlich hätte der Anschluss zur S4 passen müssen laut Fahrplan. Heute nicht. Die S4 fährt pünktlich Richtung Schillerstadt Marbach. Verpasst.
Der Bus zu meinem Heimatort fährt fahrplanmäßig und reagiert natürlich auf Verspätungen nicht. Abgefahren. Was ok ist. Gehe jetzt erst mal frühstücken. Herzhaft. Das Ende meiner Reise ist absehbar.
Mein Zeitmanagement ist völlig aus den Fugen geraten. Die Frage: Was wäre gewesen wenn Lokführer IC 2099 ordnungsgemäß seinen Dienst angetreten hätte. Shit happens.
Jetzt bin ich nur noch müde. Kennst du es, wenn du keine Zeit hast müde zu sein. Aber erlebt. Viel sogar. Und alles ging gut. Wenn nur der Husten nicht wäre ;-)
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