1505_lebensgefahr_900
Keine Menschen. Kein Rad. Gar nichts. Natürlich der Reiz dieses Schild einfach mal zu übersehen. Neugierde. Was versteckt sich dahinter? Verbotene Wege oder nur Angstmache. Tatsache oder die Bremse und der Nothalt für die Schisser und das schlechte Gewissen. Was darf man. Was nicht. Mich hält niemand auf. Wie weit bestimme ich immer noch selbst. Verlockend.
Natürlich habe ich das Verkehrszeichen respektiert. Keinen Schritt weiter. Keine Grenzen überschritten. Ist manchmal auch gut so. Obwohl.

Leben ist immer Gefahr.

Ich weiß nicht, ob Sie einmal den Druck von den Lebensaltern gesehen haben; früher hing er in den Wohnstuben, über dem Kanapee. Da steigt der Mensch links bergauf, bis zur Mitte des Lebens, und dann kommt unweigerlich der Abstieg. »Von der Wiege bis zur Bahre« könnte der Titel dieses Druckes gewesen sein. In früheren Zeiten wurde, nachdem die Höhe erklommen war, es bergab ging, nur noch das Grab gesehen. Heute, da wir im Durchschnitt älter werden als jede vorangegangene Generation, wollen wir nicht mehr wahrhaben, dass wir sterblich sind. Aber wenn wir den Tod ausblenden, nehmen wir das Leben für selbstverständlich. Die Hoffnung ist die Leidenschaft für das darüber hinaus im Leben noch Mögliche. Es gibt etwas in uns Menschen, das uns Flügel wachsen lässt, uns treibt, neugierig über uns hinauszuschauen und zu fühlen. Sehnsucht nennen wir dieses Urgefühl, das oft unvernünftig und doch so lebenswichtig und mächtig ist.

Text: Elke Tegtmeyer