
Einwand 2: Die Gewalt kann nur mit Gewalt gestoppt werden.
Vor elf Jahren machten sich die Amerikaner auf, den damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein als Teil der »Achse des Bösen« zu stürzen. Dies gelang und wurde als schneller Erfolg der gewaltigen Militärmaschinerie gefeiert. Sehr bald wurde aber klar, wie kurzsichtig diese Strategie war. Anstelle des geplanten baldigen Rückzugs, wurden die US-Kampftruppen in einen jahrelangen Kleinkrieg verwickelt, der nicht nur viele Opfer forderte, sondern auch horrende Kosten verursachte. Als die letzten Truppen im Dezember 2011 abgezogen wurden, hinterliessen sie eine politisch instabile Region mit einem Machtvakuum, das seither immer mehr von radikalen Gruppierungen gefüllt wird. Der militärische Einsatz im Irak hat damit zwar einen Diktator beseitigt, aber auch neue Gewaltexzesse erst ermöglicht. Ein Phänomen, das sich auch in anderen Fällen nachweisen lässt. Benjamin L. Corey fragt daher zu Recht: »Wenn es der Einsatz von Gewalt war, der uns hierher gebracht hat, warum sollten wir meinen, dass noch mehr Gewalt die Dinge wieder zum Besseren wendet?« Unter dem Stichwort R2P »Responsibility To Protect« (Schutzverantwortung) haben sich politische und kirchliche Kreise für ein dreistufiges Programm ausgesprochen, um gewaltsame Konflikte zu lösen bzw. zu verhindern: Prävention – Reaktion – Wiederaufbau. Gerade das Beispiel Irak erinnert schmerzlich daran, wie in Konflikten vorschnell und einseitig gewaltsame Reaktionen in Betracht gezogen werden, die letztlich den Konflikt aber nicht lösen, sondern mitunter gar verschärfen. Derartige militärische Interventionen versprechen häufig weit mehr, als sie je einhalten können. Was würde wohl geschehen, wenn in spannungsvollen Situationen mindestens so viele Gelder in Prävention oder Wiederaufbau (inkl. Traumaverarbeitung) gesteckt würden, wie in das Waffenarsenal, das angeblich den Frieden sichern oder wiederherstellen soll?
Quelle: Mit Gewalt gegen Gewalt? Eine Stellungnahme aus friedenskirchlicher Optik | Kollegium des Theologisches Seminar Bienenberg
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