Beiträge mit Schlagwort “geLesen

Er war Mensch.

Veröffentlicht in 9. April 2015

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9. April 1945
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer, gerade mal 39 Jahre alt, wird im KZ Flossenbürg von den Nazis ermordet. Der Lagerarzt von Flossenbürg war Zeuge dieses Geschehens. Er schreibt:
»Durch die halbgeöffnete Tür eines Zimmers im Barackenbau sah ich vor Ablegung der Häftlingskleidung Pastor Bonhoeffer in innigem Gebet mit seinem Herrgott knien. Die hingebungsvolle und erhörungsgewisse Art des Gebetes dieses außerordentlich sympathischen Mannes hat mich auf das Tiefste erschüttert. Auch an der Richtstätte selbst verrichtete er noch ein kurzes Gebet und bestieg dann mutig und gefasst die Treppe zum Galgen. Ich habe in meiner fast 50jährigen ärztlichen Tätigkeit kaum je einen Mann so gottergeben sterben sehen.«
Bonhoeffer, ein eher konservativer Mann, gehörte keiner politischen Gruppe an. Er war Mensch.
»Wenn man in einen falschen Zug einsteigt, nützt es nichts, wenn man im Gang entgegen der Fahrtrichtung läuft.«
Bonhoeffer hinterlässt unfassbar gute Texte.

Buch-/Lesetipp: Dietrich Bonhoeffer: Finde deinen eigenen Weg

 

 

 

Wenn Du rufst

Veröffentlicht in 31. März 2013

  Gott des Lebens, wir sind mit dem Leben noch nicht fertig, auch wenn es zu Ende ist. Das Grab ist leer – und wir nehmen die Hoffnung mit nach Hause. Mit ihr wollen wir deine Welt verändern und den Menschen in aller Offenheit begegnen. Mit ihr arbeiten wir für die Zukunft unserer Kinder. Mit ihr teilen wir unseren Wohlstand mit den Ärmsten. Mit ihr bewahren wir deine Schöpfung. Mit ihr treten wir für Gerechtigkeit ein und befreien die Welt von der Angst. Mit ihr fördern wir das Leben und verlachen den Tod. Mit ihr sterben wir – und stehen von den Toten auf, wenn du uns rufst.      Quelle: ePistel

Franz Alt über den neuen Papst

Veröffentlicht in 28. März 2013

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Franziskus war arm, Ökologe und Pazifist – und die Kirche?
Welch ein Anspruch! Erstmals wagt ein Papst sich Franziskus zu nennen. Franz von Assisi war konsequenter Ökologe, überzeugter Pazifist, echter Tierfreund und radikal arm. Dieser Anspruch ist heute geradezu revolutionär und steht in krassem Widerspruch zu Prunk und Protz der real existierenden Amtskirche. Die letzten Päpste hießen Benedikt, Johannes, Paul, Pius oder Leo. Aber noch nie hatte einer gewagt, sich Franziskus, also sich nach dem populärsten Heiligen, zu nennen. Der Anspruch war zu groß.

Ist der neue Papst verrückt oder nur verwegen, mutig oder einfach naiv?
In den ersten Tagen wird von allen Beobachtern seine Bescheidenheit gelobt. Das ist schon viel bei einem solchen Amt in dieser außenorientierten Zeit. Aber der Heilige aus Assisi war nicht nur bescheiden, er war geradezu revolutionär, sein Vorbild war Jesus in aller Konsequenz. Der Radikalität des Heiligen Franz ist geradezu zum Fürchten. Geht so was noch im 21. Jahrhundert?
Im frühen 13. Jahrhundert war Franziskus Gottes grüner Krieger. Er predigte den Vögeln, umarmte den Wolf, griff leidenschaftlich Papst und Kirche an, war der Heilige der Armut und pries in seinem unsterblichen Sonnengesang Sonne und Mond als unsere Geschwister.
Es steckt also ein gewaltiger und sehr moderner Anspruch im Namen des neuen Papstes, sozusagen ein ökosoziales Zukunftsprogramm. Franziskus tritt aber damit ein äußerst gefährliches Erbe an.
Die Vatikan-Bank ist in kriminelle Machenschaften verstrickt. Beim Thema Bewahrung der Schöpfung war die Stimme der Kirche kaum vernehmbar so wie tausend Jahre lang bei fast allen Kriegen. Kann also jetzt alles anders werden? Ökosozial und konsequent pazifistisch statt marktradikal und angepasst?
Franziskus war konsequenter Jesus-Nachfolger, Gottes-Menschen- und Tierfreund. Doch die Kirche hat aus Jesus das „liebe Jesulein“ und aus Franziskus den komischen Heiligen und verkitschten Tierliebhaber gemacht.
Tatsächlich ist Franziskus aber der Jahrtausendheilige
Und erstmals wagt ein Papst, sich nach ihm zu nennen, ihn als Vorbild zu preisen. Es wird sich zeigen, ob der neue Name nur ein populärer PR-Gag ist oder ein aufregendes, die Welt veränderndes Programm und Abenteuer.
Es ist zum Beispiel unvorstellbar, dass Franz von Assisi anderen Menschen vorgeschrieben hätte, wie sie sexuell orientiert zu sein haben. Aber genau das hat der Kardinal Jorge Mario Bergoglio bisher getan, wenn er die Homo-Ehe als „Teufelswerk“ bezeichnet hat.
Wer wie Franziskus Liebe predigt, darf die Homo-Liebe nicht diffamieren. Und wer von Gerechtigkeit spricht, darf Frauen nicht von Kirchenämtern ausschließen. Jesus wusste, warum er gesagt hat: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
Auch Papst Franziskus wird an seinen Taten gemessen werden. Sein Pontifikat kann die Welt verändern.

Illustration: Miro Poferl

Mit leeren Händen

Veröffentlicht in 28. Februar 2013

Wir sind nicht mehr Papst! Hier ein Artikel zum „Nichtvergessen“ aus DER SPIEGEL im April 2010. Wie aktuell! Der zögerliche Umgang des Papstes mit den Sündenfällen seiner Priester weitet sich zur Kirchenkrise aus und schürt die Empörung über sein Pontifikat. Benedikt hat es sich mit Juden und Muslimen, mit vielen Katholiken und auch mit den Deutschen verdorben, die bei seiner Wahl so stolz auf ihn waren. Herr!“, so beginnt der Mann. Es ist Nacht, an den Ruinenmauern flackern die Schatten der Fackeln. „Oft erscheint uns deine Kirche wie ein sinkendes Boot, das schon voll Wasser gelaufen und ganz und gar leck ist.“ Das sind düstere Sätze. Besonders von einem Kirchenfürsten. Und er macht weiter, spricht vom Unkraut auf dem Acker des Herrn, vom Dreck, der…

Dann mach doch die Bluse zu!

Veröffentlicht in 8. Februar 2013

Frauen bestehen auf ihrem Recht, sexy zu sein – ganz für sich selbst, natürlich. Darauf reagieren darf Mann nämlich nicht, sonst folgt gleich der nächste Aufschrei. Vielleicht wäre uns diese ganze Debatte erspart geblieben, wenn an diesem ominösen Abend an der Bar nicht Rainer Brüderle, sondern George Clooney gestanden hätte, um seine Tanzkarte an Frau Himmelreich weiterzureichen. Aber so müssen wir alle teilhaben an dem jämmerlichen Balzversuch des Altpolitikers gegenüber der aufsteigenden Jungjournalistin. Denn die ganze Nummer bekommt einen ganz neuen Dreh, wenn männliche Annäherung auf fruchtbaren Boden fällt. Dann wäre es unter Umständen die Geschichte eines heißen Flirts geworden und Frau Himmelreich hätte bis an ihr Lebensende einen echten Clooney bei ihren Freundinnen zum Besten geben können. Was wir daraus lernen? Wo persönliche…

Ein Opfer des Zufalls

Veröffentlicht in 17. Oktober 2012

Im letzten Pflichtspiel des Jahres hat die Nationalelf gegen Schweden gezaubert, brilliert, imponiert, fasziniert – die erste Stunde lang. Irre. Dann hat das Team es vergeigt, enttäuscht und alles vermasselt. Irre. Ein Fußballspiel wie ein Ikea-Schrank: Erst sah’s so leicht aus, und am Ende passte gar nichts mehr. Alter Schwede! Was war da los? Fußballer sprechen nach solchen Begegnungen oft von komischen Dingen. „Wir haben keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen.“ „Da war der Wurm drin.“ „Wir konnten den Schalter nicht umlegen!“ „Da steckt man nicht drin!“ „Es war wie verhext!“ Manchmal heißt es auch: „Das ist Fußball!“ Oder dieser Typ, einer, der mehr versteht, hätte sich eingemischt: Der Fußballgott sei Schuld. In gewisser Weise stimmt die göttliche Erklärung. Wer den Zufall meint,…

Zu der Frage, ob es einen Gott gäbe

Veröffentlicht in 9. Oktober 2012

Menschen fragen nach Gott. Manchmal fragen sie, wenn sie mit eigenem Leid oder dem Leid anderer Menschen nicht mehr zurechtkommen. Seltener fragen sie auch nach ihm, wenn ihnen das Glück in ihrem Leben so unerklärlich erscheint. Gelegentlich drängt sich die Frage auf, worin der Sinn all unseres Lebens mit seinem Auf und Ab liegt; ob das alles nur ein begrenztes Spiel auf der Bühne des Lebens ist, ein kurzfristiges Aufflammen, das sich mit dem Tod wieder im undurchdringlichen Dunkel verliert – oder ob nicht vielleicht doch in diesem dunklen Geheimnis unserer Zukunft eine Antwort verborgen ist, die uns hoffen lässt, auch wenn wir sie nicht kennen. Gibt es für unser Handeln etwa Verbindliches? Der sogenannte „gesunde Menschenverstand“ kann nicht begründen, warum es besser sein…

Respekt? Wovor denn?

Veröffentlicht in 21. September 2012

Es wirkt wie ein bedingter Reflex: Kaum gehen religiöse Fanatiker auf die Barrikaden, sind westliche Politiker und Journalisten zur Stelle, um Respekt für religiöse Gefühle einzufordern. So war es vor sechs Jahren im Zuge des Karikaturenstreits, so ist es heute bei den Protesten gegen das trashige YouTube-Filmchen Die Unschuld der Muslime. Im ersten Moment mag die Forderung sogar vernünftig erscheinen: Denn wäre es nicht schön, wenn wir alle etwas respektvoller miteinander umgehen würden? Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass diese so freundlich wirkende Haltung diametral gegen die Streitkultur der Aufklärung verstößt, auf der der moderne Rechtsstaat gründet. „Mehr Respekt bitte!“ ist ein Totschlagargument, das jede vernünftige Debatte zum Erliegen bringt. „Respekt“ (von lateinisch „respectus“: Zurückschauen, Rücksicht) bezeichnet eine Form der Achtung und Ehrerbietung…