In den USA gibt es diese ganze Reihe abstruser Gesetze von anno dazumal: In Kentucky darf kein Mann ohne Begleitung seiner Frau einen Hut kaufen, in Iowa darf man sich nicht länger als fünf Minuten küssen. Solche Sachen sind immer für einen Schmunzler gut, vor allem weil kein Richter in Kentucky oder Iowa nach diesen Gesetzen Recht sprechen würde. Deutsche Schiedsrichter handhaben das anders, frag nach beim Ungarn Szabolcs Huszti. Er hat in einem großartigen Nordderby (!) zwischen Hannover und Bremen das Siegtor (!) erzielt, in der Nachspielzeit (!), per Seitfallzieher (!) – und feierte das Tor, wie man ein Tor mit vier Ausrufezeichen schon einmal feiern kann: Er riss sich das Trikot vom Leib und kletterte auf den Zaun. Der Schiedsrichter Deniz Aytekin sah darin gleich einen doppelten Regelverstoß und schickte den bis dahin unverwarnten Spieler mit Gelb-Rot vom Feld. Formal eine richtige Entscheidung, umgehend verwiesen Aytekin und später auch der Schiedsrichterbeobachter Lutz Wagner darauf, dass ihnen die Entscheidung zwar leid tue, aber so seien nun mal die Regeln. Abgesehen davon, dass es die wohl absurdeste und hirnrissigste Regel überhaupt ist, Jubel und Emotionen zu bestrafen, stellt sich noch eine weitere Frage: Warum müssen Schiedsrichter die Regeln wie Roboter umsetzen, ohne deren Sinn zu hinterfragen? Recht und Gesetz sollten in der Nach-Moses-Zeit nie in Stein gemeißelt, sondern etwas lebendiges sein, das interpretiert werden muss, kann, soll! Deswegen, liebe Schiedsrichter, habt Mut zu etwas mehr Anarchie! Ignoriert doch einfach einen Teil der seltsamen Regeln, die euch der Fifa-Blatter und sein Regelboard aufdrücken! Denkt selbstständig! Sonst müsst ihr vielleicht irgendwann eure Frauen mit zum Hutkaufen nehmen.
Quelle: DIE ZEIT
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