Menschen fragen nach Gott. Manchmal fragen sie, wenn sie mit eigenem Leid oder dem Leid anderer Menschen nicht mehr zurechtkommen. Seltener fragen sie auch nach ihm, wenn ihnen das Glück in ihrem Leben so unerklärlich erscheint. Gelegentlich drängt sich die Frage auf, worin der Sinn all unseres Lebens mit seinem Auf und Ab liegt; ob das alles nur ein begrenztes Spiel auf der Bühne des Lebens ist, ein kurzfristiges Aufflammen, das sich mit dem Tod wieder im undurchdringlichen Dunkel verliert – oder ob nicht vielleicht doch in diesem dunklen Geheimnis unserer Zukunft eine Antwort verborgen ist, die uns hoffen lässt, auch wenn wir sie nicht kennen. Gibt es für unser Handeln etwa Verbindliches? Der sogenannte „gesunde Menschenverstand“ kann nicht begründen, warum es besser sein soll, zu lieben als zu hassen, ehrlich zu sein, als zu betrügen, gegen alle Vernunft zu vertrauen oder gar zu verzeihen, für Gerechtigkeit einzutreten, auch wenn dies nur Nachteile mit sich bringt.
Gewiss kann die Rede von Gott eine reine Formel sein – inhaltsleer und ohne Konsequenzen. Manchmal ist sie sogar Heuchelei. Aber nicht zu leugnen ist auch, dass die Ahnung eines Gottes oder Glaube an ihn für ungezählten Menschen etwas bedeutet, das sie gradlinig handeln lässt und das sie im Leben und sogar im Sterben trägt. Allein schon dies spricht dafür, die Frage nach Gott nicht als unsinnig abzutun.
Bertold Brecht hat dazu in seinen „Geschichten von Herrn Keuner“ Folgendes geschrieben:
Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: „Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallen lassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, dass ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott“.
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