Ich sitze wieder auf dem Rad. Gepäck dabei. Handtuch und Seife. Lass am Abend gerne den Tag passieren. So als Erinnerung. Für mich. Ich werde in 15 bis 20 Jahren hoffentlich (Wo werden die Jahre gewesen sein?) auf meinem Sofa gesessen haben und mich an diesen Aufschrieben erfreut haben. #lovefutur2

Während der Tour keine großen Gedanken, die des erwähnt-werdens gerecht werden. Viele andere. Lenkt mich ab und verkürzt die Zeit. München gut verlassen. Zug pünktlich. An der Isar die Floße mit Stimmung und Sonnenbrand an Bord. Strecke gut. Rückenwind. Den letzten Anstieg nach Oberammergau gut gemeistert. Kloster Ettal beeindruckend.
Einzig vielleicht der Cappuccino am Stuttgarter Hauptbahnhof. Heute früh. Der Start in die Reise. Teuer, lecker mit schönem An- und Ausblick.

Kleine extra Runde durch Oberammergau. Mein Papa wünscht sich einen Kruzifix. Wir haben es ihm ausgeredet und die Sache schien vergessen, bis ich meine kommende Biketour erwähnte. »Dann bringsch mir einen Kruzifix mit«. WHOM. Da war’s wieder. Meine Lehre: ein Kruzifix kaufen ist nicht einfach. Es soll schon was besonderes sein. In der Region hergestellt. Kein Kitsch. Und Handarbeit. Heimisches Holz. Kein 3D-gedruckten oder von Maschinen gedrechselten Jesus. Und ich mag das INRI nicht. Also kann ich es nicht kaufen, selbst wenn es ein Geschenk ist.
Der erste Laden im Kloster schloß gerade. War ja schon 17 Uhr. Das Abendgebet ruft. Der Zweite verkaufte alles – auch bunte Enten. Jesus hätte ihn aus dem Tempel geworfen. Kurze Rede: ich wurde nicht fündig – die Zeit drängt. 18 Uhr gibt es Abendessen in der Jugendherberge. Schnell hin. »Hallo. Du bist Alexander.« »Äh – kurz überlegt – nein.« Ich nenne meinen Namen. Zeige meinen Jugendherbergsausweis. Suche die Buchungsbestätigung. Schaue meine Kreditkartenabrechnung durch. Lade die App und die Webseite. Ja ich bin ein Mensch. Markiere die Palmen und den Bus. Nichts. Auch die Dame an der Rezeption sucht verzweifelt. Irgendetwas hat nicht funktioniert. Mein Fehler. Zum Glück war noch ein einziges Zimmer frei. THX GOD. Stolzer Preis. Gut, dass ich Handtuch und Seife eingepackt habe. Und ich bleibe sehr gerne weiterhin der Achim. Abendessen war natürlich passé. Overbooked. Also rein ins Dorf. Unweit. Das erst beste Wirtshaus. Essen sehr lecker. Respekt vor alkoholfreiem Riegeler Bier aus Augsburg. Und ich habe wieder Glück. Es ist bayrischer Abend. Rosen der Liebe gibt es zweimal zum Start. Klingt anderes, der Text scheint gleich. Vielleicht bin ich unterzuckert. Mit Akkordeon und Gitarre wird jegliches Liedgut zerlegt. … bei, bei uns in Tirol, tobt der Saal. Habe ich was verpasst? Die Tanzfläche ist proppe voll, dass Club-DJs vor Neid noch blasser werden würden. Die alten Herrschaften werden einen wunderbaren Abend haben. Beim Hutspiel werden die Handys gezückt und Erinnerungen fabriziert. Fabrizio (genannt Franz der einfachheitshalber) gewinnt übrigens die Runde, während ich diese Zeilen tippe.
Ich werde irgendwann auf meinem Sofa gesessen, in meinen Erinnerungen geblättert und dabei gedacht haben: f*ckt euch Rosen der Liebe. Lesen ist besser als tanzen. Immer. Immer. Immer.

