Tag 5

Blick aus dem Fenster meines Zimmers. Postkartenmotiv. Mehr kannst du nicht erwarten. Das Hotel Delfin ist klassisch. Ältere Menschen checken hier ein und schenken als Dankeschön für eine gute Zeit oder weil man es so macht, After Eight. Ich traue meinen Augen nicht. Ist After Eight im freien Handel noch erhältlich? Oder werden bestehende Restbestände einfach weitergereicht? Dies Geschenk, besser Aufmerksamkeit ist international noch nicht aus der Mode gekommen. Ich habe es schon lange nicht mehr wahrgenommen. Die Augen der älteren Dame bei der Übergabe drückt das Ich-hab-Ihnen-hier-was-schönes aus. Mehr braucht es nicht an Erklärung, wie es in dem Hotel war. Würde mich aber jederzeit wieder dort einloggen.
Meilenweit fahre ich durch Tourismusgebiete. Kroatien ist Küste. Dahinter wenig sagt mir jemand. Das Geld wird an der Küste verdient. Ob dem so ist kann ich nicht beurteilen. Ich bin zum ersten Mal in der Gegend. Es ist schön hier. Manchmal schrecklich. Wenn viele viele Menschen hier ihren Urlaub verbringen werden, ich weis nicht. Was mache ich mir Gedanken darüber? Unnütz.
Ich fahre an einem Campingplatz vorbei. Das Eingangs-Terminal signalisiert: hier ist anders. Ich denke wow, beginnt hier, exakt hier, ein neues Land? Der Einlass ähnelt einer Grenzstelle aus vergangenen Zeiten. Mobilhomes oder wie die Dinger heißen architektonisch und raumtechnisch mit einer Exceltabelle geplant. Zaun mit Videoüberwachung außen rum. Die Guten, die Kunden dürfen rein. Wer nicht dazugehört, nicht. Saubere Trennung. Doch ein Land?
Die Strecke selber? Sehr schön. Der Küste entlang. Immer mal wieder selbstgewählte Schotterstrecken. Die Gegend erinnert mich an meine »Mallorca«-Vergangenheit. Als Radfahrer wohlgemerkt. Eine andere habe ich nicht. Mir Ausnahme meiner Seglerzeit. Das ist eine andere Geschichte. Mir begegnen auffallend viele Rennradgruppen. Am Strand wird Koppeltraining gemacht. Machen Triathleten gerne in der Saisonvorbereitung. Ein schneller Wechsel zwischen Rad – Laufen – Rad – Laufen. Dazu schwimmen in einem der zahlreichen Pools der Urlaubsanlagen. Gutes Revier.
Es gibt viel zu schauen. Radwege sind zwischen naja, gerade ok und nur dafür geeignet angeheiterte Urlauber aus den wunderschönen Küstenstädtchen, deren Lokalitäten sicher zurück in die Ferienanlage zu bringen. Don’t Drink and Drive.
Selbstgewählt bin ich auf einigen Schotterpassagen unterwegs. Teils Teil des EV8 (ein europäisches Radnetz) – vorneweg: in Kroatien quasi nur auf der Landkarte als violette Verkehrslinie zu erkennen. In der Realität nicht wirklich. Ab und zu mal ein Hinweisschild. Ich fahre Teilstücke der »Parenzana«. Eine Radstrecke von Triest nach nach Porec entlang einer alten Bahnlinie. Mir ist bewusst, dass Zugnostalgiker daran keine groß Freude haben. Ich stimme zu, dass es ein Jammer ist, wie Infrastrukturen durch höhenausgeglichene Straßen ersetzt wurden und werden.
Ein letzter Anstieg vom Lim-Fjord. Mir begegnen Freunde und bald ist Rovinj in Sicht.

Es beginnt Teil 2 meiner Reise und der Grund des Hierseins. Es wird wunderbar werden. Der Papst ist tot.
