»Wie war dein Tag?« Falls mich das jemand fragen wollte…
»Keine Ahnung.«
»Wieso?«

Tag 4

Es war irgendwie alles heute. Gutes Wetter, Piss Wetter. Traumpfade zum himmelhochjauchzen und so mies, dass zur Bewältigung besser ist, sich den Finger in den Hals zu stecken. Regenjacke aus. Regenjacke an. Erste Cola bei KM 85. Da war sonst nichts außer extremer Verkehr. Ich bin am slowenischen Schotterzentrum vorbeigefahren. Ich habe heute alle Schotter-LKWs unter slowenischer Flagge gesehen und fast gespürt. Und das Meer gesehen.

Aber der Reihe nach:

Mit Instant-Kaffee aus einem schwachMaten in den Morgen. Mehr verdient die Maschine nicht. Das Müsli ok. Bin halt kein Freund von dieser Granola-Mischung. Die Alternativen: So eine Art Frolic-Hundefutter aus Schokolade-Ersatz und Cornflakes.

Cornflakes hatten Eintritt in mein Leben als meine Eltern Verwandtschaft in den USA besuchten. Wann das war habe ich vergessen. Lange her. Muss noch klein gewesen sein. Kelloggs erobert die Regale. Eine Packung, rechteckig 40 Zentimeter hoch. In der Größe von damaligen TV-Geräten. Innen noch eine zusätzliche Tüte in einer papierartigen Folie, damit die Dinger knackig blieben. Dann kam Milch rein. Die Flakes aus welchem Korn auch immer wurden umgehend schlonzig weich. Mit Cornflakes habe ich abgeschlossen. Ich singe das Loblied auf die stinknormale Haferflocke. Die ist und bleibt mein Held. Pur. Ohne Firlefanz. Dann Quark oder Joghurt und Früchte rein. Trockenfrüchte. Apfel aus der Reibe, Banane geschnitten und Himbeeren. Die Himbeere ist für mich die Königin der Frucht. Mehr braucht es nicht. Falls jemand Artikel aus den USA bestreiken will. Wie wärs’ mit Cornflakes.

Gott sei Dank habe ich vergessen, meine Radschuhe richtig zu schnüren. Lange Schnürsenkel bedeutet immer die Gefahr, dass du sie in die Kette bekommst, was blöd ist. Dabei stell ich fest. Wo sind deine Satteltaschen? Ich hatte sie im Hotel vergessen. Deshalb alles so leichtgängig. Umkehr. Abholen. Befestigen. Alles gut.
Mit einem guten Illy-Kaffee nach der jugendherbergs-ähnlichen Instant-Blärre verlasse ich peu à peu, besser: Ampel um Ampel. Ljubljana. Die Stadt ist unschreibbar.
Illy erwähne ich deshalb, weil ein paar Stunden später es in Triest nach Zigore riecht. Es wird dort der Illy-Kaffee hergestellt. Denke/hoffe aber auch aus richtigen Kaffeebohnen.
Passiere die amerikanische Botschaft. Ganz unspektakulär. In direkter Nachbarschaft die deutsche Botschaft. Anna Lena Baerbock hat mich sehr gut und würdig, als Außenministerin in der vergangenen Regierung vertreten. Das muss jetzt einfach mal heraus, weil es ja immer jeder besser weiß und besser kann. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt.

Die nächsten 15k (ein Radweg) entlang einer Bundesstraße rege ich mich über die Rückkehr der Pendlerpauschale auf. Später ist der Radweg verschwunden und ich auf dieser Art Bundesstraße. Nicht so prickelnd. Schlechtes Routing meinerseits. Ich fahre halt auf der Achse Maribor, Ljubljana, Koper. Falls du einen der Städtenamen noch nie gehört hast? Ich auch nicht. Die Namen stehen an jedem Straßenschild. Bist du auf solch einer, solltest du diese verlassen.

Die Radfahrt selber: Himmel und Hölle. Schrecklich und so schön, was mir die Bestätigung gibt alles richtig gemacht zu haben. Ich fahr halt gerne Rad. Was macht da ein böiger Wind mit 55 km/h, der dir die Fresse poliert und seitlich dich zum Schwanken bringt. Ich spüre meine Handballen.

Nach 85 Kilometern. Der erste Laden. Cola und ein Käseweck. Die Damen hinter der Theke eher unmotiviert. In Slowenien steckt slow. Es regnet ziemlich kräftig. 3 Jungs mit Rucksäcken, Wanderer ihres Zeichen, Gore-Tex-Los mit einem Lächeln. Warum nicht von Triest nach Ljubljana. Die Stadt ist unschreibbar. Zwei Tage haben sie noch Zeit, weil sie zulange in Triest abgehängt haben. Wir reden eine Weile. Die Jungs machen mir echt Freude und Hoffnung, dass fröhlich und spontaner Lebensgeist unser aller Leben besser macht. Einfach machen. Ostersonntag geht es per Flixbus zurück nach Dänemark. Und ich scheiß mir in die Hose weil ich das AirBnB für morgen noch nicht gebucht habe. Habe ich gerade gemacht.

Aus Versehen (Danke Zufälligkeit) fahre ich den Giuseppe-Cottur-Radweg in Richtung Triest. Ein absolutes Highlight und im Kopf plane ich bereits wie sich dieser in eine Tour einbauen läßt. Und die Parenzana. Morgen fahre ich ein kleines Stück. Vorfreude. Die letzte Etappe steht an. Bin gespannt.

Und Leute: Morgen ist Karfreitag. Vergesst das nicht bei all eurem Tun.