Gedanken Offenes Adventsfenster Marbach/Neckar
Ein Brief von Maria an Joseph.
Lieber Joseph,
ich weiß, Worte waren nie dein Ding. Mein Groß-Ding auch nicht, lieber bewegte Worte im Herzen. Du weißt es. Du kennst mich.
Ich will ehrlich sein: Ich war wütend auf dich. Als ich dir von meiner Schwangerschaft erzählt habe, hast du gezweifelt. Du hast mich allein gelassen – wenn auch nur für einen Moment. Weißt du, wie sich das angefühlt hat?
Ich war voller Angst und Sorgen, und du, der Mann, dem ich vertraut habe, wolltest mich verlassen. Heimlich, ja, ich weiß. Du wolltest mich schützen, aber dennoch: Du bist weggegangen. Wie hätte ich das allein schaffen sollen?
Und dann, plötzlich, kommst du zurück. Nicht, weil du mir geglaubt hast. Nicht, weil du mir vertraut hast. Sondern weil ein Engel es dir gesagt hat. Ich habe mich gefragt: Warum musste Gott dir erst beweisen, dass ich die Wahrheit sage? Warum hast du nicht an mich geglaubt, an uns?
Aber weißt du was, Joseph? Ich habe erkannt, dass es nicht nur um dich ging. Es ging um deine Angst, um deine Zweifel, die jeder von uns manchmal hat. Es ging darum, dass auch du lernen musstest, Gott zu vertrauen – so wie ich.
Joseph,
Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist. Ich sehe jetzt, wie viel Mut das von dir verlangt hat. Du hast nicht nur mir vergeben, sondern auch dir selbst – deinen eigenen Zweifeln und Ängsten. Und dafür liebe ich dich.
ich fühle, dass unser Weg gesegnet ist. Unsere Reise wird herausfordernd sein, das spüre ich. Und auch, dass wir gemeinsam alles meistern können.
Deine Maria
Es ist nicht unsere Perfektion, die zählt, sondern unser Vertrauen in Gott und unsere Bereitschaft auf den Faktor Mensch zu setzen um wie Joseph zurückzukehren.
Es ist einfach, wenn wir den Fortgang der Geschichte kennen. Es ist einfach Vergangenes zu kommentieren. Es ist einfach zu-, ver- und urteilen.
Ich wünsche mir und euch den/die Einflüsterterin, ich wünsche mir und euch Josephs Engel. Der Engel hat einen verdammt guten Job gemacht.
Ich wünsche mir und euch den Mut »DEN« Weg zu gehen. Möglichweise stehe ich, stehen wir vor verschlossenen Riegel. Schwer – unmöglich zu öffnen. Möglicherweise klopfe ich, klopfen wir an Haustüren ohne zu wissen… möglicherweise geschieht in einer Fabrikhalle, in einer Tankstelle in einem Stall »GROSSES«. … nein nein nein, diese Gedanken sind zu verwegen.
Ich lasse mich, lasst uns überraschen.
Gerne.
