
Herbst. Ich trage wieder Birkenstock’s an meinen Füßen. Ist Füße richtig? In der schwäbischen Sprache verwendet man Worte gelegentlich in einer anderen Form, die für Missverständnisse sorgen kann. Gilt nicht wenn sich nur Schwäbinnen und Schwaben unterhalten sollten.
Also Schuhe. Von Birkenstock. Mal wieder? Über Jahre hinweg hatte ich genug davon. Nicht in der Menge. Es war nicht die Zeit. Es war nicht mehr meine Zeit diese Art von Schuhen zu tragen. Abstoßen, das was für viele Jugendjahre „State-of-Art“ war. Ob geschlossen. Mit Riemen. Eins, zwei oder dreien. Hinten geschlossen oder offen. Breit schmal. Leder Filz. Arizona oder Boston. Wie sie heute noch heißen.
Ich trug sie. Klar bequem. Aber es war so eine Ansage. Ein Lebensgefühl. Ein Statement. Hippiesandalen. Hinter einem Menschen mit liebevoll „Birkis“ genannt an den Füßen war ein gewisses Bild gemein. Gelassen. Eher christlich orientiert. Eher langweilig. Sexy-Faktor 0. Die Grünen wurden 1980 gegründet – was wurde davor gewählt?
Ich erinnere mich an Poster mit „Birkenstock-Business“ in Chef-Büros. Hier durften Menschen beim Eintritt auf eine Gütigkeit hoffen. Ich erinnere mich an einen Notar, der genau dieses Bild widerspiegelt, in seinem Chaosbüro voll mit Pflanzen, alten Schreibmaschinen und Modellautos. Trotzdem war ich gerne dort. Umgeben vom Charme der Gesundheitslatschen. Bis eines Tages auch der Notar, die dann den Markt beherrschende Crocs an den Füßen hatte. Kunststoffschuhe. Leuchtend bunt. Schnelltrocknend, wenn du durch den Matsch des Zeltplatzes schreitest. Eine kleine Welt bricht zusammen. Und ich wechsle auch das Schuhwerk.
Irgendwann verschwinden meine beiden Sandalenpaare – #1 mückenblutfarbiges Wildleder offen mit zwei Riemen und #2 geschlossen mit karamellbraunem Leder – im Nirwana des Schuhregals. Verstaubt. Zusammengefallen. Fristen beide ihr Dasein hinter Spinnweben und alten öligen Kartonagen. An eine Entsorgung nicht erinnernd. Und suchen? Ne. Ich vermisste, vermisse meine Birki’s nicht.
Die Wiedergeburt. Berühmte Menschen beginnen Birkenstock’s oder sagt man Birkenstöcke (?) zu tragen. Eine Schauspielerin sogar bei der Oscar-Verleihung. SchwuppdiWupp von Hippie auf Hip.
Mhhh…. ne. Nicht auf jeden Zug aufspringen. Auf einmal wieder mit Birki’s auftauchen. Ne. Auch nicht mein Ding.
Es vergehen weitere Jahre. Bis meine Blicke auf eine Limited Edition (das fieseste was Industrie machen kann um das muss-ich-haben-Gefühl zu erzeugen) mit einer farbig-auffallenden Sohle fallen. Oh. Schön. Es könnte mal wieder Zeit werden für Birkis, denke ich mir. Höchste. Und so unter uns – tragen tun sich die Dinger schon verdammt gut.
Jetzt wenn Winter kommt. Dicke Socken an. Füße hoch. Kerzenlicht, Kekse und warme Getränke. Es könnte gemütlich werden – in Arizona, äh mit.