Vor Tagen, vielleicht Wochen las ich folgende Randnotiz in meiner lokalen Tageszeitung: Rehm meldet Insolvenz an!

Rehm ist eine Metzgerei, die einen gewissen Bekanntheitsgrad durch die Produktion von Wurst in Dosen erreicht hat. Die Größe dieses Unternehmens ist mir nicht bewusst. Die Dosen klein. Mir unbekannt auch die schwäbische Herkunft. Hat bei meinen Einkäufen nie eine Rolle gespielt. Möglicherweise zurückzuführen auf fehlendes Marketing, was ja eine Insolvenz zur Folge haben kann. Stichwort Unternehmensdarstellung. Brand-Building. Es wird in solchen Fällen gerne von Management-Fehlern gesprochen. Dieses sagt, die Erhöhung des Schweinefleischpreises hätte der Markt nicht hergegeben. Mit dem Markt fühle ich mich gemeint. Kann ich nichts zu sagen. Mich interessiert die Entwicklung des Schweinefleischpreises nicht im Geringsten.

Ich esse seit roundabout 25 Jahren keine Wurst und kein Fleisch. Insofern trage ich eine Teilschuld am möglichen Untergang dieses Traditionsunternehmens. Ich mache es mir nicht einfach und sage es wäre mir wurst. Wohlwissend, dass zum Beispiel Menschen mit einer Mehlunverträglichkeit keine Mitschuld an der Pleite einer xbeliebigen Mühle haben. Oder Atheisten an der Auflösung einer Kirche. Ist ja klar. Ich jedenfalls war einmal Rehm-Kunde. Das ist der Unterschied. Aber nicht allein des Verzichtes wegen, auch zuvor habe ich diese Wurstdosen nicht mehr in meine Einkaufstasche gepackt. Dabei heisst es doch, dass Verbraucher mit den Füßen entscheiden. Na denn!

Mein Handeln hat zwei Gründe:

Für eine gewisse Zeit in meinem Leben waren diese Wurstdosen Grundnahrungsmittel. Was erstmal kurios und dumm klingt. Die gewisse Zeit begrenzt sich auf ziemlich genau zwei Wochen oder drei. Wir waren als junge Menschen mit einem umgebauten Mercedes-Kastenwagen Typ 210, einem Benziner, weiss mit Hochdach, in Norwegen unterwegs. Der geläufige Name Sprinter wurde erst einer späteren Generation von Fahrzeugen zugefügt.
Bevorratet mit besagten Rehm-Wurstdosen, Cherry-Cola und Riccadonna einem italienischen Cinzano-Ersatz. Brot haben wir frisch gekauft, meine ich mich zu erinnern. Ganz sicher bin ich mir nicht. Möglicherweise aßen wir auch mal Nudeln. Überwiegend die Wurst in allen Variationen. Nach diesen Tagen war ich fertig mit Rehm. Einfach überrehmt.

Erschwerend noch das Öffnungssystem. So ein kleiner Nippel, wie wir ihn heute aus Getränke-Aluminiumdosen kennen. Man dreht das kleine Metallstück, das am Dosenoben angenietet ist vom Deckel weg nach innen und nützt die Hebelwirkung, um den angestanzten Deckel abzuziehen. Das macht einen Büchsenöffner ersetzlich. Anwenderfreundlich. So die Theorie. Allerdings noch in der Entwicklungsphase. Mit der Technik war man vor sagen wir mal dreißig Jahren noch nicht so weit, versuche ich heute mein trostloses Scheitern damals zu erklären. Fakt ist, dass das Öffnen der kleinen wurstigen Dosen mittels des Nippels mir zu nahezu hundert Prozent mißlang. Nippel ab. Dose zu. Wurst drin. Ich… lassen wir das. Keine ganz einfache Zeit.

Wenn du zwei Gründe hast, die gegen ein Produkt sprechen, lässt du es links liegen. Schweinepreise hin oder her.