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Gelbe Warnlampe geht an. Tank leer. X Kilometer noch möglich.
Im Leben habe ich nicht das ganz große Sicherheitsbedürfnis. Wenig mehr wäre gut. Nicht aber wenn ich an den Sprit im Tank denke. Das X als unbekannte Größe. Irgendwo im nirgendwo stehen bleiben. So erlkönig-ähnlich »wer reitet so spät« ist nicht mein Ding. Also Alarm. Tanke suchen. 
Meine Stamm-Tankstelle bietet sich an. Ohne Umweg. Abends ja günstiger. Meine ich.

Angesteuert. Kurz auf die Preisanzeige geschaut. Literpreis ansteigend. Aus ökologischen Gründen nach wie vor zu billig. »Eins-vierzehn-neun» der Preis für LKW-Diesel ganz unten stehend. Naja. Ein Cent mehr. So üblich. Denke ich. Alternativlos.

Ran an die Zapfe. Klappe auf. Rein den Hahn. Warten auf das Freigabegeräusch. Sekunden. RatterRatter. Die Anzeige nullt sich und der Literpreis wird angezeigt.
»Eins-siebenundzwanzig-neun«. WHAT! 
Es sind die Momente wo du um Luft ringst. So ein Ding zwischen Verschwörung und versteckter Kamera. Kiemenatmung angesagt. Volltanken? – AUF GAR KEINEN FALL. Warten auf bessere – besser günstigere – Zeiten. Muss ja auch schauen. Bin ja schließlich nicht Dagobert Duck und auch kein Ölprinz. Dieses Preiswechsel-Gedöns hoch runter, runter hoch innerhalb Sekunden und mehrfach am Tag – zeigt eh den miesen verdorbenen Charakter dieses ganzen Wirtschaftszweiges. Kack Ölindustrie. Die an der Tanke selbst nehme ich raus – können nichts für. Irgendwelche Hütchen-Spieler jonglieren über ihren Joysticks an der Preisspirale. Joy trifft es richtig – vermutlich macht es ihnen Freude. »Voll-Spackos« würde Til Schweiger sie benennen.

Die Idee um zu retten und mit Anstand aus der Sache rauskommen. 

Rückblick: Vor Jahren haben wir uns gebattelt bei Einkäufen im Supermarkt auf eine bestimmte – eine ganz bestimmte Gesamtsumme zu kommen. Mit Hirn und Verstand und den Zahlen im Kopf einkaufend zwischen den Regalen unterwegs. Kalkulierend. Eine Herausforderung. Ein Triumph wenn es klappt. Eine stille Freude wenn.

Es ist mal wieder an der Zeit. Rein den Hahn. Und ab geht der Diesel. Vorsichtig. Am Ende Cent um Cent. Vorfreude. Getroffen. Hahn raus. Deckel zu. Rein an die Kasse.

»Welche Zapfsäule bitte«, so die Dame hinter der Theke. »Die Eins«. 
»Macht achtzehn-dreiundneunzig.« »Wie bitte?« Ok war fies. Habe es sehr wohl gehört. »Achtzehn-dreiundneunzig.« 
Wollte schon  mit »He He« antworten. Habe es dann doch vermieden. Mastercard. PIN eingeben und einen schönen Abend gewünscht. 
Kleine Sternstunde. 
Irgendwann werde ich es durchziehen… und hüpfen.