Der Begriff Derby bezeichnet eine Austragung im Mannschaftssport, bei der zwei meist rivalisierende Sportvereine einer Region aufeinandertreffen. Für die Fans der betroffenen Vereine haben solche Ereignisse häufig eine hohe symbolische Bedeutung. Punkt.

Nein. Ich gehe Sonntag nicht nach Karlsruhe. Nicht in den Wildpark. Ich fahre auch nicht oder sonst irgendwie. Sonntag spielt der Karlsruher SC gegen den VfB Stuttgart. Ein brisantes Spiel bei dem der sonst schon besonnene Ministerpräsident Winfried Kretschmann (VfB-Mitglied) zu Besonnenheit aufruft.

Es gibt im Fußball »die« Spiele mit Brisanz. Das ist auch gut. Was besonderes. Wir Fans fiebern dem entgegen. Es ist die Sahne, der Zucker und das Salz zugleich. Alles in einem. Es gibt Spiele, bei denen selbst sonst ruhige Zeitgenossen aus sich raus fahren. Beleidigungen, Schadenfreude und Schmähgesänge möglich und gewollt. Es sind die »Ur«-Spiele, die dem Kommerz den Korken ziehen. Support your Team. Gut is.

Ich bin trotzdem nicht in Karlsruhe.
Warum? Lustlos… Ich habe einfach keine Lust auf Hass. Wenn ich in meinem bisherigen Leben auf etwas stolz sein kann, dann auf die Tatsache, dass ich noch nie gehasst habe. Wobei Hass relativ ist. Ich meine Hass – so grundtief. Nicht wenn ein Wurm in der Zwetschge fröhlich winkend den Kuchen ruiniert. Nein, wenn die Augen dunkel blitzen. Nicht super-konzentriert schauend – einfach nur dumpf leer glotzend. Diese Situation meine ich. Erlebt. Meist ging es um Karlsruhe und Stuttgart. Reicht. Mir.

Die Feindschaft zwischen den beiden Landsmannschaften reicht angeblich weit zurück. 1806 erhob Kaiser Napoleon Württemberg zum Königreich, Baden blieb dagegen Großherzogtum. Seitdem sitzt der Stachel tief. Der VfB wurde übrigens 1893 gegründet. Der KSC 1894. Was ein lächerlicher Grund. Ich jedenfalls für meinen Teil brauche kein Feindbild. Das ist Quatsch. Gestrig. Mittelalter.

Es wird Fußball gespielt werden. Ich hoffe mit Leidenschaft. 110%. Kämpfen und siegen für uns Fans. Beidseitig. Es geht um Vieles. Klar um mehr als drei Punkte. Aber es geht nicht um alles! Es geht nicht um Ehre. Nicht um Ansehen. Es geht darum ein dummer Dorfkicker zu sein – neben oder auf dem Platz. Oder eben Mensch. Mit allen Facetten. Wenn Respekt und Menschlichkeit getreten im Namen des Fußballs – dann ist siegen verlieren. Dann bin ich lieber Verlierer.

So – und jetzt raus auf den Platz Jungs. Ob in blau oder in weiss-rot mit Brustring. »Faites votre jeu!« Gewinnen ist Pflicht. Kurioserweise gilt das für beide Teams und Fangruppen. Das macht die Sache schwierig – letztendlich unmöglich. Die Wahrheit liegt letztlich mal wieder auf dem Platz. Wo sonst?

Ich liebe den Fußball. Es lebe der Sport.

 

Noch was 1: Ich weiß es ist Wunschdenken. Blauäugig. Man spricht von 1.500 Polizeikräften. Die Dorfkicker werden sich prügeln. Die EINEN nicht- gewaltlos und hassfrei. Und die ANDEREN Menschen? Was machen die? Auf welcher Seite hissen sie ihre Fahne im Wind. Mit dem Finger zeigen? Wir-sind-die-die-es-kommen-haben-sehen? Wie immer. Die kotzen mich an – sind den Dorfkickern näher als sie denken. Nach dem Prügeln ist bei den Dummen alles vorbei. Die EINEN schütteln sich im Geiste. Reflektieren. Wägen ab. Während die ANDEREN urteilen. Nur urteilen. Meist schnell.

Noch was 2: Wenn in den Wildpark. Dann nur mit Freunden aus oder für Karlsruhe. Dies habe ich verpasst. Leider. Wir haben immer wieder darüber gesprochen. Wenn der Tag kommt. Das war Idee und Plan. Leider. Das ist Grund und Wahrheit warum ich nicht in Karlsruhe bin. Mir ist nicht zum Jubeln.