
»100.000 Protestanen und kein Wasserwerfer!« Jaja Stuttgart. Die Landesmarketing entschuldigt sich umgehend ob der Schlagzeile. Herrlich. Mir gefällt diese.
Ob der Kirchentag den Sommer nach Stuttgart bringt. Menschen können darüber streiten. Fakt: Der aus wettersicht schönste Tag des bisherigen Jahres an Tag 1. Herrlich. Egal wo man ist. Ein lauer Sommerabend wie es in unseren Gefilden nur wenige gibt. Zunge schnalzen. Leben genießen.
»Es ist Kirchentag, und das ist gut so« sagt MP Kretschmann und hat vermutlich Recht damit, lese ich später.
Deshalb um so mehr. Rein ins Getümmel. Mit Verspätung. So spät, dass die Haltestelle am Schlossplatz gesperrt wird. Eröffnungsgottesdienst ade. Und Gauck ist da. Und und und… Und viele Menschen unterwegs. Eine Station weiter und alles ist gut. Von Null auf Hundert. Voll im Kirchentag. Seliges Grinsen. Viele Menschen sind untertrieben. Es sind sehr viele und noch mehr. Mir reicht’s fast schon. Während die Menschen das Schlusslied singen, gehe ich gen Stiftskirche. Turmbesteigung. Zig Stufen. Und die »Hallo Achim«-Begrüßung des Stiftspfarrers. Danke dafür. Willkommen zu sein. Gibt es etwas schöneres. »Wahrlich. Einer der herrlichsten Plätze von Stuttgart. Halleluja!« poste ich umgehend. Unten die Welt. Oben ich. Erhebend. Ein kurzes Vergnügen. Runter gehts. Noch mehr Menschen. Singen. Essen. Selige Fröhlichkeit. Herrlich. Es ist was los in der Stadt. Live-Musik an allen Ecken und Enden. Und Menschen. Eine Sängerin singt klassisches Gesangbuchliedgut in Jazz. Ein Chor aus dem Hohenlohe intoniert ein Karel Gott Lied – übertragen auf eine Videowall die ihres Gleichen sucht. Irgendwann ist auch gut und ich verabschiede mich in den Westen. So oft wollte ich schon ins Fischlabor. Jetzt ist die Zeit. Cheers. Newcastle Brown Ale vom Fass. Herrlich. Herrlich auf eine andere Art und Weise. Weit ist es nicht – trotzdem Blasen gelaufen. Crocs eignen sich nur bedingt für längere Touren. Hätte ich das nur früher gewusst. Psalm 90,12: »damit wir klug werden«. Die KirchentagsIosung. Danke.
Ich Zurück über die City. Einen brasilianischen Sänger im vorbeigehn. Ein Brass-Ensemble im Scheinwerferlicht. Den Posauenchor aus der Ostalb auf der Straße spielend sich an »Pirates of the Caribbean« versuchend. Verweile kurz. Mutig. Den Bläsern scheint es Spaß zu machen. Dem Publikum gefällts. Dankbar spenden sie Applaus – den ich nur noch aus der Ferne höre. Zufrieden schlendere ich weiter gen U-Bahn. Die Arbeit wartet.
Den Abendsegen verpasse ich. Ein Kerzenmeer. Bilder sorgen für Gänsehaut höre ich und jemand twittert: Aus Stuttgart steigt ein Lied laut zum Himmel »Ehre sei Gott und den Menschen Frieden«. So sieht’s aus. Herrlich.
Zu Ehren dieses Tages trage ich das Trikot, wie es die VfB-Spieler 1963/64 trugen. Unaufdringlich in den Stadtfarben gelb. Dafür gibt es das eine oder andere lächeln. Menschlich. Erleichtert. Nicht selig.
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