1411_sender1800Es war einmal ein Gaukler. Der zog von Ort zu Ort, tanzend und springend. Des unsteten Lebens müde, zog er sich eines Tages in ein Kloster zurück. Doch das Leben der Mönche blieb ihm fremd.

Er wusste kein Gebet zu sprechen und Psalmen konnte er auch nicht singen. Er kam sich ziemlich fehl am Platze vor.

Eines Tages, als die Glocke zum Gebet rief, flüchtete sich der Gaukler in eine abgelegene Kapelle. Kann ich nicht beten wie die Mönche, so will ich doch tun, was ich kann, sagte er und er fing an und tanzte mit Leib und Seele, um Gott zu loben.
Ein Mönch war ihm heimlich gefolgt und hatte den Abt geholt. Dieser sah ihm zu und staunte. Als der Gaukler ihn entdeckte, schämte er sich für sein Tanzen und Springen. Der Abt aber verneigte sich und sagte: »Mit deinem Tanzen hast du Gott mit Leib und Seele geehrt.«

Der Abt und seine Weisheit. Bewundernswert. Was der Gaukler tut, entspricht nicht seiner Art zu glauben und zu beten. Keine Verurteilung. Keine Wertung. Staunen. Menschen nennen das Toleranz. Die große Geste der Verneigung bestärkt den eigenen Weg zu suchen und zu finden. Auch wenn ihm selber fremd. Keine Tipps und Regeln wie zu beten ist. Was zu Gott passt und was nicht. Einfach loslegen.

Heute ist Buß- und Bettag.