
Ein Freund – nennen wir ihn MP – ist schon immer begeistert von dieser Frau. Verfolge das seit langer Zeit. Ein Anderer dürfte (was natürlich für eine sehr sehr vage Aussage steht) mit Genehmigung seiner Ehefrau sich einen Seitensprung erlauben. Für den Fall, dass diese plötzlich auf seiner Bettkante sitzen würde. Sagt er – nicht sie. Erstaunlich mit welchen Themen sich Menschen auseinandersetzen in diesen Tagen. Trotz Ukraine. Es muss eine Traumfrau sein. Helene Fischer. Allerweltsnamen. Nie gehört. Nie gesehen. Das gibt’s doch nicht. Doch das gibt’s. Googeln geht gegen die Ehre. Interessiert mich ähnlich wie dieser platzende Reissack in China. Im Moment kommst du an Helene Fischer schwer vorbei. »ATEMLOS« heisst der musikalische Ohrwurm. Jeder dörfliche Musikverein. Umtriebige Partybands. Jedes Bierzelt und Weinfest hat diesen Titel im Repertoire. Und sorgt für Freude bei Jung und Alt. »ATEMLOS« scheint das Zauberwort. Und sofort hast du diese Melodie im Ohr. Ganztägig. Wie ein Tinnitus. Angeblich.
Meine erste Berührung mit diesem Titel war im Fußball-Fanbus nach Nürnberg. In noch guter Stimmung (nach Abfiff war gespenstische Stille weil sang- und klanglos verloren) tönt des Lied aus den Boxen des Doppelstockers in meine Ohren. Zuvor wurde es von den Reisenden gefordert. In Hannover beim Bundesligaspiel am späten Freitagabend kamen die Spieler unter »ATEMLOS« in die Kurve. Sing und Sang bei Heim- und bei Auswärtsfans. Kurz vereint. Ob in Kutte. Jack-Wolfskin-Gore-Tex oder Ultras. Fröhlichkeit. Danach flogen die nur halbleeren Bierbecher. Und bei »Hans in den Mai« in der Provinz explodierte die Stimmung. Jung und Alt. Kurzhaar und Rasta. Bieder und Mann. Hipster, Alternativ oder -los. Dirndl und kleines Schwarzes. Weinschorle. Bierhalbe. Hugo und Ramazzotti. Ein Phänomen. »ATEMLOS« tanzend stimme ich mit ein. Toll und textunsicher. »Ich mach mir Sorgen, Achim, wir müssen reden…?«, so ein Kommentar tags drauf, als ich das Wort in einer eMail erwähnte. Die zweite Zeile ist mir unbekannt – wie die Helene. Bin vermutlich der einzige Deutsche. Bei Helene denke ich nicht an Fischer. Ich denke an die Birne und die Eisverkäuferin in meiner Jugendzeit. Deshalb fuhren wir Radkilometer um Radkilometer. Um uns in der Sommerhitze frierend zu essen. An sonst nichts. Sei’s drum. Viel Glück MP. Meinen Segen hast du.
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