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Bald geht es los. Unruhe. Hier in der Halle. Im Startbereich. In den Umkleidekabinen und Autos bei der Herfahrt.
Sportler zum Teil mit megagroßen Kopfhörern. Abschalten. Musiküberladen. Der inneren Unruhe eine Ruhe geben. Oder im Kreis laufen. Das Örtchen suchen. Eine Ecke finden.
Ehrlich.
Wie ich diese Momente liebe.
Als Sportler. Alles nochmals durchgekramt. Alles dabei haben.
Als Moderator. Habe ich alle Infos. Namen. Zeitabläufe. Im Kopf gespeichert.
Als Veranstalter. Wirklich an alles gedacht? Wie wird der Tag enden. Schulterklopfen oder böse Worte.
Zufriedenheit.

Leute. Es geht bald los.
Und es ist ein Glück. Ein Privileg hier zu sein. Und wie gehe ich damit um. Überschwengliche Freude die ich in den Himmel werfe.
Ich mache mir Gedanken. Bin hippelig. Unruhig. Vielleicht unzufrieden. Ich hätte dies und das anderes machen können. Ob wirklich besser? Zweckpessimismus. Oder kannst du in die Zukunft schauen? Es sind die Gedanken vor dem Start – aus der inneren Unruhe heraus. Bevor sich dann mit dem Startschuss alles auflöst. Faszinierende Bilder.

Ein Moment. Ein Gefühl der Unsicherheit. Unzufriedenheit.
Die Zufriedenheit als Lebensziel wird heillos überschätzt. Unzufriedenheit ist der Ansporn zu neuen Taten, das ist dem Menschsein eigen.
Hättest du vor zig Stunden/Tagen/Monaten gedacht – heute jetzt kurz vor dem Bottwartal-Marathon-Start zu sein. Irgendwas hat bei dir irgendwann KLICK gemacht.
Es ist nicht die Bestimmung des Menschen, immer nur zufrieden zu sein, sonst säße er noch immer auf den Bäumen. Er hätte nichts zu erzählen. Weil nichts passiert.
Wäre das Werk Heinrich von Kleists entstanden, wenn ihm auf Erden zu helfen gewesen wäre?
Hätte Vincent van Gogh den Pinsel so heftig über die Leinwände geschwungen, wenn er sich und seine Kunst entspannt betrachtet hätte?

Seht euch die Lilien auf dem Feld an und lernt von ihnen! Sie wachsen, ohne sich abzumühen und ohne zu spinnen und zu weben.
Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte, und euer Vater im Himmel ernährt sie doch.

So steht es in der Bibel – und kurz davor das Gebet der Gebete. Mein Ruhepol – wenn’s wirklich hektisch, unübersichtlich wird. Meine Oase und mein PowerBar-Riegel. Ihr dürfte gerne mitbeten, mitmurmeln oder mitschweigen.
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

So – und jetzt raus. Macht euer Ding. Nichts beunruhige dich, nichts ängstige dich: Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir seinen Frieden.

Morgenandacht |Bottwartal-Marathon 2013