
Menschen können nach Gott fragen, aber sie müssen es nicht. (Georg Scherer)
Eine evangelisch-reformierte Pfarrerin aus der Schweiz hat diese Tage in einem Rundfunkgespräch die Existenz Gottes abgestritten. »Es gibt keinen Gott«, sagte Pfarrerin Ella de Groot im Schweizer Radio SRF 2 Kultur. »Alles was wir über Gott sagen ist unsere Fantasie, ist in unserem Kopf entstanden«, sagte sie.
Die Pfarrerin in Muri-Gümligen im Kanton Bern erklärte weiter, dass sie auch nicht an das ewige Leben glaube. Die gebürtige Niederländerin, die in ihren Gottesdiensten keinen Talar trägt, wollte sich aber nicht als Atheistin bezeichnen. »Diese Frage stellt sich für mich nicht.«
In ihrer Gemeinde denke sie mit den Menschen darüber nach, warum es das starke Bedürfnis nach einem Gottesglauben gebe. Viele Kirchenbesucher fühlten sich von ihr ernst genommen, weil sie offen zu ihrem Unglauben stehe, sagte die Theologin. De Groot räumte aber ein: »Einigen Leuten gehen meine Aussagen zu weit.«
Pfarrer müssten den Menschen helfen, Sinn im Leben zu finden, ohne den Glauben an »etwas Höheres«. De Groot sagte, sie sei Pfarrerin »wegen der Menschen« geworden. Sie übe ihren Beruf leidenschaftlich gerne aus. Die Pfarrerin erklärte, dass sie an die »Kraft des Lebens« glaube. Sie verehre Jesus von Nazareth. Jesus sei die wichtigste Gestalt des Glaubens und habe eine Vorbildfunktion. Er habe die Menschen »zum Leben befreit«.
De Groot gab an, in einem reformierten Elternhaus mit strengen Regeln in den Niederlanden aufgewachsen zu sein. Dort habe sie nur ritualisierte Formen des Gottesglaubens erfahren. Ein Gespräch über den Glauben mit ihren Eltern zu führen sei absolut tabu gewesen, erinnerte sie sich. Als Kind habe sie nur einen »strafenden Gott« kennengelernt. Ein spannendes Statement zur der Frage der Frage »Gibt es Gott?«
Der Mensch ist ein Fragender. Fragen ist menschlich. »Fragen verlangen indessen nach Antworten, Antworten lassen sich aber in der Regel immer wieder hinterfragen. Sie wecken neue, weitere Fragen. Je gründlicher und tiefer die Antworten sind, desto bohrender werden die durch sie provozierten Fragen.« Dieses Fragen geht so weit, »bis sich ihm unter den vielen Fragen nach sich selbst und nach seiner Welt und aufgrund dieser Fragen als letzte Frage die nach dem Sinn seines Fragens und damit nach dem Sinn überhaupt stellt.« Solches Fragen führt zu der Frage: Warum ist überhaupt etwas? Warum ist nicht nichts? Und mit dieser Frage kommt der Mensch zu letzten Frage, nämlich zur Frage des das Sein vom Nichts unterscheidenden Grund – Gott. »Die Frage nach Gott stellt sich hier durchaus ohne Gott. Sie stellt sich von selbst.« Aus welchem Grunde auch immer wir nach Gott fragen: Wir stellen die Frage nicht um Gottes willen, sondern um unserer selbst willen, weil wir den Sinn unseres Lebens und unseres Seins hinterfragen oder weil wir das mit uns Geschehene verstehen wollen.
Ella de Groot hat für sich eine Antwort gefunden – oder aufgehört zu bohren…
Quelle/Inspiration: epd/Eberhard Jüngel/Kurt Bangert
Bildquelle: Wettbewerb der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Thema „Mein Gottesbild“ (2003) – Arbeit einer Schülerin der 13. Klasse
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