Predigttext Philipper 4, 4-7

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.

Gottesdienst Erlöserkirche Marbach (EmK) // 18.12.2022

>> gesamter Text als pdf…
>> Stream YouTube

Wenn mir etwas gelingt.

Wenn etwas gut ist.

Wenn etwas gut gelaufen ist.

Sage ich gerne als Ausdruck von Freude YEAH.

Was nichts anderes heißt als JA.

Ich freue mich.

Freude aus einer inneren Motivation heraus.

Freude nicht in die Zukunft gerichtet?

Nein.

Jetzt.

Rückblickend.

Momentum.

Auf das was mir gelungen ist.

Meinem Anspruch genügend.

Ein indvidueller Maßstab – klar.

Es war gut. Yeah.           

Im Blick zurück. Etwas im Nachhinein betrachtet fällt es Jeder und Jedem von uns einfach zu beurteilen.

Beurteilen.

Es geht um das „Be“ vor dem Urteilen.

Zu beurteilen was ist (mit Nachhaltigkeit) und war (Kurzlebig) gut. Nicht jede Aktion des Lebens ist ja auf Dauer ausgelegt. War es gut, dass ich das gesalzene Karamelleis am schönen Sommerabend ausprobiert habe – oder wäre Vanille nicht doch die sichere Variante gewesen. Ich liebe Vanille…. Spreche es betont falsch aus – um die Einzigartigkeit hervorzuheben.

Im Nachhinein ist man schlauer, so sagt der Volksmund.

Hätte Hätte, Wäre Wäre …. ihr wisst was ich meine.

Das gilt bei Begegnungen und bei Entscheidungen.

Krieg, Klimawandel, Energieknappheit – manchmal habe ich den Eindruck, ich/wir leben inmitten einer einzigen Krise.

In knapp einer Woche feiern wir Heilig Abend auf der Schillerhöhe.

Wir werden hören von Maria und Joseph die sich auf den Weg gemacht haben. Mussten. Ist jetzt wenig Überraschendes bei.

Wir wissen, wie es ausgeht. Schon vielmals gehört. Unsere Vorstellungskraft basiert auf unserer eigenen Geschichte. Erlebt. Erfahren.

Aber wir – aktuell sind wir ja noch unterwegs. 

Heute ist Sonntag. 18. Dezember.

Wir wissen nicht, wie es ausgeht. 

Noch weniger wussten es Maria und Joseph. 

Ungewiss der Ausgang. 

Von Nazareth nach Bethlehem sind es ca 150 Kilometer. Also knapp die Strecke von Marbach an den Bodensee.

Wenn wir uns zurücksetzen, dann sind Maria und Joseph also bereits unterwegs. Die Geschichte läuft. Ausgang offen.

Als ich mich selbst zu lieben begann…habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort binund dass alles, was geschieht, richtig ist – von da an konnte ich ruhig sein. Heute weiß ich: Das nennt man SELBST-BEWUSST-SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, wie sehr es jemand beleidigen kann, wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzudrücken, obwohl ich wusste, dass die Zeit nicht reif war und der Mensch nicht bereit, und auch wenn ich selbst dieser Mensch war.

Heute weiß ich: Das nennt man RESPEKT

Krieg. Inflation. Klimawandel. Energieprobleme. Armutsmigration. Hader und Hass in der Gesellschaft. Die Krise scheint der Normalzustand geworden zu sein. 

Im Herbst 1989 stürmte ein Song von Billy Joel die Charts

We didn’t start the fire It was always burning, since the world’s been turning. We didn’t start the fire. No, we didn’t light it, but we tried to fight it

Wir haben den Brand nicht gelegt. Der brennt schon so lange. Wie die Welt sich dreht. Wir haben den Brand nicht gelegt. Nein, wir haben ihn nicht angezündet. Aber wir haben versucht, ihn zu bekämpfen

Dieser Song kam 1991 vorübergehend auf den Index als im Irak die ersten amerikanischen Bomben fielen.

Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“  Die Hirten auf dem Feld werden irgendwann einen Stern sehen.

Gottes Wort setzte die Schöpfung in Gang. Innerhalb von sechs Tagen folgten auf Erde und Licht Himmel, Festland und Meer, die Pflanzen und Gestirne, die Tag und Nacht bestimmen, die Tiere und schließlich auch die Menschen.

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ 

Yeah.

Gott. Mann. Frau. Was immer. Wir machen uns kein falsch Bild, sitzt steht liegt da oder wo auch immer und ist scheinbar zufrieden. Möglicherweise nur Gedanken von Schöpfung. Er Sie Es sieht alles an.

Und sieht: es war sehr gut. Höchst rated.

„Die Schlange aber war listiger als alle Tiere, die Gott, der Herr, gemacht hatte“. Sie verführte Eva, die ihrerseits Adam zur Übertretung des einzigen Gebotes Gottes verleitete, nämlich nicht die Früchte vom „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ zu essen. 

Stillstand.

Kipppunkt.

In diesem Moment bin ich froh, dass es um die Welt geht. Dass es um mich geht. Gemacht. Um auszukommen. Auch miteinander.

Bei Spiel – beim Bauen und Formen der Welt mit Knetmasse – ich mag mir nicht vorstellen, auf welche Seite das Ding gekippt wäre.

Im Moment der scheinbaren Trennung. Gut/Böse. Genau in diesem Moment schenkt Gott uns die absolute Freiheit. Dieser Schritt ist notwendig, um ein Mensch zu werden. Mit eigenem Denken. Nicht eine von wem auch immer willenlos, fremdgesteuerte Puppe. 

Ich werde zum Partner Gottes in dessen Schöpfungsgedanke – allerdings stets in der Gefahr, mich zu irren, Fehlentscheidungen zu treffen, mich dem Sinnvollen und Guten zu verweigern.

Genau so hat Gott den Menschen offenbar gewollt – als sein Gegenüber, mit einem freien Willen, mit der Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und zu gestalten. Weil dies so ist, kann die Geschichte des Menschen auch gar nichts anderes sein als die Geschichte einer Partnerschaft zwischen Gott und Mensch – oftmals schwierig, stets aber getragen von Gottes Liebe und Geduld. Gott überlässt den Menschen nach dessen erstem Fehltritt nicht seinem traurigen Schicksal inmitten eines verlorenen Paradieses. Er beginnt mit ihm einen verschlungenen und abenteuerlichen Weg jenseits von Eden.

Vielleicht wiederholte Gott nach diesem Tag von Eden seine Worte mit dem … „und sieh es ist sehr gut“. Was ist das für ein wunderbarer wundersamer Gott.

Ich – nach meinen Maßstäben – kann etwas als gut erachten. Vielleicht auch dafür werben.

Aber das tatsächliche GUT ist allein vor und von Gott. 

In Psalm 52,2 lesen wir: Gottes Gnade besteht den ganzen Tag über. Gott ist und bleibt immer gut. Sein Wesen ändert sich nicht. Er wird immer der Schöpfer alles Guten sein und bleiben, und wir können darauf vertrauen, dass er uns nach seinem vollkommenen Plan mit Gutem versorgen wird.

Ein Handwerkszeug für das Leben. Ohne Bedienungsanleitung. 

Hören wir auf den heutigen Predigttext. Ein Brief an die Gemeinde in Philippi. Ein Hauptanliegen des Autors Paulus ist es, die enge persönliche Beziehung zu bekräftigen, die ihn mit der Gemeinde in Philippi verbindet. Er nutzt den Brief, um Informationen über den Stand seines Prozesses mitzuteilen. Paulus ist gefangen. Paulus schreibt von der Eintracht. Dem Zurücknehmen des individuellen Strebens nach Gewinn und Ruhm. Die Christen sollten miteinander solidarisch und respektvoll umgehen, Streit- und Ruhmsucht vermeiden. 

Predigttext die Verse 4-7

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Freuet euch.

Seid gütig.

Sorgt euch um nichts.

Beten, bitten und danken.

Freude klar. Verordnet – eher schwierig. Freut euch. Punkt. 

Sorgt euch um nichts. Ist leichter gesagt als getan. Die Sorge soll uns nicht lähmen.

Beten, bitten und danken. 

Den Dank nicht vergessen. Auch klar.

Und die Güte?

Puh.

Ein Versuch von Worten über die Güte. 

Die Güte Gottes ist das Herzstück unseres christlichen Glaubens. Weil Gott Gutes für uns wünscht, schenkte er uns die Errettung durch seinen Sohn. Alles, was Gott tut, ist zu unserem Guten. Wir können den Beweis für die Güte Gottes überall um uns herum sehen in den Dingen, die er für unseren Lebenserhalt bereitstellt, angefangen bei der Ernte, die uns Nahrung bietet, bis zur Luft selbst, die wir atmen. 

Wir können Güte in uns tragen und auch den Wunsch, Gutes zu tun, aber die wahre Güte kommt von dem Einen, der vollkommen gut ist und Gutes für alle Menschen wünscht. 

Güte, kann nur in Freiheit blühen. Sie kann sich weder auf dem Boden irgendeiner Form der Überzeugung oder unter Zwang entfalten, noch ist sie das Resultat einer Belohnung. 

Güte kann nicht unter Angst bestehen. 

Güte zeigt sich im Verhalten, und dieses Verhalten beruht auf Empfindsamkeit. Güte drückt sich im Handeln aus. Der Denkvorgang selber ist nicht Güte. 

Güte hat kein Gegenteil.  Der Mensch hat immer das böse bekämpft, um gut zu sein. Güte aber kann niemals entstehen, wenn irgendeine Form der Gewalt oder des Kampfes besteht. Ist damit nie, das was daraus entsteht. Keine Folge. 

Güte zeigt sich im Verhalten, im Handeln und in Beziehungen. Gewöhnlich beruht unser tägliches Verhalten auf bestimmten mechanischen und darum oberflächlichen Mustern oder auf einem sorgsam ausgeklügelten Motiv, dass auf Belohnung oder Strafe passiert. Also: bewusst oder unbewusst berechnend. Die Güte ist es nicht.

Man muss immer daran denken, dass zur Schönheit der Güte unbedingt Freiheit gehört. Es gibt ein nicht-mechanisches Handeln. Wir müssen es nur entdecken. Es gibt kein Lehren und kein Lernen. Wir können die Güte nicht aus Beispielen lernen, denn dann wird es Imitation und Anpassung. 

Unser Gott fordert uns.

Vielleicht tun wir uns etwas leichter, wenn wir eine andere Übersetzung heranziehen.

Eure Sanftmut lasst alle Menschen erfahren! 

Eure Milde …

Eure Herzlichkeit …

Eure Freundlichkeit …

Wir werden aufgefordert zu Denken. 

Mit Fragen konfrontiert. Die meisten stelle ich mir selbst.

Auf welcher Seite will ich stehen? 

Welchen Weg will ich gehen?

Wieviel Güte kann ich?

Wem kann ich Güte?

Gütig sein?

Meine Güte.

Und wenn es doch nicht reichen sollte?

Ich habe gesucht und gesucht. Geht nicht.

Ich kann mich finden lassen.

Das Leben kommt mir entgegen.

Und allein:

Die Idee, dass der Eigennutz die Gesellschaft antreibt, impliziert, dass Nächstenliebe und Tugendhaftigkeit knappe Ressourcen sind, dieses lässt mich treiben, antreiben und neugierig empfangen.

Stell dir vor, ein einzelner Mensch versucht, eine Flut mit einem Eimer aufzuhalten. Dann wäre sein Einsatz weder sinnvoll noch ehrenwert – er wäre einfach nur töricht. Die rationale Entscheidung wäre, dasselbe wie alle anderen zu tun: nämlich nichts. Denn warum sollte sich der Mensch mit dem Eimer zum Narren machen, wenn es keinen Unterschied macht? Warum sollte ich dieses und jenes tun? 

Und genau hier liegt die Trittbrettfahrer-Theorie falsch. Jeder Einzelne von uns hat Macht. Wenn sich viele Individuen zusammentun, entsteht ein Sog, der weitere Menschen anzieht. Und irgendwann erreicht die Entwicklung einen Kipppunkt, ab dem genug Unterstützer an Bord sind, um echten Wandel im Miteinander zu bewirken.

Wir sollten nicht die »letzte Generation« vor dem Erreichen der »Kipppunkte« sein. Mit Kipppunkt meine ich nicht, was unsere Lebensbedingungen angehen. Das natürlich auch. Bevor wir die Welt retten, bedarf es einen neuen Blick, ein neues Denken, eine neue Haltung.

Wem nützt!

Ich tauge nicht dazu etwas einzufordern – aber dafür zu werben. Aus meinem Verständnis, aus dem Wissen heraus, dass es mein Gott gut mit mir meint. „Jeder kann mit Gottes Gaben das tun, was kein anderer schafft.“

Wer sich für andere interessiert, bereichert sein Leben. Das ist nicht allein ein christliches Ding.

Eins. Zwei. Vier. Acht. Sechzehn. 32. 64. 128. 256. 512. Tausende. Millionen. Milliarden. Von wegen knappe Ressourcen. In Hülle und Fülle.

Anderen Menschen jeden Tag die Güte Gottes zu zeigen. Das ist die absolute Freiheit der Güte. Das allein genügt. 

Weihnachten steht wiederholt an. Noch sind wir auf dem Weg. Nichtwissend wo es enden wird. Wo ist meine Unterkunft? Ausreichend Strom? Gans? Parkplatz in der Nähe? Zeit für Spiel? Das Buch. Beten. Bitten und Danken. Weiße Weihnacht? 

Gelingt mein Plan – falls ich einen haben?

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen.

Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet, so lebe ich heute jeden Tag, Tag für Tag, und nenne es BEWUSSTHEIT.

Als ich mich zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken behindern und krank machen kann. Als ich mich jedoch mit meinem Herzen verband, bekam der Verstand einen wertvollen Verbündeten. Diese Verbindung nenne ich heute HERZENSWEISHEIT.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. 

Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN!

Ausschnitte eine Rede von Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959

EINSPIELUNG: TRAMPOLIN FILM

(https://www.youtube.com/watch?v=x_DA3dgRSrw)

Freuet euch. Mehr Einladung als Aufforderung. Mehr Tanz als Krampf.

Seid gütig. Wir (du, ich, und der liebe Gott) bekommen es gemeinsam hin. Wir wissen dass uns das Handwerkszeug dazu geschenkt ist.

Sorgt euch um nichts. Dafür sind wir füreinander da. 

Beten, bitten und danken.

Den abschließenden Vers 7 unseres Predigttextes habe ich euch bisher vorenthalten. Er endet mit:

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.

Gott sagt… Und siehe es wird sehr gut.  

Auch Weihnachten Version 2022 wird die Welt nicht zum Paradies machen. Das wissen wir – und können es eh nicht aufhalten. Warum auch – es ist nicht alles schrecklich.

Der gerade verstorbene Hans Magnus Enzensberger schrieb 1999 in seinem »Optimistischen Liedchen«

»Vormittags wimmelt es auf den Straßen von Personen, die ohne gezücktes Messer hin- und herlaufen, seelenruhig, auf der Suche nach Milch und Radieschen. Wie im tiefsten Frieden. Ein herrlicher Anblick.«

Ich wünsch euch und mir diese wunderbare und wundersame Adventliche Leichtigkeit des Seins. 

Noch 6 Tage. Yeah. Amen.