Von Gut Stikelkamp nach Holtland (Etappe 5)

Dominik ruft an. Bin fast fertig mit dem Aufbau. Ein Sportplatz wo alles begann. Den Erfinder des Ossiloop lerne ich dort kennen. Von weitem. Übte mit Jugendlichen den Hammerwurf. Könnte so gegen Viertel nach 5 Uhr gewesen sein. Es ist was passiert. Herz. Unfall. Intensivstation. Koma.

Eine unglaublich irreale Zeit. 10 Jahre her. Ein Wahnsinn. Versuche zurückzuschauen, zu erinnern was alles gewesen ist. Vergangenes – mit welchen Auswirkungen auf das heute. Es ist nie alles gut. Es ist nie alles schlecht. Nie … das Wort gibt es eh nicht.

Man wirft mir zu Recht vor zu „think pink“ zu sein. Was kann ich in welcher Situation auch immer Gutes abgewinnen. Suche damit nach dem Kleinen, um für mich Antworten zu finden. Fröhlichkeit zu bewahren. Was auch immer.

Bin auf dem Rückweg meiner Runde. Vielleicht nur Halbzeit. Man weiss es ja „nie“. Meine heutige Strecke als Dankeschön an den Murrer Volkslauf. An die Menschen die mich beeinflusst haben mit dem Laufen zu beginnen. Es sind Viele denen ich zu Dank verpflichtet bin. Meist ist es nicht der eigene Antrieb. Sondern das mitnehmen. Bestimmt ist deshalb das „für eine Sache werben“ eines meiner Credos.

Ich seh bei meiner Etappe einen Mann sein Rad schieben. Es geht leicht bergauf. Leicht ist menschlich. Für die Einen einfach. Für Andere schwer. Für Manche gar unmöglich. Allein das zu Verstehen hilft ungemein in „Liebe“ miteinander zu leben und einen guten Umgang zu haben. Ich muss nicht alles, nicht jedes, jede und jeden verstehen. Bin da nahe bei Hegel.

Für den Mann ist der Anstieg schwer. Zu schwer. Wo andere mit Leichtigkeit hochbrezeln, schiebt er sein Fahrrad. Es ist gut mit seinen Kräften hauszuhalten. Tempo rausnehmen. Das „entschleunige dich“ klingt MIR zu sehr nach einer Mantra. Mach dies. Mach jenes. Räum dein Leben auf um glücklich zu sein. Alles nach einem Plan. Eingetragen in die unnützen Notizbücher und Apps der Welt. Der nächste dann noch bessere Plan schlummert schon. #fickdichsymplifyyourlife.

Das Fahrrad. Gewohnt im Rollen zu sein. Schnell. Mal langsam. Es ist gut, wenn dich jemand schiebt. Es ist gut, wenn dich jemand an den Händen nimmt. Die Kraft von außen. Die dich auch sonst nur in Bewegung bringt und hält. Im Wissen, dass beides gebraucht wird. Das Rad und den Menschen – im übertragenen Sinn. Alles.

Irgendwie ist mir die heutige Etappe unglaublich leicht gefallen. Es drückt sich nicht in der Zeit aus. Bin einfach gelaufen. Strategen nennen es Soul-Running. Einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mehr nicht. Bei 1:00:28 bleibt die Uhr stehen.

Freitag steht die letzte Etappe an. Dann bin ich ein Dörloper.

Soundtrack: Marteria „Live im Ostseestadion“