
Morgengedanken Bottwartal-Marathon 2018
Und Jesus sah ihn an und sagte, steht auf, nimm dein Bett und gehe heim.
Irgendwie ist dieser Satz für mich wie ein Startschuss. Ihr kennt das.
10, 9, 8 … 3, 2 1. Und Los.
Steh auf. Nimm dein Bett und gehe heim.
Gehe und tue was, was du schon lange nicht mehr getan hast. Eine Aufforderung? Wir können spekulieren was es sein könnte. Es ist gut… Ausgang offen. Du weisst nicht was kommt. Kann Ängste hervorrufen. Kann befreiend sein. Die Sicht der Dinge.
Wenn du von deinen Krämpfen und Kämpfen bei Kilometer 33 wüsstest … würdest du jetzt fröhlich loslaufen oder vielleicht doch nicht deine Laufschuhe schnüren?
Geh heim. Kein Mach-dies-Mach-das der Lebensweisheiten, Strichellisten und gut gemeinten Ratschläge. Geh einfach heim. Setzt ein großes Grundvertrauen voraus. Der wird schon das Richtige tun.
Und dieses nach-Hause-kommen muss ein toller Ort. Ein Ort auf den man sich freut. Nicht so einfach dahin gesagt. Voll leerer unbedeutender Worte. Undefiniert und doch vertraut. Das Schiff im Hafen. Die Schutzhütte in den Bergen. Der Läufer im Ziel. Bilder die mir in den Sinn kommen.
Und oder Aber: Steh auf und geh heim ist keine Zusicherung. Kein Hinweis auf Gutes was kommen könnte. So jetzt ist alles gut. Die Garantiekarte auf alle Scheisse was kommen kann. Das ist offen. Und gut.
Die Voraussetzung im Vorfeld war nicht gut. Der von Jesus Angesprochene war selber nicht in der Lage zu gehen. Krank. Was immer ihn auch einschränkte.
Jesus fordert den Kranken auf, mitten aus seiner Schwäche heraus aufzustehen und sein Bett unter den Arm zu nehmen. Das Bett steht für alle Bedenken, für die Ängste, es nicht zu schaffen, für die vielen Überlegungen: Soll ich oder soll ich nicht? Kann ich oder nicht?
Eurem Denken, eurem Zweifeln so kurz vor dem Start vielleicht gar nicht so weit entfernt. Irgendeine Stellschraube motiviert den kranken Menschen in seinem Leben um diesen Satz hören zu können. Alleine das-nicht-in-der-Lage-zu-sein reicht nicht aus. Sein Verlangen nach Änderung seiner Situation wäre vermutlich größer gewesen.
Machen statt wollen. Viel geiler.
Ich mag das Momentum. Das Jetzt. Das mal liegen bleiben und mal Zuschauen. Ich mag Verwandlung. Raupe zu Schmetterling. Sommer zu Herbst – die Jahreszeiten. Den Tag, die Nacht. Auch das älter werden. Und lechze mich danach, wenn das Momentum nicht das Glück selbst ist. Lechze mich danach nachzudenken über Was ich bin? Und wer? Wo hindern mich gelegte Gleise? Lechzen und Lust auf Neues.
Zu Fühlen und Spüren was jetzt, heute möglich ist. Das wünsche ich heute beim Bottwartal-Marathon.
Im Laufen und im Leben.
Foto-Credits: Christian Berg