12509223_10154455372908219_7293972202351804146_nSeid vorgestern haben wir es schriftlich, Gutmensch ist zum Unwort des Jahres 2015 geworden. In der Begründung der Jury heißt es:

»Als ›Gutmenschen‹ wurden 2015 insbesondere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen. … Mit dem Vorwurf ›Gutmensch‹, ›Gutbürger‹ oder ›Gutmenschentum‹ werden Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert.«

Dieses verächtliche Reden über Gutmenschen haben aber nicht die Pegida-Leute erfunden. Mir geht es schon lange auf den Keks, dass dieses Wort im abwertenden Sinn gebraucht wird. Vor Pegida waren es vor allem die Neoliberalen, die das Wort Gutmensch als Schimpfwort benutzten.

Zu Zeiten Goethes, als noch Lebensmaximen Mode waren wie »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut«, hätte man das Wort Gutmensch als unnötige Doppelung empfunden. Menschsein und Gutsein, das sollte doch möglichst dasselbe sein. Heute gilt in manchen Kreisen Gutsein als peinlich, so von vorgestern wie die Verteidigung einer aufgeklärten Moral und die Hoffnung auf eine bessere Welt. Die Gutmenschen, das sind dann die Ewiggestrigen, die noch nicht begriffen haben, dass es nur noch ein Ziel gibt, nach dem persönlichen Vorteil zu streben. Alle Solidarität, der gute Wille zu helfen, Mitgefühl für andere, Verbesserung der Verhältnisse, das seien doch lächerliche Sentimentalitäten, für die man nur Spott und Häme übrig haben könnte. Gut ist in dieser Denke eigentlich ungut geworden.

Ich bin froh, dass ich noch Gutmenschen kenne. Menschen, die darin ihre Erfüllung suchen, anderen zu helfen und beizustehn. Also herzlich willkommen ihr lieben Gutmenschen!

Quelle: Hans-Ulrich Hofmann | EmK-Bildung