1404_kreuz_700Schlag auf Schlag einstecken. Verachtung, Demütigung, Gewalt, Folter – die Schlagzeilen des Tages. Karfreitag. Einer der schwierigeren Tage im christlichen Fest- und Freudenkalender.

Verachtet und verlassen. Ein Mann der Schmerzen. Mit Leiden vertraut. Einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Um unserer Übertretungen willen durchbohrt. Wegen unserer Missetaten zerschlagen. Wenn ich mich auf den Anblick des Kreuzes einlasse, stellt sich die Frage nach Gott und Gottverlassenheit. Es ist nicht Gott, der demütigt und schlägt. Wir werden auf uns selbst zurückgeworfen. Wir spielen mit in diesem Drama. Als diejenigen, die Gewalt zulassen und ausüben können. Als diejenigen, die von Schuld befreit werden, weil einer für Gerechtigkeit sorgt. Es geht um unsere Rolle. Unsere Verantwortung. Unsere Befreiung. Diese Art der Befreiung ist (noch) kein Grund, fröhlich zu sein. Es ist eine Erleichterung, die mich nachdenklich macht. Die mir unbequem ist. Ich weiß mich in der Schuld; die ich eigentlich am liebsten gar nicht für mich in Anspruch nehmen will. Darum ist diese teuer bezahlte Befreiung zugleich eine, die mich vermutlich nicht unverändert lässt. Weil ich mir meines Anteils und meiner Verantwortung bewusst werde. Und ebenso ist diese Art der Befreiung eine, die die Erleichterung und frohe Botschaft des Ostermorgens erst so richtig zum Nachempfinden bringt. Dieses furchtbare Leiden wird – bald schon – ein Ende haben und sich zum Guten wenden. Gut zu wissen dass diese Geschichte weitergeht. Gekreuzigt. Gestorben. Begraben. Am dritten Tag auferstanden. Gut zu wissen, dass Karfreitag immer Anfang ist. Nicht Schlußakt. Das ist Gewissheit. Ein schönes Wort. Steckt Wissen drin. Befreiend. Will ich haben. Lieber sofort. Am dritten Tag ist überschaubar. Drei Tage Zeit haben. Nachdenken. Reaktion zeigen. Drei Tage warten auf Ostern. Froh. Fröhlich. Frohe Ostern. Dieser Gruß. Ein Guter. Ein schöner Wunsch. Mit dem Wissen, dass das Tief Karfreitag zuvor kommt. So lässt sich’s leiden. Eine neue Dimension. Alles wird gut. Noch.

Inspiration/Quelle: ePistel