Ich habe noch keinen Bahnhof gebaut. Auch als Kind nicht. Und ich möchte auch keinen bauen müssen. Zu komplex. Kenne meine Grenzen.
Grenzenlos erscheint mit die Diskussion um den Bahnhof zu Stuttgart. Mitten in der Stadt ein Mega-Bauloch. Mit Mega-Veränderungen für alle alle. Lang in der Diskussion. Es bewegt und bewegte Menschen. Stuttgart war dagegen. So schien es. Dann doch nicht. Menschen aus Königsschaffhausen am Kaiserstuhl durften mitentscheiden, ob in der Landeshauptstadt ein Bahnhof gebaut wird. Bizarr. Seitdem ist meine Freude und Forderung nach Volksabstimmungen deutlich geschrumpft. Nicht weil der Ausgang ein anderer war als ich erhoffte. Das Volk ist überfordert. Wie ich beim Bau eines Bahnhofes. Habe noch keinen gebaut.
Und die vermeintlichen Wisser, MasterMinds und Spezialisten? Im Nachhinein betrachtet wurde noch nie so gelogen (besser Un- und Halbwahrheiten verbreitet) wie auf den Infoveranstaltungen zu Stuttgart 21. Unterstelle keine Absicht. Nicht Jeder und Jedem. Vielleicht aus Unwissenheit. Verweigerung quer zu denken. Oder einfach zu komplex. Oder es ging um die Machtgeilheit entscheiden zu dürfen. Denken Sie groß. Das Praktikable schien im Hintergrund. Bratislava – Paris. Moderne Denkmäler. Teuer.
Dann kamen die Bagger. DIE Demonstration von Macht. Zäune wurden aufgebaut statt abzureissen. Verloren – nicht gewonnen.
Zeit vergeht. Ich habe mich arrangiert. Vielleicht auch Vorfreude. Muss ja irgendwie weitergehen.
Und heute? Die Mächtigen scheinen das Interesse daran verloren zu haben. Wie ein Weihnachtsgeschenk, das zu Heilig-Drei-König in der Ecke liegt. Die Raten laufen weiter.
»Lassen wir’s,« tituliert DIE ZEIT und verbreitet als Alternative die Projektidee Umstieg21.
Ich habe noch keinen Bahnhof gebaut. Bin kein Verkehrsplaner. Weiß auch nicht alles besser. Im Gegenteil – halte es mit Sokrates.
Aber: Mir scheint dass hinter Umstieg21 mehr Hirnschmalz steckt als hinter Stuttgart21. Interessant zu lesen. Und quer und weitergedacht als die Bäume gefällt und die Bagger baggerten. Imponierend. Zukunftsorientiert. Habe heute die Petition unterzeichnet. Es fehlen noch ein paar Stimmen. Es werden täglich mehr.
Und ich hoffe. Auch auf die Menschen in Königsschaffhausen. Und Vorfreude »uff ebbes Gscheids«. Viva Umstieg21.