kleine frau . kleiner mann

Veröffentlicht in 5. März 2022

»Sicherheit ist die Mutter aller Nachhaltigkeit«, sagt ein Rüstungslobbyist dieser Tage.

Was passiert da gerade? #kopfschütteln

Ist alles wofür wir „gekämpft“ und eingestanden sind Schall und Rauch?

JA…

… es sind paar Jahre her als wir aufgestanden sind. Gestanden auf den Straßen. Vor militärischem Gelände. Ob dieses Mühen zur Befriedung beigetragen hat? Ich weiß es nicht. Rückblickend möglicherweise nur der Befriedung des eigenen Gewissens dienend. Für die eigene Überzeugung einer anderen – vielleicht auch besseren – Welt. Wir hatten Ruhe – und Ruhe wurde uns gelassen. Und irgendwann ist Ruhe normal. Und Normalität ist gewöhnlich. Und gewöhnlich ist stumm und still werdend – trotz allem erstrebenswert. Die Paradoxie. Ein Dilemma.

Nun?

Irgendwie scheint alles zu zerbröckeln. Nein. Es ist nicht Herr Putin allein. Alleine die Vorstellung, dass ein Mensch (passt diese Definition?) allein aus seiner ihm anverleibten Aggression und Ideologie die Welt zu ändern kann, mag ich nicht glauben. Will ich nicht glauben. Will ich nicht. Will ich… Will…

Nachdenklich schreibe ich diese Zeilen. Überdenklich in Gedanken und dem Bemühen meine Fröhlichkeit nicht zu verlieren. Meinen Rhythmus zu bewahren. »Ruhe bewahren«, sagen Politiker:innen in verantwortlichen Positionen. Mögen sie Recht haben. Möge die Besinnung und Rückbesinnung auf Werte, dem Blick aufs Ganze, dem Druck standhalten. Andernfalls fliegt die Tasse gegen die Wand und zerschellt.

Und die Profiteure? Eine Eigenart von mir. Eine Suche nach Grund, ohne Boden. Wer profitiert? Mit vielen bleibenden offenen Fragen.

Wenn ich lese, dass die Aktienwerte der Rüstungsindustrie in den letzten Tagen um achtzig Prozent zugelegt haben – findet eine meiner Fragen eine Antwort. Es ist wohl der Zeitgeist – auch der kleinen Frau und des kleinen Mannes – auf Züge aufzuspringen. Hier stoppe ich mein Nachdenken – sonst ist meine Fröhlichkeit für den Moment dahin.

Ich…

… kann die Welt ein kleines bißchen besser machen. Bringe in Ordnung, was du in Ordnung bringen kannst.

Gedenkminute

Veröffentlicht in 2. März 2022

Ich halte kurz inne.

Wer ist nicht betroffen von den Geschehnissen dieser Tage? Selbst wenn das eigene Leben anscheinend „normal“ weiter dümpelt. Wenn ich es mir erlauben kann, gedrosselt. Wenn nicht, normal oder in voller Fahrt. Wird ja irgendwie von mir erwartet. Daily Business. Im Selbstmitleid erstarren – keine Alternative.

Die Dimension dessen was die Geschehnisse dieser Tage beinhaltet, ist mir nur in der Theorie bewusst. Nicht übertragbar. Dankbarkeit. Bilder prägen sich ein.
Ich habe das Glück der Zeit, dass es in meinen Tagen keinen Krieg, keine Terror-Anschläge, keine Naturkatastrophen in meiner unmittelbaren Umgebung gab. Die mein Leben, mich, ausbremsen. Einzig Betroffenheit. Ohnmacht. Trauer – ja manchmal auch Wut.
Diese ist vergänglich – was gut ist. Und Vergessen zu können, ist trotz allem, auch ein Ding um das eigene Leben meistern zu können. In Gedanken bewahrend.
»Wenn man diszipliniert ist und der Zukunft Vorrang gegenüber der Gegenwart einräumt, kann man die Struktur der Realität zu seinen Gunsten ändern.«, schreibt Jordan B. Peterson.
Wenn das mit der Disziplin so einfach wäre. Wenn es auf die offenen nötigen und offenen unnötigen Fragen eine Antwort, einen Sinn geben würde.
Nein tun sie nicht.

Vergangen Samstag durfte ich eine Laufveranstaltung moderieren. Es scheint vieles in der Szene seinen normalen Lauf zu nehmen. Und doch nicht. Ich habe das Gefühl, dass die Selbstverständlichkeit einer Sache sich in Richtung des „Doch-immer-wieder-Besonderen“ weiterentwickelt. Dass allein „etwas Vermisstes“ zurückkehrt, ist ein gutes Gefühl. Und: Dass wir Menschen vielleicht doch – wieder einmal – die Chance bekommen die Gegenwart zu schätzen um die Zukunft zu lieben.
Zukunft ist das was in ein paar Sekunden geschieht. Die ich mit jedem meiner Worte und Taten beeinflussen kann. Im GROSSEN wie im kleinen.
Die Zukunft, das ist die Zeit, in der ich sterben werde. In der ich „Unterlassenes“ und „Geschehenes“ für mich bewerten kann, um mein Denken, Fühlen und Handeln im Jetzt zu ändern. Damit ändere ich die Zukunft. Das ist mein Opfer für die gute Sache.

Während ich den Start ankündige, lade ich zu einer Gedenkminute ein. Paar Worte – gut gewählt. Aus dem Bauch heraus. Für eine kurze Zeit totenstill. Beeindruckend. Wie Freitag zuvor im Fußballstadion. Wie Sonntag beim Friedensgebet. Wie Donnerstag auch. Wie in vielen anderen Gedenkminuten zuvor. Und wie …

Ganz ehrlich. Ich mag keine Sekunde mehr für Gedenkminuten und Friedensgebete wegen Krieg und Terror vergeuden. Schnauze voll. Flasche leer. Ich mag diese Zeit lieber nutzen um mit Menschen, der Welt das Leben zu feiern. Mit Gebeten dem Leben und den Menschen danken.

Wann – hört das auf?
Wann denkt Mensch für den Menschen?
Wann wird aus Leid – Freud?
Utopie? Fromme Wünsche?

Ich lese, niedergeschrieben, die Aussage eines Kindes: »Warum verhandeln Erwachsene über das Ende eines Krieges und hören nicht einfach damit auf?«

Aller Menschen Gedenkminuten ist verdammt viel Zeit um Besseres zu tun.

Ich lebe – das ist das Entscheidende
Wie lebe ich – das ist die Frage.

Ich halte einen Moment der Stille. Schüttle mich. Und mache mich an meine Arbeit. Ändern kann ich eh nur mich und mit dem was ich tue und nicht tue die Welt.

Also ehrlich.

Veröffentlicht in 18. Februar 2022

Irgendwie habe ich hin und wieder in unregelmäßigen Abständen das mulmige Gefühl, dass mir andere Menschen etwas zu Nahe auf die Pelle rücken. In Abständen der Abstand. (haha)
Nein – null was mit Pandemie.
Straßenverkehr.
Ich laufe, gehe oder wie immer man das auch bezeichnen mag – über nen Feldweg gen Schillerstadt Marbach. Breite? Kein Ahnung. Denke so 60cm breiter als ein Auto. Mittelklassewagen.
Dieser mir entgegenkommend. Sonntagmorgen. Ok – er fährt nicht überschnell. Aber straßenmittig. Besser feldwegmittig. Und weicht keinen Millimeter nach links aus seiner Sicht. Mittig halt. Vermutlich Ideallinie. Während ich rechts laufe, gehe oder was auch immer.
»HEY MANN«.
Irgendwie ist es so, dass mir dieser Automensch bei der Begegnung zu Nahe kommt. Mein Gefühl.
Er bremst – rennt auf mich zu, engelbertgestrausst, gestresst. Wütend. Die rechte Faust geballt. Schlagbereit.
OHA.
Ganz ehrlich – ich weiß heute noch nicht warum ich seine Faust nicht an meinem Kopf, Kinn, Nase aufschlagen spürte. Millimeterentscheidung. Er – ein Mann – drohte mir nur diese Schläge an und schreit was von »ich habe mein Auto unter Kontrolle«.
Deeskalationsversuche.
Funktioniert halt meist – auch an einem Sonntagmorgen – nicht, wenn der/die andere rauflustig ist. Dessen Argumentation arm – sehr arm. Gespräch schwierig. Mehr als das.
Ich – einen Kopf größer – möglicherweise mein Glück. Danke Gott.
Oder Danke Brille.
Habe mal gelesen, dass man keine Brillenträger schlägt. Besser ist: man schlägt überhaupt nie und manden.

Und heute? Obertürkheim. 30er-Zone. Automensch fährt mit 70 cm Abstand an mir vorbei. Nicht schnell. Fühlte mich auch nicht direkt bedroht…. ja wenn, ja wenn das Auto nicht ein Fahrschulauto gewesen wäre. Ohne Beifahrer:in. Also her- oder himself. Wenigstens.
Meine Güte – woher sollen die Fahrschüler:innen ….wenn schon die Lehrer:innen, denke ich im ersten Moment.
Der Fahrschulautomensch hat das Tempo verringert und links geblinkt – ohne abzubiegen. Möglicherweise eine Entschuldigung. Keine Ahnung. Kenne nur die LKW-Dankesgeste (rechts-links-rechts-links blinken).
Aber wenn – akzeptiert.

Die Tage habe ich eine Grafik gesehen. Am Überholabstand von Automensch zu Fahrradmensch erkennt man, ob Automensch selber Radmensch ist. Vermutlich ist das so.

Höre während ich dies schreibe The XX.

Entspannt. Gut.

Der selbstgewählte Verzicht

Veröffentlicht in 27. Januar 2022

Ich habe die Luca-App gelöscht. Also von meinem Smartphone. Nicht so im Allgemeinen. Weltweit und so.
Ist das der erste Schritt zur wiedergewonnen Freiheit?
Ist die Pandemie überwunden?
Kann ich jetzt wieder bedenkenlos? – oder überhaupt nicht mehr unterwegs sein?

Viele Fragen. Die Antworten fallen schwerer und schwerer. Der Wunsch nach dem was WAR größer werdend.

Ich habe mich an dies und jenes gewöhnt. Ja fast zur Selbstverständlichkeit werden lassen. Es fällt mir nicht schwer Abstand zu halten. Es fällt mir nicht schwer in bestimmten Situationen Maske zu tragen. QR-Codes zu scannen. Geimpft. Geboostert. Das alles gerne – wenn’s der Wahrheitsfindung dient, wie Fritz Teufel mal an anderer Stelle süffisant bemerkte.
Und testen. Selbsttests mache ich fast täglich. Ist irgendwie wie das Zähne putzen in den Alltag gerutscht.

Ich habe die Luca-App gelöscht. Über einen langen Zeitraum gab mir diese Applikation eine gewisse Sicherheit. Klar wurde sie auch zur Pflicht. Aber ich fühlte mich aufgehoben. Da läuft im Hintergrund etwas ab, das sich um mich sorgt.

MHHHH. WIRKLICH?
Gerne hätte ich mal die Info bekommen, dass ich 46 Stunden 54 Minuten und 15 Sekunden in einem Gasthaus verbracht habe. Lieb wäre mir gewesen, wenn ein besorgter Gastwirt oder Wirtin nach mir geschaut hätte und ob alles ok ist. OK OK – ich hatte vergessen mich auszuchecken – aber immerhin. Nix passiert. So nach dem Motto: 27 Personen haben sich eingecheckt. 26 aus. Irgendwo muss der Super-Seiter doch sein. Anstatt dessen Licht aus. Feierabend. Scheiss drauf.

Jetzt muss man dazu wissen, dass ich vor roundabout 44 Jahren mal in der Außen-WC-Anlage des Friedrich-Schiller-Gymnasiums zu Marbach am Neckar eingeschlossen wurde. Durch Zufall wurde mein Klopfen erhört. Dann standen Aussage gegen Aussage. Der Hausmeister behauptete, dass….. ach lassen wir das. Meine Güte – ist das lange her.

Ich habe die Luca-App gelöscht – und das ist auch gut so. Alles hat seine Zeit.

Eines noch: Heute vor 77 Jahren befreite die Rote Armee das Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz. Vor Jahren habe ich den Lagerkomplex besucht. Bedrückend.
Elie Wiesel sagt: »Ein Recht gestehe ich keinem zu: das auf Gleichgültigkeit.«
Passt immer. Jeden Tag. Unvergänglich.

2022

Veröffentlicht in 1. Januar 2022

Auf die Frage Gute Worte für das Neue Jahr

Zunächst einmal hoffe ich, dass der VfB Stuttgart in ruhiges Fahrwasser kommt und den Klassenerhalt schafft. Das ist zwar kein elementarer Wunsch. Aber es würde mich freuen, wenn es belohnt werden würde, dass Menschen in Verantwortung dort den Mut hatten, eine Entwicklung anzustoßen und ein Risiko einzugehen.
Ansonsten glaube ich, dass wir gefühlt auf einer Wanderung sind und dass wir jetzt erst realisieren, dass dies nicht ganz so einfach ist. Man kann sich manche Dinge nicht einfach wegwünschen, sondern wir Menschen müssen lernen, damit umzugehen – sei es die Pandemie, seien es die vermeintlichen Gräben. Wobei es für mich lächerlich ist, dass sich deswegen Gräben auftun. Da würde ich mir wünschen, dass die Menschen mehr Vertrauen ineinander haben und sich an ihre Fröhlichkeit erinnern. Das ist eigentlich die Mindestanforderung, die ich an Menschen habe: dass sie sich nicht selber trennen, dass man auch mal zurücksteckt, dass man andere Meinungen gelten lässt, dass man selbst denkt.
Angela Merkel, die in ihrer Amtszeit nicht „alles richtig“ gemacht hat (wer kann das schon von sich behaupten), hat uns einen Satz mit auf den Weg gegeben: Sie wünscht dem Volk mehr Fröhlichkeit im Herzen. Ich bin immer optimistisch und suche in allem das Gute. Und was ich in diesem Punkt vielleicht zu viel habe, wünsche ich anderen Menschen, die davon vielleicht zu wenig haben. Denn was ist die Alternative? Dass wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen? Das kann es ja wohl nicht sein. Ich wünsche uns allen einen fröhlichen Jahreswechsel – und zwar nicht nur so dahingesagt, sondern wirklich im wahrsten Sinne des Wortes: fröhlich.

aufgezeichnet: Lars Laucke | Marbacher Zeitung

HIRTEN MONOLOG

Veröffentlicht in 25. Dezember 2021

HeiligAbend – Gottesdienst EmK Marbach

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

Ich bin einer dieser Hirten.
von denen diese Geschichte erzählt.

Eine Geschichte die romantisch klingen mag.
So vom Heimkehren nach getaner Arbeit.
Den Abend in gemütlicher Runde genießen.
Mit Feuer und einem Abschlusstrunk.
Wie Menschen es für gewöhnlich so machen.
In einem anderen Leben vielleicht.
Aber heute?
Die Geschichte über uns Hirten wurde über die Jahre schön gemalt.
Wohl formuliert. in schöne Worte gepackt..
Wie Erlebnisse, die im Nachhinein gesehen – als lehrreich und gar nicht so negativ empfunden werden.
Es kommt wie es kam.

Ich bin einer dieser Hirten.
von denen diese Geschichte erzählt.

Unterwegs sein.
Die Nacht ist voller Kälte.
Voll von Dunkelheit und Schatten,
von gespenstischer Stille und angstmachenden Lauten
sie ist eine Welt von Träumen und Ängsten
von Unsicherheit und
Was kommen mag.

Unterwegs sein.
Die Nacht ist voller Leben.
wohltuender Kühle
Voll von Lichtern und Schatten,
von fremden Stimmen und Lauten,
sie ist eine Welt von Träumen und Visionen.
Voller Vorfreude auf die ersten Sonnenstrahlen.

Wenn die Nacht beides zugleich sein kann,
ist die Bedeutung der Dunkelheit für Menschen nur erahnbar.

Ich bin einer dieser Hirten.
von denen diese Geschichte erzählt.

Ein guter Hirte?
Ein Wortwert von geringer Bedeutung.
Nicht in meiner Zeit.
Ich tue meine Arbeit.
Bin darin geduldet.
Mehr nicht.
Gelte als verschlossen und wortkarg.
Bevorzuge die Einsamkeit,
ziehe lieber mit meinen Schafen umher.

Meine Schafe.
Schafe die mir anvertraut sind.
Die nicht meine Schafe sind.
Befristet überlassen – mehr nicht.
Die Schafe haben das Recht, beschützt zu werden.
Von mir. Das genügt.
Dem Schaf wie dem Mensch.

Ich bin einer dieser Hirten.
von denen diese Geschichte erzählt.
Nochmals … ein guter Hirte?
Eine Frage – noch nie gestellt.
Würdest du von dir behaupten, dass du eine gute Arbeiterin bist?
Ein guter Kaufmann. Polizistin. Busfahrer. Gärtnerin?
Würdest du von dir behaupten, dass du ein guter Mensch bist?
Ein Mensch dem man sich anvertraut?
Ruhe ausstrahlend
Gehör findend
Ausgleichend
Was ist überhaupt dieses – gut?
Ist gut nicht wie die Nacht, die beides zugleich sein kann.
Suchend nach der guten Sicht auf gute Dinge.

Im Zwist der Schafe gehe ich dazwischen.
Meist Kleinigkeiten.
Der vermeintlich Anspruch auf das vermeintlich Bessere.
Das Nichtdulden von dies und das.
Schafe können übrigens mit den Füßen riechen.
Können Gesicherter erkennen und unterscheiden
Die Tiere sind in der Lage, Fehlentscheidungen zu korrigieren, die richtige Wahl zu treffen und aus Fehlern zu lernen.
Das muss man wissen.

Ich bin einer dieser Hirten.
von denen diese Geschichte erzählt.

Wer hört mir zu?
Meine Rede.
Mein Wort zählt nicht.
Den Bewohnern fester Siedlungen nicht geheuer,
für viele ein Betrüger
räuberisch und gewaltbereit.

Wer hört mir zu?
Die Schafe?
Die sind froh wenn sie zu fressen haben.
Arg wählerisch sind sie jedenfalls nicht.
Meine ich zumindest.

Wenn ich sie auf die Weide führe.
Eine Weide wie gemalt.
Wie der Dichter sie beschreibt, mit saftigem Gras.
Mit Wasserstellen die zum Ausruhen einladen.
Einem Ort wo es keinen Mangel gibt.
Sind sie doch lieber mit ihren Freunden zusammen,
statt weit entfernt nach besserer Nahrung zu suchen.

Gestützt auf meinen Stab schenkt es mir Gleichmütigkeit.
Das Selbstgefühl der gesunden Seele.

Ich bin einer dieser Hirten.
von denen meine Geschichte erzählt.
Stetig unterwegs.
Heimatlos.
Ruhe- und rastlos.
Immer die eine Gefahr witternd.
Mache die Nacht zum Tag
weil es meine Aufgabe ist.

Mehr Interesse ist nicht.
Schön ist anders.
Gemütlich auch.
Von Romantik … keine Spur.
Nach einem langen Tag suche ich die Wärme des Feuers.
Hoffend – die ruhende Wirkung der Nacht zu finden.

Ich bin einer von den Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

WEIHNACHTSGESCHICHTE | LUKAS 2, 1-21

60.

Veröffentlicht in 8. November 2021

Es ist ein paar Jahre her. Ein paar viele sogar. Denke irgendwo in den 80er. Verdamp lang her (BAP 1981 veröffentlicht). Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich mich gedanklich ins Jahr 2021 begebe. WOW. Im Jahre 2021 wirst du 60 Jahre werden. Wenn nicht vorher etwas unvorgesehenes passieren sollte. Woran man nicht denkt. Und ist nicht – wie ich jetzt dankbar erleben darf. 2021. Unvorstellbar weit weg. Es sind nicht die Fragen nach dem Leben in 2021. Nicht der Weg dahin. Nicht wie schnell etwas vergeht und/oder auch nicht. Einfach Fakt. Da bist du sechzig. Aber das ist ja noch lange hin. Mach dir keinen Kopf.
November 2021. Meine Lebensgeschichte schreibt sich weiter. Wurde nicht gebrochen. Der Gedankensprung von vor Jahren ist Wahrheit. Und ich freue mich drauf Tag für Tag und nehme dankbar an. Next Step im Leben. Irgendwie schon. Kein Großer – nur eine Zahl die sich ändert. Klingt so anders. Höher. Die hohen und kleinen Hürden sind gemeistert. Während die neuen Herausforderungen am entstehen sind. Unvorsehbar – was gut ist und mir entspricht. Ist so, sagen Menschen die mich kennen. Ist so – mein Credo. Ich bin schwer zu planen. Wenn überhaupt planbar. Irgendwann früher habe ich gesagt, dass das Nächtigen mit einem Zeltdach über dem Kopf Geschichte ist. Heute schlafe ich lieber unter freiem Himmel. Leider viel zu wenig. Das war nicht die Idee dieses Ur-Plans. Das wurde. Darauf vertraue ich. Gestärkt durch Menschen. Begleitet durch meinen mir eigenen Glauben. Ein Geschenk.
Achja das Leben. Irgendwie schon was besonderes. Schon immer. Für immer. Sechzig. Als Münchner Löwe möglicherweise ein Traumtag. Als Weiss-Roter wären das noch stolze weitere dreiunddreißig Jahre. Lange Zeit. Vorstellbar? Keine Gedanken daran verschwenden. Annehmen wie ein Geschenk.
Heute noch neunundfünfzig. Morgen kommt. Und wird.

»Ich weiß, dass ich ein Glück erlangt habe, das ich nicht verdiene, und das ich mit nichts in der Welt vertauschen möchte.«
Schlusssatz von Goethes »Wilhelm Meister«

Der Kuchen und das Messer

Veröffentlicht in 23. Oktober 2021

Wenn ich gefragt werden sollte nach meinem Lieblingsessen, könnte die Antwort Kuchen lauten. Könnte klingt etwas fern. Ich habe ja auf möglich Fragen nicht vorgefertigte Antworten parat. So eine Art Standardsatz-Monster mit Funktionstaste auf Abruf. Kuchen? Ja Kuchen ist doch nicht wirklich ein Essen. Spätzle mit Linsen. Federnde Kartoffelknödel (die springen wirklich minimum eine Messer- oder Gabellänge, wenn du sie auf den Boden wirfst) mit Soße und Rotkraut gut durchgekocht. Aber Kuchen? Es gibt ja unterschiedliche Kuchen. Den Nachtisch-Kuchen, den Kaffee-und-Tee-Kuchen und den Kuchen-Kuchen. Hier ist mein absoluter Liebling der Salzkuchen. Schwäbisch natürlich. Ein Hefeteig wird ausgerollt und dann mit einer Mischung aus Sauerrahm, Ei, Mehl, Salz, Kümmel und Schnittlauch bestrichen und dann gebacken. Der Rand schön kross. Nicht labbrig. Auch ein einzelnes Stück sollte von alleine stehen können und nicht in sich zusammenfallen. Das hat was mit der Würde des Kuchenstückes zu tun.
Die Tage war ich in der Bäckerei, in der es genau diesen Benchmark Salzkuchen gibt. Für sich alleine stehend. Feste Masse an Sauerrahm-Ei-Gemisch mit Salz. Ein wenig Kümmel. Ich bestelle immer zwei Stück. Auch wenn ich für mich alleine einkaufe. Der Grund ist die Vorfreude, wenn das eine verzehrt ist, hast du noch den Joker.
Ich also: »Hätte gerne 2 Stück Salzkuchen. Bitte.«.
Ich höre, wie die eine Verkäuferin die andere Verkäuferin fragt, welches Messer sie nehmen solle.
Ich mache mir in meinem Leben über dies und jenes Gedanken. Möglicherweise zuviele. Aber das war Neuland. Klar, willst du an deinem Salzkuchen kein schokoladiges Geschmiere einer Schwarzwälder Kirschtorte. An selbiger keine Reste einer Zwetschge. Und ein gekocht-verbackenes Zwiebelstück am Apfelkuchen hängend, fällt zwar im ersten Moment nicht auf – isst sich doch eher ungewöhnlich.
Mich begeistert, wenn Dinge mit Hirn erledigt werden. Unscheinbar. Selbstverständlich. Ohne dass ich mir darüber je Gedanken gemacht habe, machen werde. Übrigens Quiche ist nicht mein Ding. Schon dass aussprechen an der Bäckerei-Theke würde mir schwerfallen. Ein Kuchen wird nicht besser, wenn alles drin ist. Und der Stolz des Gesundheitsaspektes wenn die Gelbe Rübe (Möhre) zwischen Rahm und Grünzeug hervorlugt, macht weder den Kuchen noch mich glücklicher.