Beiträge aus der Kategorie “AllerWelts-Geschichten

Gesunder Menschenverstand

Veröffentlicht in 31. Mai 2013

Ein Student musste in einer Prüfung folgende Aufgabe bearbeiten: „Beschreiben Sie, wie man die Höhe eines Wolkenkratzers mit einem Barometer feststellt.“ Er schrieb: „Sie binden eine Schnur an das Barometer und senken es vom Dach des Wolkenkratzers zum Boden. Die Länger der Schnur plus die Länge des Barometers entspricht der Höhe des Gebäudes.“ Der Prüfer verstand keinen Spaß und ließ den Studenten mündlich nachprüfen. Als der Student hereingerufen wurde, sagte er: „Wie so oft im Leben gibt es verschiedene Wege, um zu einem Ergebnis zu kommen. Einen Weg habe ich Ihnen genannt. Wünschen Sie aber eine langweilige und orthodoxe Lösung, dann können Sie selbstverständlich das Barometer benutzen, um den Luftdruck auf dem Dach des Wolkenkratzers und auf dem Grund zu messen. Sie können dann mit…

Unerhört schon

Veröffentlicht in 2. Januar 2013

An einer U-Bahn-Haltestelle in Washington DC steht an einem kalten Januarmorgen 2007 ein Mann mit einer Violine. Er spielt Bach, auch Schubert.

Während dieser Zeit kommen im morgendlichen Berufsverkehr Hunderte von Menschen an ihm vorbei. Es dauert ein paar Minuten, bis der erste Passant den Geiger bemerkt. Er verlangsamt seinen Schritt für ein paar Sekunden. Aber er unterbricht seinen Weg nicht. Kurz darauf wirft eine Frau den ersten Dollar in den Hut des Musikers, aber auch sie bleibt nicht stehen. Ein junger Mann hält kurz inne, um zuzuhören. Aber ein Blick auf seine Uhr treibt ihn an weiterzugehen. Dann nähert sich ein etwa dreijähriger Junge. Er möchte stehen bleiben, aber seine Mutter zieht ihn an ihrer Hand weiter. Das Kind schaut im Gehen zurück, will der Musik weiter zuhören. Die Mutter treibt es an. Wie dieser Junge verhalten sich einige Kinder, aber ausnahmslos drängen ihre Eltern sie zur Eile.
Der Geiger spielt, ohne abzusetzen. Insgesamt sechs Menschen bleiben vor ihm stehen und hören ihm kurze Zeit zu. Vielleicht 20 Vorübergehende werfen ihm eine Münze in den Hut.
Nach einer knappen Dreiviertelstunde beendet der Geiger sein Konzert. Es wird still. Niemand nimmt davon Notiz, niemand applaudiert. 32 Dollar sind zusammengekommen.
Der Violinist war Joshua Bell, einer der besten Musiker der Welt. Er spielte unter anderem eines der komplexesten und schwierigsten Musikstücke, die jemals geschrieben wurden: die „Chaconne in d-Moll“ von Johann Sebastian Bach. Die Geige, die er dafür verwendete, war 3,5 Millionen Dollar wert.
Zwei Tage davor hatte Joshua Bell vor einem ausverkauften Haus in Boston das gleiche Konzert gegeben. Die Karten für dieses Ereignis kosteten durchschnittlich 100 Dollar.
Sein Auftritt in der U-Bahn-Station war ein Experiment. Die Zeitung „Washington Post“ hatte es in Auftrag gegeben. Die Redaktion interessierte die Frage, ob Menschen Schönheit auch in einem ganz alltäglichen Umfeld wahrnehmen. Ob wir die Besonderheit einer Situation in einem unerwarteten Kontext erkennen. Und ob wir uns in unserem routinierten Tagesablauf vom Augenblick berühren lassen.

Quelle: der ANDERE ADVENT 2012/13

Vetternwirtschaft

Veröffentlicht in 17. März 2012

Diese kurze Geschichte bekommt fast jeder junge Grieche einmal im Leben zu hören, sie ist in den letzten zwanzig Jahren zur Legende geworden: Es war einmal ein Grieche, der einen Comicladen in Heidelberg führte. Der Comicladen ging pleite, und der Grieche war arbeitslos. Obendrein hatte er einige tausend Mark Schulden angehäuft. In seiner Verzweiflung rief er seinen Cousin in Athen an und bat ihn um einen Job. Der Cousin war ein ranghoher Funktionär im Bauministerium. Es ist das Jahr 1984. Griechischer Premierminister ist Andreas Papandreou, Vater des jetzigen Premierministers Georgios Papandreou. Korruption und Vetternwirtschaft blühen, goldene Zeiten für viele Griechen. Der EU-Beitritt drei Jahre zuvor spült viel Geld ins Land, Geld, das vor allem in die Infrastruktur investiert werden soll: in neue Straßen, neue…