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wetterlich

Veröffentlicht in 30. April 2015

Solche Tage hast du selten. Selten erlebt. Jedenfalls wenn ich meine Wetterbeobachtungen Revue passieren lasse. Jetzt also über das Wetter schreiben. Ungern. Machste eigentlich dann wenn dir sonst nichts einfällt. Wie beim Small-Talk. Den ich meide. Wo’s geht. Und beobachten tue ich das Wetter schon gar nicht. Ich nehme an. Weil es ist wie es ist. Kurz morgen aufs App wegen der Kleiderwahl. Kurz. Lang. Ärmellos oder winddicht. Gore so gut wie nie.
Das Wetter. Die eine findet es gut. Der andere beschissen. Die Hobbygärtner wünschen Regen. Andere Menschen bevorzugen die Sonne. Die Regenwürmer nass. Die Sonnenanbeter nicht. Das alles in kleinster Nähe zueinander. Ideal für Menschen wie heute erlebt-genossen-beobachtet-gestaunt ganz oben in Benseriel.
Alles was es an Wetter gibt war heute.
Sonne. Windstill. Bewölkt. Leicht und wolkenlos und stark. Wie der Regen. Schwach und heftig. Starkwind mit Sturmböen. Hagelschauer. Gewitter. Kein Schnee.
Der Wetterbericht meldet: Heute werden in Bensersiel Höchsttemperaturen von 12° (gefühlt: 9°) und mäßiger Wind (26 km/h) aus Südsüdwest mit starken Böen (41 km/h) erwartet. Es kommt zu Niederschlagsmengen von 4 – 8 l/m², die Niederschlagswahrscheinlichkeit beträgt 88%, die Luftfeuchtigkeit 67%.
Faszinierend am Strand entlang zu laufen. Den Blick nach allen Seiten richten. Innerhalb Sekunden die Himmelsrichtungen wechseln. Jede anders. Dabei den Wind um die Ohren pfeifen lassen. Kalte Hände. Hin und her. Beeindruckend: Die Menschen hier kümmerts nicht. Sind trotzdem draußen als ob nichts wär. Vielleicht weil sie wissen dass es eh gleich wieder anders kommt. Ist das die nordische Gelassenheit? Jetzt ist es dunkel. Stockdunkel. Trotz Vollmond. Und Sternenhimmel. Auch klar. Und Ruhe. Gott sei Dank.

Wissen. Weisheit.

Veröffentlicht in 25. April 2015

Was ist der Unterschied zwischen Wissen und Weisheit? Einmal wurde ein Gelehrter vom Sultan zu einem Vortrag eingeladen. Der Sultan dachte wohl, dass ein bisschen mehr Bildung an seinem Hof gut täte. Jedenfalls, der Gelehrte fühlt sich sehr geschmeichelt. Und deshalb machte er sich auch bei der nächstbesten Gelegenheit auf die Reise. Doch: Als er am Hof des Sultans ankommt, ist niemand da. Irgendwie hatte es da mit der Terminabsprache wohl nicht so geklappt. – Jedenfalls: der Palast des Sultans ist wie leergefegt. Man kann sich gut vorstellen, wie enttäuscht der Gelehrte ist: Er hat so einen weiten Weg auf sich genommen; und sich so gut vorbereitet – und jetzt das! Da kommt der Stallknecht aus dem Stall. »Wo sind denn all die anderen«,…

abwegig

Veröffentlicht in 12. April 2015

In den Augen des Frankfurter Philosophen Martin Seel ist Fußball ein »Mysterium der Kontingenz«, und damit meint er: »Im Fußballspiel könnte alles auch ganz anders sein. Niemand kann sagen, wohin und zu wem der Ball gerade springt, er ist immer auf Abwegen, er ist wild und unberechenbar, unbestimmbar und unvorhersehbar. Das Ungewisse und Zufällige bilden das Geheimnis des Mannschaftsspiels. Erwartbar ist nur das Unerwartbare.« Die Pointe liegt hier gewissermaßen auf dem Fuß: Damit die Anarchie des »abwegigen« Balls ins Rollen kommt, braucht es eine feste Regel. Die Regel ist gleichsam die Bedingung für das Regellose, für all das Unerwartete, Zufällige und Spektakuläre in einem Spiel. Damit alles immer anders wird, muss die Regel gleich bleiben, und was immer an Unvorhergesehenem auch geschehen mag: Nach…

Er war Mensch.

Veröffentlicht in 9. April 2015

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9. April 1945
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer, gerade mal 39 Jahre alt, wird im KZ Flossenbürg von den Nazis ermordet. Der Lagerarzt von Flossenbürg war Zeuge dieses Geschehens. Er schreibt:
»Durch die halbgeöffnete Tür eines Zimmers im Barackenbau sah ich vor Ablegung der Häftlingskleidung Pastor Bonhoeffer in innigem Gebet mit seinem Herrgott knien. Die hingebungsvolle und erhörungsgewisse Art des Gebetes dieses außerordentlich sympathischen Mannes hat mich auf das Tiefste erschüttert. Auch an der Richtstätte selbst verrichtete er noch ein kurzes Gebet und bestieg dann mutig und gefasst die Treppe zum Galgen. Ich habe in meiner fast 50jährigen ärztlichen Tätigkeit kaum je einen Mann so gottergeben sterben sehen.«
Bonhoeffer, ein eher konservativer Mann, gehörte keiner politischen Gruppe an. Er war Mensch.
»Wenn man in einen falschen Zug einsteigt, nützt es nichts, wenn man im Gang entgegen der Fahrtrichtung läuft.«
Bonhoeffer hinterlässt unfassbar gute Texte.

Buch-/Lesetipp: Dietrich Bonhoeffer: Finde deinen eigenen Weg

 

 

 

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Veröffentlicht in 6. April 2015

1504_wurmlingerkapelle1800

Hie und da muss man sich etwas erfüllen. Keine Wunschliste im klassischen Sinn. Für die Sinne. Etwas erleben. Sehen. Vorbei schauen. Einfach machen. Nicht verschieben auf irgendwann.
Ostermorgen. Wetteraussicht ok. Niederschlagsfrei. Kurzer Schneegraupel. Kalt. Kälter als gedacht. Und länger. Deutlich. Der Weg ist das Ziel: Wurmlinger Kapelle. 177,6 Fixie-Kilometer. Abgehackt. Geschafft. Im doppelten Sinn. Schön war’s und empfehlenswert. Nichts anderes erwartet.