Es herrscht Krieg. Niemals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs traf das mehr zu als heute. Sprachlosigkeit. Irgendwie Unwissen welcher Weg der Beste ist. Gibt es überhaupt einen Weg.
»Eine neue Kultur des Krieges ist auf dem Vormarsch«, schreibt der SPIEGEL. »Auch Deutschland soll die Bomben wieder lieben lernen. Politiker und Medien wollen den Deutschen ihren Pazifismus abgewöhnen.« Wer Gewaltlosigkeit predigt wie Margot Käßmann wird zur lächerlichen Figur gemacht. Wir müssen dem Einhalt gebieten. Die Zyniker, die nur noch den Krieg denken können, nicht mehr den Frieden, haben den Kampf um unsere Köpfe begonnen. In der ARD sagte Cem Özdemir, die kurdischen Peschmerga-Kämpfer hätten bereits Tausenden von Jesiden das Leben gerettet: »Das haben sie nicht mit der Yogamatte unterm Arm gemacht, sondern mit Waffen.« Über wen macht sich der Chef der Grünen da lustig? Offenbar über alle Menschen, denen beim Thema Konfliktlösung nicht zuerst der Griff zum M16 einfällt.
»Wenn du den Frieden willst, bereite den Frieden vor« heißt es an einer anderen Stelle als Alternative zum römische Altspruch »Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor«.
Mit Luftangriffen und Waffenlieferungen reagieren westliche Staaten derzeit auf den Terror der IS-Milizen im Irak und in Syrien. Eine Reaktion, die angesichts der geschilderten Gräueltaten vielerorts Zustimmung findet. Zunehmend auch in den Kirchen. Protestierten diese 2003 noch weitgehend einmütig gegen die amerikanische Invasion im Irak, mehren sich jene Stimmen, die in den militärischen Interventionen eine dem christlichen Glauben angemessene Form von Verantwortungsübernahme sehen.
Das Theologisches Seminar Bienenberg in der Schweiz steht in einer friedenskirchlichen Tradition, die ihr pazifistisches Engagement aus dem Leben, Sterben und der Auferstehung Jesu Christi ableitet. Eine Position, die aufgrund der schrecklichen und bedrohlichen Ereignisse einmal mehr grundsätzlich in Frage gestellt ist.
Hier Stellungnahme aus friedenskirchlicher Optik
»Zuallererst sind auch wir – soweit man das in der wohlbehüteten Schweiz überhaupt sein kann – tief erschüttert, wenn wir hören, wie Christen und andere Minderheiten verfolgt und hingerichtet werden. Auch wir verspüren Ohnmacht, Wut und den Wunsch, dass diesem brutalen Vorgehen schnell ein Ende bereitet wird. Trotzdem glauben wir, dass pazifistische Überzeugungen in dieser Situation nicht hinfällig geworden sind. Gerade als Christen sehen wir uns jetzt herausgefordert, vom Evangelium her einen gewaltfreien Umgang mit den Feinden zu suchen. Mit unseren Überlegungen richten wir uns daher vor allem an jene, die Jesus Christus als »Friedefürst« bekennen und ihm nachfolgen. Seine Aufforderung zur Feindesliebe, hören wir als Ruf an die Kirche, in dieser Welt das kommende Reich Gottes zu bezeugen. Mit diesen Zeilen teilen wir einige unfertige Gedanken zu Geschehnissen, die uns zuweilen die Sprache rauben. Sich dennoch zu äussern, beinhaltet daher das Risiko, plump und zynisch zu klingen. Wir sind uns denn auch sehr wohl bewusst, dass wir nicht auf alles eine befriedigende Antwort haben. Wir möchten aber unser Ringen mit drängenden Fragen teilen, die derartige Gewaltausbrüche immer wieder stellen. Dabei wissen wir, dass sich manches einfach sagen lässt, solange man sich in sicherer Distanz zu gewalttätigen Auseinandersetzungen befindet. Auch sind wir Teil einer Gesellschaft, die sich im Bereich der Prävention zu lange zu passiv verhalten hat und längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Von der aufsteigenden Hilflosigkeit und Resignation wollen wir uns jedoch nicht lähmen lassen, sondern uns demütig und mit Hilfe von Gottes Geist weiterhin mit unseren Mitteln und Möglichkeiten an der »Jagd nach dem Frieden« (Die Bibel: Hebrärer 12,14) beteiligen. Dies tun wir in Verbundenheit und Solidarität mit den Opfern dieses menschenverachtenden Treibens. Gott – erbarme dich!«
Quelle: Mit Gewalt gegen Gewalt? Eine Stellungnahme aus friedenskirchlicher Optik | Kollegium des Theologisches Seminar Bienenberg