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vs. Hannover LII #6

Veröffentlicht in 30. September 2014

Kleider machen Leute ist eine Novelle des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Erstmals 1874 erschienen. Die Geschichte handelt von dem Schneidergesellen Wenzel Strapinski, der sich trotz Armut gut kleidet. Er gelangt in eine fremde Stadt und wird dort wegen seines Äußeren für einen polnischen Grafen gehalten. Nachdem er aus Schüchternheit versäumt hat, die Verwechslung aufzuklären, versucht er zu fliehen. Doch da betritt eine junge Dame, Tochter eines angesehenen Bürgers, den Schauplatz. Die beiden verlieben sich ineinander, worauf der Schneider die ihm aufgedrängte Grafenrolle weiterspielt. Ein verschmähter Nebenbuhler sorgt dafür, dass der vermeintliche Hochstapler entlarvt wird. Auf der Verlobungsfeier kommt es zum Skandal. Strapinski flieht, seine Braut aber findet ihn, rettet ihn vor dem Erfrieren und stellt ihn zur Rede. Als sie sich davon überzeugt hat,…

BVB LII #5

Veröffentlicht in 24. September 2014

Vor dem Spiel Unruhe. Viel Gequatsche. Fredi Bobic ist raus. Entlassung laut Medienberichten via Telefon. Fiktiv: Bei Fredi Bobic klingelt dasselbe.
»Bobic«
»Wahler«
»Hi Bernd. Was gibts? Alles weiss-rot?«
»Hi Fredi. Wir sind gerade zusammengesessen. Mittagessen und so. Der Joachim und ich sind der Meinung – verstehe das nicht falsch – aber du kennst ja das Spiel.«
»Was meinst du Bernd? Bin gerade mit den Jungs in Vorbereitung für heute abend.«
»Ja ähhh…. wir meinen es ist das Beste, wenn wir also – das ist nichts gegen dich persönlich – bist ein guter Junge – aber wir müssen handeln. Wir, also der Joachim und ich, müssen an den Verein denken. Läuft ja alles nicht so rund. Ähh. Wir wollen trennen! Dich von deinen Aufgaben entbinden. Aber Danke. Wir sehen uns dann in Stuttgart. Gute Heimfahrt.«
Laut BILD ist kurze Zeit später Fredi Bobic mit dem PKW auf dem Rückweg nach Stuttgart. Die Stuttgarter Zeitung meldet bereits am Vormittag. Seltsam. Vermutlich vor Bobic. Die Art und Weise der Trennung ist die unseres Tabellenplatzes würdig. Ganz unten. Von der Sache her vermutlich in Ordnung. Begründbar. Von Fans gefordert. Von Bobic »provoziert« mit »an der Mannschaft könnt ihr mich messen.« Jetzt passiert. Rauswurf per Telefon. Wobei ein User irgendwo postet  »besser Telefon als mit What’s App«. Wohl war. Man muss nicht den Maßstab von ganz unten neu definieren. Das »war« auf Wikipedia: »Diese Seite wurde zuletzt am 24. September 2014 um 19:58 Uhr geändert.«

2 Minuten später auf’m Platz. Anpfiff. Mit zwei Toren geführt. Was was besonderes war und im Fanblock dementsprechend gefeiert wurde. Selten genug. Träumen erlaubt. Noch zwei eingefangen. Häufig genug. Aufgewacht. Gekämpft. Linie geklärt. Abpfiff.

Pommes, Cola und Café im Goldenen M. Warten. Heimfahrt. Morgenfrüh um 7 Rückkehr nach Stuttgart. Die Nacht nicht geschlafen. Das habe ich mit Fredi gemein. Denke ich. Also bin ich, sagt der Philosoph.

vs. 1999 LII #4

Veröffentlicht in 23. September 2014

MAHLZEIT! Wenig schmackhaft, aber nahrhaft… Über den Verein an der Autobahn gen Norden kann man denken was man will. Sie haben sich etabliert. Punkt. Dazu Respekt. Mehr aber auch nicht. Was sie uns voraushaben ist eine gewisse Ruhe. Sie wissen was sie sind. Wir wissen nur was wir wollen und träumen davon. Selbst jetzt. Und sie haben mit dem Akademikerfanclub einen wortgewaltigen mit viel Sprachgefühl und Vokabularwitz geschriebenen Blog – der zu lesen Freude bereitet. Einzigartig. Intelligent – was man auch erwarten darf. Hier ein Auszug…. Wenn hierzulande wer was erklären will, bedient er sich gerne der Fußlümmelei. Fußball ist die uneingeschränkte Nr. 1 der Analogien. Eines von zahlreichen Beispielen, wie sie besonders im Bereich »Wirtschaft« immer wieder vorkommen: Analogie-Fußball Besonders interessant ist dann…

Mit Gewalt gegen Gewalt? #5

Veröffentlicht in 23. September 2014

Einwand 4: Redet nicht auch die Bibel von notwendiger Gewalt? Es gibt zweifelsfrei einige irritierende Texte in der Bibel, in denen Gewalt als von Gott gewollt oder zumindest legitimiert beschrieben wird. Davon eine pauschale Aussage abzuleiten, dass Gewalt halt eben manchmal nötig sei, scheint uns unangemessen. Denn die grossen Linien der gesamtbiblischen Botschaft zeigen uns deutlich, was Gott am Herzen liegt: Schalom – gerechter Friede. Am deutlichsten kommt dieser umfassende Friedenswille in Jesus zum Ausdruck. Kompromisslos kämpft er gegen jegliche Pseudoreligion, gegen Ungerechtigkeit und Selbstgerechtigkeit – und liebt seine Feinde dennoch, anstatt sie zu töten. Auch dann, als er von den politischen und religiösen Machthabern zum Tod am Kreuz verurteilt wird. Gegen diese Logik der Gewalt protestiert Gott mit der Auferweckung Jesu am Ostermorgen…

Mit Gewalt gegen Gewalt? #4

Veröffentlicht in 22. September 2014

Einwand 3: Sollen wir dem grausamen Treiben denn einfach zuschauen? Nein. Eine friedenstheologische Position ist nicht gleichbedeutend mit teilnahmsloser Passivität. Die derzeitige Situation erfordert eine Reaktion. Die Frage ist jedoch: Mit welchen Mitteln? Eine militärische Intervention scheint längst gerechtfertigt. Ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch: So mancher „gerechte Krieg“ wurde entgegen der ursprünglichen oder offiziellen Absicht mit zweifelhaften Motiven geführt. Welche Ziele verfolgt die »Allianz der Willigen« im Irak? Hält sie sich in ihren militärischen Aktionen ihrerseits an das Recht, das sie von ihren Feinden einfordert? Warum ertönt in so vielen anderen Fällen menschenverachtender Ungerechtigkeit kein Ruf nach Schutzverantwortung? Wir sind überzeugt: Das Böse muss konfrontiert werden. Aber militärische Gewalt erscheint uns dazu ungeeignet. In den folgenden Punkten sehen wir einige alternative Möglichkeiten:…

Mit Gewalt gegen Gewalt? #3

Veröffentlicht in 21. September 2014

Einwand 2: Die Gewalt kann nur mit Gewalt gestoppt werden. Vor elf Jahren machten sich die Amerikaner auf, den damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein als Teil der »Achse des Bösen« zu stürzen. Dies gelang und wurde als schneller Erfolg der gewaltigen Militärmaschinerie gefeiert. Sehr bald wurde aber klar, wie kurzsichtig diese Strategie war. Anstelle des geplanten baldigen Rückzugs, wurden die US-Kampftruppen in einen jahrelangen Kleinkrieg verwickelt, der nicht nur viele Opfer forderte, sondern auch horrende Kosten verursachte. Als die letzten Truppen im Dezember 2011 abgezogen wurden, hinterliessen sie eine politisch instabile Region mit einem Machtvakuum, das seither immer mehr von radikalen Gruppierungen gefüllt wird. Der militärische Einsatz im Irak hat damit zwar einen Diktator beseitigt, aber auch neue Gewaltexzesse erst ermöglicht. Ein Phänomen, das…

Mit Gewalt gegen Gewalt? #2

Veröffentlicht in 20. September 2014

Einwand 1: Ist (christlicher) Pazifismus nicht weltfremd und naiv? Wenn in diesen Tagen der (christliche) Pazifismus als naiv bezeichnet wird, ist dies kein neuer, sondern ein bekannter und stets wiederkehrender Vorwurf. Quer durch die Geschichte wurden Menschen und Bewegungen, die sich der gängigen Logik von Gewalt und Gegenwalt widersetzt haben, belächelt. Die Mächtigen hielten sie jedoch oft für weit mehr als harmlose Spinner. Sie ahnten, was auf dem Spiel steht und fragten bange: »Was geschieht, wenn sie noch mehr Menschen zur Gewaltfreiheit verführen?« Die Antwort gaben sie häufig gleich selbst in Form von Verfolgung und Todesstrafe. Nicht zuletzt die Täufer können davon mehr als ein Lied singen. Die Frage »Was würde geschehen?« musste dadurch meist unbeantwortet bleiben. Schade, denn im Rückblick ist doch so manche…

Mit Gewalt gegen Gewalt? #1

Veröffentlicht in 19. September 2014

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Es herrscht Krieg. Niemals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs traf das mehr zu als heute. Sprachlosigkeit. Irgendwie Unwissen welcher Weg der Beste ist. Gibt es überhaupt einen Weg.

»Eine neue Kultur des Krieges ist auf dem Vormarsch«, schreibt der SPIEGEL. »Auch Deutschland soll die Bomben wieder lieben lernen. Politiker und Medien wollen den Deutschen ihren Pazifismus abgewöhnen.« Wer Gewaltlosigkeit predigt wie Margot Käßmann wird zur lächerlichen Figur gemacht. Wir müssen dem Einhalt gebieten. Die Zyniker, die nur noch den Krieg denken können, nicht mehr den Frieden, haben den Kampf um unsere Köpfe begonnen. In der ARD sagte Cem Özdemir, die kurdischen Peschmerga-Kämpfer hätten bereits Tausenden von Jesiden das Leben gerettet: »Das haben sie nicht mit der Yogamatte unterm Arm gemacht, sondern mit Waffen.« Über wen macht sich der Chef der Grünen da lustig? Offenbar über alle Menschen, denen beim Thema Konfliktlösung nicht zuerst der Griff zum M16 einfällt.
»Wenn du den Frieden willst, bereite den Frieden vor« heißt es an einer anderen Stelle als Alternative zum römische Altspruch »Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor«.
Mit Luftangriffen und Waffenlieferungen reagieren westliche Staaten derzeit auf den Terror der IS-Milizen im Irak und in Syrien. Eine Reaktion, die angesichts der geschilderten Gräueltaten vielerorts Zustimmung findet. Zunehmend auch in den Kirchen. Protestierten diese 2003 noch weitgehend einmütig gegen die amerikanische Invasion im Irak, mehren sich jene Stimmen, die in den militärischen Interventionen eine dem christlichen Glauben angemessene Form von Verantwortungsübernahme sehen.
Das Theologisches Seminar Bienenberg in der Schweiz steht in einer friedenskirchlichen Tradition, die ihr pazifistisches Engagement aus dem Leben, Sterben und der Auferstehung Jesu Christi ableitet. Eine Position, die aufgrund der schrecklichen und bedrohlichen Ereignisse einmal mehr grundsätzlich in Frage gestellt ist.
Hier Stellungnahme aus friedenskirchlicher Optik
»Zuallererst sind auch wir – soweit man das in der wohlbehüteten Schweiz überhaupt sein kann – tief erschüttert, wenn wir hören, wie Christen und andere Minderheiten verfolgt und hingerichtet werden. Auch wir verspüren Ohnmacht, Wut und den Wunsch, dass diesem brutalen Vorgehen schnell ein Ende bereitet wird. Trotzdem glauben wir, dass pazifistische Überzeugungen in dieser Situation nicht hinfällig geworden sind. Gerade als Christen sehen wir uns jetzt herausgefordert, vom Evangelium her einen gewaltfreien Umgang mit den Feinden zu suchen. Mit unseren Überlegungen richten wir uns daher vor allem an jene, die Jesus Christus als »Friedefürst« bekennen und ihm nachfolgen. Seine Aufforderung zur Feindesliebe, hören wir als Ruf an die Kirche, in dieser Welt das kommende Reich Gottes zu bezeugen. Mit diesen Zeilen teilen wir einige unfertige Gedanken zu Geschehnissen, die uns zuweilen die Sprache rauben. Sich dennoch zu äussern, beinhaltet daher das Risiko, plump und zynisch zu klingen. Wir sind uns denn auch sehr wohl bewusst, dass wir nicht auf alles eine befriedigende Antwort haben. Wir möchten aber unser Ringen mit drängenden Fragen teilen, die derartige Gewaltausbrüche immer wieder stellen. Dabei wissen wir, dass sich manches einfach sagen lässt, solange man sich in sicherer Distanz zu gewalttätigen Auseinandersetzungen befindet. Auch sind wir Teil einer Gesellschaft, die sich im Bereich der Prävention zu lange zu passiv verhalten hat und längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Von der aufsteigenden Hilflosigkeit und Resignation wollen wir uns jedoch nicht lähmen lassen, sondern uns demütig und mit Hilfe von Gottes Geist weiterhin mit unseren Mitteln und Möglichkeiten an der »Jagd nach dem Frieden« (Die Bibel: Hebrärer 12,14) beteiligen. Dies tun wir in Verbundenheit und Solidarität mit den Opfern dieses menschenverachtenden Treibens. Gott – erbarme dich!«

Quelle: Mit Gewalt gegen Gewalt? Eine Stellungnahme aus friedenskirchlicher Optik | Kollegium des Theologisches Seminar Bienenberg