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Gladbach LII #1

Veröffentlicht in 26. August 2014

Erst Essen. Dann Abwasch. Beim Zubereiten der Speisen mache ich mir noch keine großen Gedanken. O Shit. Der ganze Mist muss ja wieder gespült werden. Nein. Ich denke am Anfang nicht an das Ende. Eins nach dem anderen. Das ist kein besonders kluger Schachzug. Keine Altersweisheit. Nein. Mitnichten. Auch kein Selbstschutz. Volle Konzentration und auch Freude auf das was ansteht. Ich denke am Anfang der Saison nicht an die mögliche Schlußplatzierung. So zwischen 8 und 12 meinen Menschen, die unseren Weiss-Roten wohlgesonnen sind ist könnte möglich sein. Ich denke in den Anfangsminuten eines Spiels nicht an den Abpfiff. Beim Hinweg nicht an die Rückfahrt. Den Krimi schaue ich niemals hinten beginnend. Wozu auch. Einzig den Kuchen von breit hinten nach schmal vorne. Und beim…

Roll Slow.

Veröffentlicht in 25. August 2014

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Zeitgeist? Eine neue Fahrradkultur. Kette statt Auspuff? Mal abwarten und den Ball, meine den Reifen flach halten. Zumindest wird das Fahrrad anders betrachtet. Zumindest gelten Radfahrer nicht automatisch als »WIE?-Hast-du-keine-Fahrerlaubnis-mehr« Exoten mit dem dazugehörigen Grinsen des/der Fragenden. Das »der« kann vermutlich gestrichen werden. Dieser Satzbaustein kommt im weiblichen Vokabular eher selten vor. Was ein Vorurteil sein kann. Na denn…. krächz.
Es macht einfach Spaß mit dem Rad unterwegs zu sein. Frische Luft, Sonne, Sommer, Bewegung, trockene Straßen wird gerne genommen. Bei Regen quer und gefühlten 3 Grad Celsius im Augustsommer 2014 ist die innere Überzeugungskraft doch etwas mehr gefordert. Es bleibt nur die Bewegung. Und das chillige Rollen in den Sonnenuntergang rutscht mit etwas Glück in der Motivationskette nach vorne. Aber schwer.
Gerade die ZEIT angeklickt. Mach das hin und wieder. Und schon läuft der Werbefilm. Sehr schön. Super gemacht. Nicht zu übersehen. Die Werbung entdeckt das Rad – oder eher die Subkultur des Rads. Retro. SingleSpeed. Gefixed. Schön – aber schwer zu treten und steuern. Warum eine ganze Klientel auch gleich wieder rausfällt. »Ich bin zu sehr Ingenieur für den Quatsch«, sagte mir unlängst ein Freund. Den Quatsch habe ich dazugedichtet – klingt besser. Sorry.

Frau Ursula Croisier, Köln hat es in »Was Mein Leben Reicher Macht« geschrieben. Dem ist im Augenblick nichts hinzuzufügen.

Mein Mann ist 57. Seine Fahrradleidenschaft führt so weit, dass immer mal wieder ein gerade angeschafftes Fahrrad für längere Zeit in unserem Esszimmer steht. Letztlich sitze ich morgens um sieben bei einer Tasse Kaffee, da kommt er wortlos und noch spärlich bekleidet herein, setzt sich zielstrebig aufs Fahrrad, fährt mit höchster Konzentration artistisch um den Esszimmertisch herum und stellt mit spürbarer Zufriedenheit das Rad wortlos wieder ab.

Leute. Nachbarn. FF. Fahrt Fahrrad & Roll Slow. Nur: Zieht euch was drüber. Es wird Herbst.

Boykott III – CONTRA

Veröffentlicht in 20. August 2014

Dieser Text stammt von Antje Vollmer. Geboren 1943, saß mit Unterbrechungen von 1983 bis 2004 im Bundestag. Die evangelische Pastorin ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und hat sich um die Ost-West-Annäherung verdient gemacht. »Nein, Schluss mit dieser Politik ohne Konzept« Ich bin gegen einen Boykott. Denn ich habe weder privat noch im Umgang mit Völkern erfahren, dass die »schwarze Pädagogik«, die Pädagogik der Demütigung, die ein Land in eine Richtung ohne Ausweg treibt, je ihr Ziel erreicht hätte. Sie erreicht eine Verhärtung. Sie erreicht die Abkehr von einer Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft des Kontinents. Sie erreicht in der Regel einen trotzigen Nationalismus. Eine Geste der nationalen Selbstbehauptung, von der das Land schwer wieder runterkommt. Ich glaube, dass wir im Moment alle Gewinne der…

Bochum

Veröffentlicht in 19. August 2014

Dienstag nach Bochum. Wenn ich ehrlich bin… in unserer augenblicklichen Situation und den 1000 Fragezeichen ist mir Pokal eher unwichtig. Zwar schade – aber für Berlin hätte es eh nicht gereicht. Das ist kein Zweckpessimismus. Was unter leidenden Fußballfans für gewöhnlich sehr verbreitet ist. Hätte übrigens auch nicht gedacht, dass man Pessimismus vorne mit 2 hinten mit je einem »s« schreibt. Spricht man doch ganz anders. Das dritte »s«  ist doch ein gefühlter dreifacher Toeloop. Kann mich nicht erinnern zuletzt diese Wort geschrieben zu haben. Vielleicht noch nie… Nie hätte ich auch mit einer Niederlage gerechnet. Irgendwie durchgewurschtelt. Wie immer. Gelte als Optimist. Was mich automatisch zu einem miesen Tipper macht. Die spannende Aufgabe wird sein in den nächsten drei Jahren ein Team aufzubauen,…

Boykott II – PRO

Veröffentlicht in 18. August 2014

Dieser Text stammt von Werner Schulz. Geboren 1950, saß für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, später im EU-Parlament. Dort war der DDR-Bürgerrechtler u. a. stellvertretender Vorsitzender der Russland-Delegation. »Ja, aber bitte intelligent und wirksam« Boykott ja, aber bitte intelligent und wirksam! Putin hat mit der militärischen Einverleibung der Krim das Völkerrecht gebrochen. Es wäre zwingend, ihm vor Augen zu führen, was es bedeuten würde, wenn Staaten der EU sich ebenfalls nicht mehr an das Völkerrecht hielten. Es gibt zum Beispiel das Abkommen von Montreux von 1936, das die Durchfahrt von Schiffen – vor allem von Kriegsschiffen – durch den Bosporus regelt. Dieses Abkommen ist von der damaligen Sowjetunion unterzeichnet worden. Wenn Putin sagt, er erkenne die Regierung in der Ukraine nicht an, weil es…

Sage NEIN!

Veröffentlicht in 16. August 2014

Konstantin Wecker schreibt. Und dem ist nichts hinzuzufügen. Wenigstens für den Augenblick.: »mir imponieren nur die Ratschläge, die der Ratgebende selbst beherzigt«, schrieb Rosa Luxemburg, und ich frage mich, wie viele der kriegsbereiten Kommentatoren ihre Ratschläge wohl selbst in die Tat umsetzen würden. Ist es nicht viel einfacher kriegerische Handlungen zu fordern, wenn man sie anderen überlässt? Gut bezahlten Söldnern, entmenschlichten Militaristen? Wer möchte sich schon ins Gemetzel stürzen, wer von all den gewaltbegeisterten virtuellen Kriegern? Wer möchte seinen Kopf hinhalten? Wäre es nicht besser ihn zu gebrauchen? Gibt es wirklich keine Alternativen zum weiter und wieder und wieder bewaffnen, oder sind wir einfach zu faul, zu müde, zu gehirngewaschen um neu zu denken? Friedvoll zu denken? Helfen ohne auch zu morden? Zieht selbst,…

Boykott I

Veröffentlicht in 15. August 2014

1408_boykott_3000What a word…. und in allen Ohren. Ausgesprochen von den vermeintlich größten Mündern – in alle Richtungen. Die einen wollen das oder jenes nicht mehr liefern. Wobei alle Experten lächeln – dann werden die »das-und-jenes-Geschäfte« über Drittländer gemacht. Alles gut. 

Ich erinnere mich, dass zur Zeit der Apartheid in Südafrika vorallem die internationale Ächtung im Sport im Speziellen dem Volkssport der Weißen Rugby – zumindest einen Eindruck hinterließ. Die südafrikanischen »Springboks« fanden einfach keine Gegner. Und als die neuseeländischen »All Blacks« trotz heftiger Proteste dennoch nach Südafrika reisten, forderten andere afrikanische Staaten den Ausschluss Neuseelands von den Olympischen Sommerspielen 1976. Das Internationale Olympische Komitee IOC lehnte den Antrag übrigens ab. Die FIA, IOC und Blatter’s Fifa. Ein korrupter Haufen – wobei der Bernie gerade für 100 Millionen Dollar bezahlbar an den bayrischen Staat freigesprochen wurde. Wie grotesk.
Wenn aktuell von den Politikern über Sanktionen gesprochen wird, laufen die Vorbereitungen in Sotschi ohne Störungen weiter. Sotschi? Ja da waren unlängst im Februar diesen Jahres die olympischen Winterspiele. Vorbereitungen für den Mitte Oktober erstmalig stattfindenden großen Preis von Russland. Sprich Formel 1. 2018 wird die Fußball-WM in Russland stattfinden. Die Tage forderte der stellvertretende britische Premierminister Nick Clegg den Verzicht der Formel 1 auf den Start in Sotschi. Acht der elf Rennställe sitzen in England. Ihre Angestellten weichen der Frage aus und schieben die Verantwortung weiter: »Man darf sich als Sportler nicht zu sehr seinen Kopf zerbrechen«, sagte Weltmeister Sebastian Vettel: «Wenn wir grünes Licht haben, wird es in Ordnung sein. Es gibt genug Leute bei uns, die sich darum Gedanken machen.« Die Formel 1 klappt das Visier runter. Wie sagte einst Berti Vogts unvergesslich: »Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen.« Wir schreiben das Jahr 1978. Fußball-WM. Dieser Satz war eigentlich mehr Schmach als Cordoba. Die argentinische Militärdiktatur regierte von 1976 bis 1983. Der Sport läßt im Kampf um Moneten wirklich kein Fettnäpfchen aus. Noch was: Der Große Preis von Europa wird 2016 in Aserbaidschan ausgetragen. Na toll. Ist zum abdrehen. Hände in die Taschen und weg.

Geschichten brauchen Gegengeschichten

Veröffentlicht in 8. August 2014

»Es war ein Jammer, die Leute anzusehen, die mit ihrer allernötigsten Habseligkeit über den Rhein zogen, ihr ganzes Heim im Stich lassend aus Furcht, dass ihre Häuser zusammengeschossen werden. Frauen und Kinder mit weinenden Gesichtern. Ein alter Mann mit wenigen Habseligkeiten auf einem Schubkarren.« Diese Sätze stehen im Kriegs-Tagebuch meines Großvaters. Aufgeschrieben auf den Tag genau heute vor 100 Jahren. Der 1. Weltkrieg war gerade eine Woche im Gang. Noch sind die Soldaten voller Begeisterung, wie mein Großvater tags darauf im Tagebuch festhält. 17 Millionen Menschen bezahlen diese Begeisterung am Ende mit ihrem Leben. Dieser Kriegsbeginn vor 100 Jahren begleitet mich in diesem Jahr. Durch das Tagebuch meines Großvaters. Durch die täglichen Erinnerungen in den Medien. Sie rücken mir besonders nahe durch die aktuellen…