Zeitgeist? Eine neue Fahrradkultur. Kette statt Auspuff? Mal abwarten und den Ball, meine den Reifen flach halten. Zumindest wird das Fahrrad anders betrachtet. Zumindest gelten Radfahrer nicht automatisch als »WIE?-Hast-du-keine-Fahrerlaubnis-mehr« Exoten mit dem dazugehörigen Grinsen des/der Fragenden. Das »der« kann vermutlich gestrichen werden. Dieser Satzbaustein kommt im weiblichen Vokabular eher selten vor. Was ein Vorurteil sein kann. Na denn…. krächz.
Es macht einfach Spaß mit dem Rad unterwegs zu sein. Frische Luft, Sonne, Sommer, Bewegung, trockene Straßen wird gerne genommen. Bei Regen quer und gefühlten 3 Grad Celsius im Augustsommer 2014 ist die innere Überzeugungskraft doch etwas mehr gefordert. Es bleibt nur die Bewegung. Und das chillige Rollen in den Sonnenuntergang rutscht mit etwas Glück in der Motivationskette nach vorne. Aber schwer.
Gerade die ZEIT angeklickt. Mach das hin und wieder. Und schon läuft der Werbefilm. Sehr schön. Super gemacht. Nicht zu übersehen. Die Werbung entdeckt das Rad – oder eher die Subkultur des Rads. Retro. SingleSpeed. Gefixed. Schön – aber schwer zu treten und steuern. Warum eine ganze Klientel auch gleich wieder rausfällt. »Ich bin zu sehr Ingenieur für den Quatsch«, sagte mir unlängst ein Freund. Den Quatsch habe ich dazugedichtet – klingt besser. Sorry.
Frau Ursula Croisier, Köln hat es in »Was Mein Leben Reicher Macht« geschrieben. Dem ist im Augenblick nichts hinzuzufügen.
Mein Mann ist 57. Seine Fahrradleidenschaft führt so weit, dass immer mal wieder ein gerade angeschafftes Fahrrad für längere Zeit in unserem Esszimmer steht. Letztlich sitze ich morgens um sieben bei einer Tasse Kaffee, da kommt er wortlos und noch spärlich bekleidet herein, setzt sich zielstrebig aufs Fahrrad, fährt mit höchster Konzentration artistisch um den Esszimmertisch herum und stellt mit spürbarer Zufriedenheit das Rad wortlos wieder ab.
Leute. Nachbarn. FF. Fahrt Fahrrad & Roll Slow. Nur: Zieht euch was drüber. Es wird Herbst.